Redaktion
Coburg hat’s geschafft. Die neue Hochgeschwindigkeits-Trasse der Bahn wird durch den 824 m langen Tunnel Höhnberg an der Stadt vorbeigeführt; damit bleibt dieser schönen Stadt erspart, was Bamberg, Forchheim und vielen kleineren Anlieger-Kommunen droht. Zwei ICEs werden über eine Schleife dennoch den alten Coburger Bahnhof anfahren, und bei größerer Nachfrage könnten das sogar noch mehr werden. Dabei dürfte allen Beteiligten klar sein, dass für Coburg auch nicht mehr drin gewesen wäre, wenn man einem Durchrauschen der Hochgeschwindigkeitszüge durch die Stadt zugestimmt hätte.
Dem besorgten Beobachter der Vorgänge drängt sich zunehmend der Eindruck auf, dass die Bamberger Politik jene Entschlossenheit vermissen lässt, die Coburg diesen Erfolg gebracht hat. Im Pokerspiel um den einen oder anderen zusätzlichen ICE-Stopp, ist man anscheinend hier bereit, leichtfertig Lebensqualität beträchtlicher Areale der Stadt, möglicherweise sogar deren Weltkulturerbe-Status für eine mehr als zweifelhafte Teilhabe am ehrgeizigen Verkehrsprojekt nationaler und europäischer Planer aufs Spiel zu setzen.
Elektrifizierung des Streckenabschnitts Hof – Regensburg
Gänzlich still ist es um die mögliche Elektrifizierung des Streckenabschnitts Hof – Regensburg geworden, diese könnte jedenfalls einen Teil der künftigen Zunahme des Güterverkehrs aufnehmen und so unseren Streckenabschnitt entlasten. Dies hat der VCD in seiner Stellungnahme im Mai erörtert: Deswegen sollte die Elektrifizierung Hof – Regensburg in der Liste der Priorisierung (des Bundesverkehrsministeriums) nach vorne geschoben werden. Vorab ist für die gesamte Strecke (etwa HH – Brennertunnel) zu prüfen, ob nicht an anderer Stelle unzumutbare Härten geschaffen werden.
Die ultimative Stellgröße ist die Geschwindigkeit der durchfahrenden Züge
Einen weiteren wichtigen Punkt gibt ebenfalls der VCD vor: Die ultimative Stellgröße ist die Geschwindigkeit der durchfahrenden Züge. Besonders solange andere Maßnahmen nicht genügend greifen oder nicht weitgehend genug umgesetzt sind, ist die Geschwindigkeit so weit zu drosseln, dass die Lärmgrenzwerte auch ohne Monsterwände unterschritten werden. Besonders solange Güterwagen mit Guss-Bremsen in Betrieb sind, wirken sich Änderungen ihrer Geschwindigkeit deutlich aus.
Sorry liebes Coburg
Aber diese beiden Städte vereint bei diesem Thema nur die fränkische Zugehörigkeit! Coburg hatte das Ziel vom ICE eben nicht abgehängt zu werden, was nun vielleicht gelungen ist. Diesen Flaschenhals-Tunnel mit nur 2 Gleisen als Erfolg zu feiern ist schon extrem weit hergeholt, weil dies mitnichten den Coburger Politikern zu verdanken ist – das war seit jeher ganz normale Bahnplanung. Deswegen stehen ja die „Soda-Brücken“ auch so da rum…
Wenn alle Politiker mit Nachdruck auf unserer Forderung an Herrn Ramsauer nach dem Projekt-Beirat bestehen, dann sind Ersatzlösungen für Bamberg durchaus realisierbar. Es kann und darf nicht sein, dass Bamberg von diesem demokratischen Instrument abgeschnitten wird und nur aur „regionaler Ebene“ mit der Bahn verhandeln soll. (OT Dr. Ramsauer)
Siehe auch hier: https://bahnsinn-bamberg.de/ (Brief an den Minister!)
Viele andere Verbesserungen und Lösungen könnten dadurch endlich mit offenem Ausgang bearbeitet werden. Selbst die Elektrifizierung der Oststrecke – am 23.5. vom Stadtrat als einer der Forderungen von Bahnsinn und VCD einstimmig angenommen – ist durch diesen Beirat dann auch keine Utopie mehr!
Also lasst uns nicht über einen Erfolg von Coburgs Politik diskutieren, der in Wahrheit nie einer war oder sein wird.
Wir brauchen einen sehr viel größeren Kraftakt…
Coburg und Bamberg lassen sich kaum vergleichen:
1. Bamberg ist Systemhalt im ICE-Netz, weil es Anschlüsse nach Forchheim, Schweinfurt, Bayreuth, Hof und in den Nicht-Randstunden nach Coburg und Erlanegn bietet, Coburg hingegen konnte nur 2 bis 3 Zugpaare am Tag bekommen.
2. Der Haupt-Lärmemittent sind die Güterzüge, davon kommen aber etliche aus Richtung Schweinfurt, ein paar aus Richtung Bayreuth oder Hof oder fahren dorthin. Diese ganzen Züge könnte eine Umfahrung Bambergs nicht fassen.
Wichtigste Forderungen bezüglich der Trassenführung bleiben für mich die Entlastung im Güterverkehr, d.h. insbesondere auch die Elektrifizierung der Strecke Regensburg-Hof, der Erhalt des Systemhalts Bamberg und der Schutz historischer Bausubstanz. Je mehr Güterverkehr wir aus Bamberg herausbekommen, um so weniger Lärm gibt es, denn von den ICEs werden maximal 4 Sprinterpaare am Tag nicht in Bamberg halten, es sei denn die ICE-Trasse lässt Bamberg links liegen. Die ICEs, die in Bamberg halten sind langsam genug im Stadtgebiet und machen weit weniger Krach als der Güterverkehr.