Christiane Hartleitner
„Meine Nächte gehören mir“
Es bedarf schon einer gewissen Dreistigkeit, wenn eine Gruppe behauptet: „Die Nacht gehört UNS!“ Es ist eine Gruppe der jungen Liberalen, die einer Partei angehören, deren Engagement bekanntlich mitunter um Mövenpick, Gastronomen, Hoteliers und Tankstellenbetreiber kreist. Und die Abschaffung der Studiengebühren ablehnte. Ihren Mitgliedern sage ich: „Meine Nächte gehören mir.“
Dass diese sich nun in das Fahrwasser von Kulturschaffenden und -genießern begeben, die sich für eine höhere Akzeptanz und Wertstellung von Nischenkultur einsetzen, ist wohl dem Wahlkampf geschuldet. Eine grundsätzliche Diskussion über den Unterschied von Kulturschaffenden und Kulturmanager sollte sich anschließen – gerade in einer Weltkulturerbestadt. Ein gerüttelt Maß an Demut von Seiten der Manager dürfte dabei hilfreich sein.
Pressemitteilung der Liberalen Hochschulgruppe Bamberg
Bamberg. Aufgrund der stetig fortschreitenden Einschränkung des Nachtlebens durch die städtische Sperrzeiten-Verordnung gründen Studenten in der oberfränkischen Stadt Bamberg die Initiative „Sperrstunde abschaffen!“.
Gemeinsam und parteiunabhängig wollen die Studenten mit Vereinen, Gastronomen, Schülern und Anhängern gegen die Sperrstunde vorgehen. Sie fordern einen gesamtgesellschaftlichen Dialog, der zum Ziel hat, dass jeder erkennt, wie sinnlos die Sperrzeiten-Regelung ist.
Hierzu wurde neben einer Homepage (www.sperrstunde-abschaffen.de) auch eine Facebook-Seite (http://www.facebook.com/SperrstundeAbschaffen) eingerichtet, die sich in kurzer Zeit großer Zustimmung erfreuen konnte. Die Initiative wird im Netz, aber auch mit Aktionen, Pressemeldungen, Kundgebungen und Podiumsdiskussionen weiter Front gegen die Sperrstunde machen.
OK, die Brücke zum bösen, rücksichtslosen Liberalen (pfui!) musste natürlich geschlagen werden.
Das Pamphlet ist – so – natürlich Unfug, und „die Nacht“ gehört ganz sicher *nicht* den Verfassern desselben, sondern allen Leuten, die in dieser Stadt wohnen.
Andererseits: Ich kann nicht mit Zahlen aufwarten, und lasse mich gerne im folgenden Gedankengang eines besseren belehren:
Schließen die Bars um 2 (oder um1) ist die Zeit im Grunde nur komprimiert. So läuft der Studierende in Ermangelung eines schönen Plätzchens ein paar Stunden, sagen wir: bis 5 auf der Straße herum und blökt solange, bis er wirklich müde wird und schlafen geht.
Alternativ: Schließt die Bar gar nicht oder erst um 6, bleiben die Leute solange, wie sie eben möchten und gehen um 3,4 oder 5 direkt nach Hause und blöken weniger, weil schon müde. Zum anderen ist die Zeit des Blökens (TBT, Total Blök Time) entzerrt, bzw. verteilt sich gleichmäßiger weil länger und leiser.
Klingelt dann der Postbote um 10:00 morgens, oder schlägt der Nachbar um 11:00 eine Nagel in die Wand, kann sich der oder die Studierende ja nach Herzenslust über die schreckliche soziale Kälte beklagen, maulige Briefe an das lokale Blättchen schreiben oder schlicht seinen Wach/Schlafrhythmus entsprechend anpassen.
So what? Oder ist das zu verkürzt?
gerade die Gruppe ,der den „wirtschaftlichen Leistungsträgern“ Nahestehenden sind meist die, welche am lautesten ihre Leistungsfähigkeit in den frühen Morgenstunden herausgröllen müssen und ihre Leitansprüche geltend machen.
Ein Armutszeugnis für die beteiligten politischen Einflussnehmer.