„Touristen sollen Pilger werden“
„Der Bau und die zahlreichen Kunstwerke des Bamberger Domes, die viele Menschen anziehen, künden von Gottes Gegenwart in unserer Welt“, so Erzbischof Dr. Ludwig Schick beim Aschermittwoch der Künstler mit dem Thema „Deutsche Dome: Museen? Gottesdiensträume? Orte der stillen Einkehr?“ Um die Touristen zu Pilgern zu machen, die in unseren Domen die Gegenwart Gottes spürten, müssten vor allen Dingen die Touristenführer gut ausgebildet werden. Wichtig wäre außerdem, dass es ständig Beter in jedem Dom gibt.
Der Bamberger Dom, der in diesem Jahr sein 1000-jähriges Bestehen unter dem Motto „dem Himmel entgegen“ feiert, „ist voll von guten Botschaften Gottes“, so der Erzbischof. Die Touristenführer müssten die Botschaften Gottes an die Menschheit erschließen können. Sie könnten die, die die Dome als Museum betrachten, zur Muse hinführen, die ermöglicht, die göttlichen Botschaften wahrzunehmen. Der Bamberger Dom mit seinen hohen gotischen Türmen und der gesamten Architektur vermittle den Menschen, dass sie für den Himmel geschaffen seien. Sie könnten im Dom wahrnehmen, dass ihr Leben mehr wert ist als 70, 80 oder 90 Jahre. „Jedes Leben hat Ewigkeitswert und ist für den Himmel bestimmt“, sagte der Bamberger Oberhirte.
Auch der „Bamberger Reiter“ enthalte eine Botschaft fürs Leben. Die edle Rittergestalt lade ein, selbst edel, hilfreich und gut zu werden. Das von Riemenschneider gestaltete Hochgrab für die Reliquien von Heinrich und Kunigunde, enthalte die Aufforderung, heilig zu werden, das heißt, sich authentisch für das Evangelium und die Kirche einzusetzen.
Auch die Gottesdienste könnten noch mehr Tiefgang bekommen. Er verwies darauf, dass alle, die in der Liturgie tätig seien, die Vorbeter, Lektoren, Kommunionhelfer, Priester und Bischöfe immer sich so verhalten und handeln sollten, dass sie den Menschen helfen, Gott zu finden und zu lieben. Liturgie bedeute Hinführung zu Gott.
In den alten Kirchen, wie im Bamberger Dom, gebe es – Gott sei Dank – auch Krypten, Seitenkapellen und Nischen zur stillen persönlichen Einkehr. Leider Gottes seien solche Rückzugsorte in den modernen Kirchen nicht mehr vorhanden. „Es entspricht aber dem Menschen, auch einmal in einer Ecke oder hinter einer Säule mit Gott allein zu sein oder von ferne und in Stille sein Herz auszuschütten“, so der Erzbischof.
Für die Gebetspräsenz in den Domen erinnerte Erzbischof Schick an die „Vereinigung der Ehrenwache“. In ihr hätten Männer und Frauen sich verpflichtet, jeden Tag oder einmal in der Woche in der Kirche Ehrenwache bei Gott vor dem Allerheiligsten zu halten. „Das wünsche ich mir für unseren Dom und für unsere Pfarrkirchen im ganzen Bistum. Ich möchte, dass die Pfarrgemeinderäte mit ihren Pfarrern überlegen: Können wir so etwas wie eine Ehrenwache organisieren?“ Dann wären der Dom und die Kirchen „durchbetete Räume und könnten auch immer offen sein“, so der Erzbischof
Die Fastenzeit sei eine Zeit der Erneuerung und der Besinnung, um wieder mehr Leben einzuüben. „Unsere Kirchen müssen Lebensspender werden und sie sind es, wenn sie in Räumen und Kunstwerken, in Gottesdiensten und in den Orten der stillen Einkehr Gott als Gott des Lebens für die Menschen spürbar werden lassen“, sagte Erzbischof Schick.