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WER ist der WOLF

16. August 2019 - 29. Dezember 2019

Dr. Matthias Mäuser

Herausforderung Wolf – Sonderausstellung zum Thema Wolf im Naturkunde-Museum

Die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland wird sehr zwiespältig beurteilt. Die Einen schätzen das Tier als wichtigen ökologischen Faktor, die Anderen ängstigen sich bei der Vorstellung, einem Wolf im Wald zu begegnen und Weideviehhalter bangen um ihre Tiere. Die Debatte wird ebenso kontrovers wie emotional geführt. Das Naturkunde-Museum versucht, mit seiner aktuellen Sonderausstellung „WER ist der WOLF“ zu informieren.

Hierzulande ist die Spezies Wolf meist mit einem negativen Image behaftet. Man könnte es als das „Rotkäppchen-Syndrom“ bezeichnen. Denn schon in der Märchenwelt spielt der Wolf in aller Regel die Rolle des Bösewichts. Doch steht er in den Märchen – folgt man psychologischen Analysen – nicht als das Wildtier selbst, vielmehr dient er als Metapher für das Böse im Menschen.

Dass ihm – dem Wolf – dieser schlimme Ruf bei seiner allmählichen Rückkehr in seine einstigen Lebensräume vorauseilt, kommt nicht von ungefähr. Denn im Verlauf der vergangenen Jahrhunderte gab es durchaus Perioden, in denen Wölfe überlieferungsgemäß aus menschlicher Sicht viel Unheil anrichteten. Vor allem in der Zeit während und nach dem 30-jährigen Krieg, als die Bevölkerung unter unsagbar schlimmen Verhältnissen zu leiden hatte, sind tödliche Wolfsangriffe auf Menschen zahlreich dokumentiert. Doch diese Überlieferungen sind kritisch zu beurteilen, folgt man der Sichtweise mancher Wissenschaftler. Nicht nur die Lebensumstände waren damals völlig anders als heute, auch war seinerzeit die Tollwut, die besonders den Wolf zur „Bestie“ machen kann, weit verbreitet. Dazu kommt, dass Wölfe aus politisch motivierten Verdrängungsmechanismen heraus als Sündenböcke für die grauenhaften Zustände infolge der kriegerischen Auseinandersetzungen herhalten mussten.

Jedenfalls begann in der Folgezeit die unerbittliche Jagd auf den Wolf, die dessen gänzliche Ausrottung zum Ziel hatte. Die Jagdmethoden waren aus heutiger Sicht äußerst grausam, wie ein recht kleines Exponat in der Ausstellung verdeutlicht: eine sogenannte Wolfsangel; diese spitzen Doppelhaken wurden, mit einem Fleischköder kaschiert, an Bäumen aufgehängt. Sprangen Wölfe danach, hingen sie zappelnd am Haken und verendeten ebenso langsam wie qualvoll. Die Bemühungen waren jedenfalls „erfolgreich“: gegen Mitte des 19. Jahrhunderts war der Wolf in Deutschland gänzlich ausgerottet.

Als in den 1970er Jahren Canis lupus lupus – so der zoologische Name des Eurasischen Wolfs – in vielen europäischen Ländern unter Schutz gestellt wurde, begannen sich dort die Populationen zu erholen. Und er ging allmählich auf Wanderschaft, zurück in seine ehemaligen Lebensräume. Der erste Wolfswelpe wurde dann im Jahr 2000 auf einem Truppenübungsplatz in der sächsischen Oberlausitz geboren. Der erste durchziehende Wolf in Bayern wurde im Mai 2006 bei Pocking am Starnberger See gesichtet. Neben solchen gelegentlichen Durchzüglern, wie sie kürzlich auch schon im Bamberger Raum gesichtet wurden, gibt es in Bayern inzwischen auch wieder standorttreue Wölfe: im Veldensteiner Forst, im Grenzgebiet Böhmischer-Bayerischer Wald, in der Rhön und auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr.

Es ist also abzusehen, dass sich diese Urform all unserer heutigen Pudel, Terrier, Dackel etc. weiter bei uns etablieren wird. In der Ausstellung kann man diese Ausbreitungsgeschichte nachvollziehen. Ebenso kann man etwas über die Vorbehalte erfahren, die damit einhergehen. Die Ausstellung versucht, das Pro und Kontra objektiv darzustellen. Denn schließlich ist es unbestreitbar, dass die Rückkehr des Wolfes neben positiven ökologischen Aspekten auch Herausforderungen an uns stellt. So gilt es, geeignete Maßnahmen zu realisieren, die Nutztierherden auf ihren Weideplätzen schützen. Zwar besteht die Hauptnahrung der Wölfe aus Rot- und Schwarzwild, womit sie unter anderem deren übergroße Bestände dezimieren und dadurch den Verbiss junger Baumtriebe durch das Rotwild verringern und dem Wald die Möglichkeit geben, sich zu verjüngen. Doch ein Schaf aus einer ungeschützten Herde zu reißen, ist für das Raubtier energiesparender und weniger gefährlich als einem Wildschwein hinterher zu jagen. Greifen übliche Schutzmaßnahmen wie Elektrozäune oder Herdenschutzhunde nicht und kommt es zu Verlusten an Weidetieren, ist die Politik gefordert, finanziellen Ausgleich zu schaffen.

Doch der potentiellen Gefahr für Nutztiere gilt nicht jene Hauptsorge, die Teile der Bevölkerung angesichts der steigenden Bestandszahlen an Wölfen umtreibt. Mehr noch fürchtet man gemeinhin um Leib und Leben. „Wird Pilzesammeln gefährlich?“ lautet denn auch der Untertitel einer der 14 Ausstellungsbanner. Die Antwort auf die Frage lautet „nein“. Zwar kann man den Angriff eines Wolfes auf einen Menschen nicht zu 100 Prozent ausschließen, doch die Gefahr ist äußerst gering. Wölfe haben normalerweise höchsten Respekt vor Menschen und ziehen sich scheu zurück, noch ehe ein Mensch überhaupt bemerkt, dass „Isegrim“ in der Nähe ist. „Das Risiko, in Europa von einem wildlebenden Wolf angegriffen zu werden, ist zwar größer als null, aber es ist so minimal, dass es sich nicht beziffern lässt“, so die breit angelegte Studie eines norwegischen Instituts für Naturforschung. Und den Begriff „Gefahr“ sollte man trotz aller gebotenen Einfühlsamkeit dennoch objektiv betrachten: Neun tödlichen Wolfsangriffe auf Menschen seit 70 Jahren in ganz Europa stehen alleine 3275 Verkehrstote nur in Deutschland und nur im Jahr 2018 entgegen! In der Ausstellung erfährt man zum Thema Sicherheit auch Verhaltensregeln, wie man sich bei einer – sehr unwahrscheinlichen – Begegnung mit einem Wolf in freier Wildbahn verhalten sollte, um eventuelle Gefahren zu vermeiden.

Um sich über das Thema Wolf zu informieren, hat man in der Sonderausstellung des Naturkunde-Museums noch Gelegenheit bis zum Ende des Jahres zu den üblichen Öffnungszeiten des Hauses in der Bamberger Fleischstraße 2. Anfragen nach Führungen unter info@naturkundemuseum-bamberg.de. Quizbögen zur Wolfsausstellung sind während der Ferienzeit an der Museumskasse erhältlich.

Öffnungszeiten des Museums:
Di – So: 9 – 17 Uhr (Oktober-–März: 10 – 16 Uhr)

 

Details

Beginn:
16. August 2019
Ende:
29. Dezember 2019
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