von Christiane Hartleitner
In der Sparkasse in der Langen Straße sind seit vergangenen Dienstag noch bis zum kommenden Freitag, 24. Februar, die Entwürfe zum Architektenwettbewerb zu begutachten, die der Investor Multi Development ausgelobt hat. Bekanntlich möchte dieser dort im Quartier an der Stadtmauer ein Einkaufszentrum errichten.
Das Stuttgarter Architekturbüro MGF hat den ersten Preis erhalten. MGF ist in Bamberg nicht unbekannt, denn in 2006 erhielt das Büro den 1. Preis für den Entwurf der Unteren Mühlen, der allerdings nicht realisiert wurde.
Eine erste Durchsicht der eingereichten Entwürfe zeigt die schier unlösbare Aufgabe, die die Planer zu erfüllen hatten: auf die kleinteilige Stadtstruktur sollte eingegangen werden, die differenzierte Dachlandschaft berücksichtigt werden. Die Erhaltung sowohl des rituellen jüdischen Tauchbads, der Mikwe, als auch der bis in Teilen über 2 Meter über Bodenniveau erhaltenen Stadtmauer sollte unbedingt erreicht werden. Die älteren Teile der Stadtmauer aus dem frühen 13. Jahrhundert erfuhr exakt an dieser Stelle ihre Erweiterung im 15. Jahrhundert. Eindrucksvolle Reste wurden dort bauforscherisch ergraben und dokumentiert. Darüber hinaus gibt es Denkmäler in der Hellerstraße 11, 13, 15, die zum Teil im Kellergeschoss nachweisbar sind, auch ganze Häuser dort sind denkmalwert.
Von Beginn an war klar, dass die Planungsaufgabe mit den denkmalpflegerischen Anforderungen nicht in Einklang zu bringen sein werden
Das hat der Wettbewerb gezeigt – auch der Siegerentwurf. Eine erste Beschäftigung mit den Planungen ergibt folgendes Bild: Problematisch stellt sich die Fassadenabwicklung in der Langen Straße dar. Die Nachbarbebauung wird wenig bis gar nicht berücksichtigt. Welche Materialien sollen hier verbaut werden? Folgt man allenthalb durchgeführten Rekonstruktionsversuchen und stellt damit die erhaltenen Denkmäler in den Schatten?
Doch auch für den öffentlichen Nahverkehr wird die Situation in der Langen Straße schwierig. Bislang können dort mehrere Busse der Stadtwerke hintereinander stehen. Durch Verschieben der „Durchwegung“ (siehe Abbildung vorne) nach rechts, scheint das nicht mehr möglich. Mit dem Ansinnen, den Individualverkehr zu verringern und die Akzeptanz der öffentlichen Verkehrsmittel zu erhöhen, läuft die Situation entgegen.
Am kritischsten ist der Umgang mit den Denkmälern zu beurteilen: Keines der oberirdischen Denkmäler in der Hellerstraße bliebe erhalten. Das jüdische Ritualbad wurde bis heute nur in Teilbereichen erforscht. Wir wissen, dass solche Mikwen viel größer, viel raumgreifender sind. Hier hat man bislang keine ausreichenden Grabungen durchgeführt. Solche Vorgehensweisen lassen sich nur mit der Haltung, dass es sich um unbequeme Denkmäler handelt, erklären. Ein privater Denkmalbesitzer müsste umfassende Untersuchungen nachweisen, im Quartier wurden sie nicht veranlasst. Der Erhalt der Denkmäler in der Hellerstraße ist nicht vorgesehen, alle würden abgerissen, würde man die vorliegenden Planungen durchführen. Ein Konsens mit der Denkmalpflege, der bei einer städtischen Bauaufgabe in einer Weltkulturerbestadt oberste Priorität haben muss, scheint unter solchen Vorgaben unmöglich.
Darüber hinaus offenbart sich der Umgang mit der erhaltenen Stadtmauer als äußerst problematisch: Erhaltene Teilbereiche werden geopfert, an anderen Stellen taucht im Plan Stadtmauer auf, die an dieser Stelle nicht nachgewiesen wurde. Offensichtlich war Planungsaufgabe, eine Durchsicht von der Langen Straße über den neu geschaffenen Platz bis zu den Geschäften in der Franz-Ludwig Straße zu erreichen, sodass kurzerhand störende Mauerbereiche abgerissen werden: für die Passage (siehe braun angelegter Erdgeschossbereich) sollen erhaltene Mauerstücke fallen. Gerade in diesem Bereich sind die Mauern bis in zwei Meter Höhe noch vorhanden. Dafür hat man eine „Phantasiemauer“ an anderer Stelle errichtet. Hier könnte eine Überlagerung der vorliegenden Planungen mit den dokumentarisch belegten Mauerbefunden diesen ersten Eindruck verifizieren. Dem interessierten Bamberger wäre solch eine Überlagerung zuzumuten. Das hätte der „Ausstellung“ in der Sparkasse sehr gut gestanden, die die Bürger umfassend informieren möchte. Die Bamberger lieben ihre Denkmäler, die der niederländische Investor offensichtlich nicht wirklich zu schätzen weiß.
Soviel Information sollte sein, denn Transparenz gehört zur politischen Kultur.
Bestehen denn noch rechtliche Möglichkeiten diese Wiederholung von städtebaulichem Irrsinn abzuwenden?
Anders wird dieser architektonischer Glanzleistung wahrscheinlich nicht beizukommen sein…
Interessant was die OB-Kandidaten im Detail dazu sagen werden.
Die Firma Honer ihrerseits scheint aufgrund dessen ja schon resigniert zu haben…