Wegen Überfüllung beinahe geschlossen – auf das Interesse von nahezu 300 Besuchern stieß die Eröffnung der Ausstellung „phantom me“ von Ulla Reiter am Samstag Abend im Kunstraum Kesselhaus am Leinritt.
Es ist dies die 1.Einzelausstellung der gebürtigen Bambergerin in ihrer Heimatstadt und zugleich der Auftakt des für 2012 geplanten Ausstellungsreigens an diesem außergewöhnlichen Ort. Mit berechtigtem Stolz verbuchte Christiane Toewe, Vorsitzende des veranstaltenden BBK Oberfranken, in ihrer Begrüßung diesen überwältigenden Zuspruch als Zeichen für die Notwendigkeit von Räumen für die Kunst der Gegenwart in Bamberg. Stadtrat Christian Lange nahm in seinem Grußwort diesen Gedanken auf und unterstrich die besondere Wertigkeit Neuer Kunst im dichten kulturellen Gefüge der Welterbestadt, die endlich eine eigene Heimstatt braucht.
Niemand vermochte sich der spontanen Eindrücklichkeit der oft monumentalen und bisweilen sich bewegenden Schaumstoffskulpturen zu entziehen, deren Aussagemächtigkeit Dr. Timo Saalmann in seiner Einführung vielfältig zu entschlüsseln suchte. Inspiriert von Mythischen Wesen oder Dämonen, wie sie sich in Stein gehauen in vielen Ecken und Winkeln der mittelalterlichen Kathedralplastik finden, paaren sich mit fiktiven Weltraumrittern – kantig und expressiv aus der gelben oder grauen weichen Masse langwierig herausgeschnitten.
Der schieren Größe widerspricht die Empfindlichkeit des Materials – daher „bitte nicht anfassen“! Und mit nämlicher Vorsicht bewegten sich die Besucher unablässig um die Großplastiken herum, um aus jedem Blickwinkel die Komplexität der apokalyptischen Reiter oder der Space Men begreifen zu können. Gänzlich anders die weit ruhigere Spannung der Kleinfigurengruppen im Untergeschoss des Kesselhauses und die Zeichnungen – Sehen, Herumgehen und sich mit dem Betrachten Zeit lassen, das macht die bis zum 15.April dauernde Ausstellung zu einem puren Vergnügen. Während der von den neuen ehrenamtlichen Helfern betreuten Öffnungszeiten kann man übrigens Ulla Reiter häufig treffen, die an der eigens für Bamberg konzipierten Installation „dark paradise“ arbeitet. Vielfältige Gespräche bei einem kühlen „Hallerndorfer“ „Handgranate“-Bier machten den Eröffnungsabend zu einem echten Erlebnis und zugleich neugierig auf die kommenden Ausstellungen.
Ein Eintrag im Gästebuch unterstreich den Erfolg der Veranstaltung: „Dieser Raum, diese Ausstellung, diese Stimmung! Wo haben sich all diese Leute getroffen, unterhalten und wo haben sie solche Kunsterlebnisse gehabt bevor es das Kesselhaus gab?“
Ulrich Kahle