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Vortrag zum Thema „Antiziganismus“ von Herrn Erich Schneeberger

22. März 2018 @ 19:00

Vortrag zum Thema „Antiziganismus“ von Herrn Erich Schneeberger, Vorsitzender des Verbands Deutscher Sinti und Roma – Landesverband Bayern e.V. am 22.3.2018 um 19 Uhr im Jüdischen Lehrhaus Bamberg – Heinrich C. Olmer, Willy-Lessing-Str. 7a, 96047 Bamberg

Antiziganismus bezeichnet die spezifische Feindschaft gegenüber Sinti und Roma und anderen als „Zigeuner“ stigmatisierten Gruppen. Der Begriff wird in Deutschland seit den 1980er Jahren verwendet. Er ist analog zu dem Begriff Antisemitismus geprägt worden, der die Feindschaft gegenüber Juden beschreibt. In der im Juni 2016 veröffentlichten Studie „Die enthemmte Mitte“ wird – wie von der Tendenz her inzwischen auch in weiteren repräsentativen Studien bestätigt – das besorgniserregende Ausmaß des gesellschaftlichen Antiziganismus festgestellt: Die Studie belegt, daß 57,8 % der Befragten ein Problem damit hätten, wenn Sinti und Roma in ihrer Nähe wohnen würden. Knapp 50 % der Befragten sind dafür, daß Sinti und Roma aus den Innenstädten verbannt werden sollen. 58,5 % der Befragten sind der Meinung, daß Sinti und Roma zu Kriminalität neigen.

Welche Erscheinungsformen hat der Antiziganismus in Deutschland, wie wirkt er sich auf den Alltag der hier lebenden Angehörigen dieser nationalen Minderheit aus? Damit will sich Erich Schneeberger, Vorsitzender des Verbands Deutscher Sinti und Roma – Landesverband Bayern in seinem Vortrag befassen.

Seit dem Frühjahr 2017 erscheinen fast wöchentlich Meldungen zu einem Fahndungserfolg der Münchner Polizei gegen eine aus Kroatien stammende Einbrecherbande. Gleich mehrere Medien berichteten in diesem Zusammenhang wiederholt von einem „Roma-Clan“, der hinter den Taten stecke. „Focus online“ titelte am 4.12.2017 wahrheitswidrig „Das ist Deutschlands 500-köpfiger Roma-Clan“. Die seit über 600 Jahren in unserem Land lebenden deutschen Sinti und Roma werden so für die Taten einer Tätergruppe in Mithaftung genommen, von der die Polizeibehörden entgegen den verbindlichen Bestimmungen des europäischen Rahmenübereinkommens zum Schutz nationaler Minderheiten in der Tradition der ehemaligen „Landfahrerzentrale“ der Bayerischen Polizei die ethnische Zugehörigkeit willkürlich „feststellen“ und so die gesamte Minderheit öffentlich stigmatisieren. Jahrzehntelange Aufklärungsarbeit unserer Verbände gegen den Antiziganismus wird so mit einem Schlag zunichte gemacht. Bestehende Vorurteile in der Öffentlichkeit werden dadurch noch weiter verstärkt.

Seit dem Bundestagswahlkampf 2013 wurde durch Plakate und Flugblätter der NPD gezielt gegen Sinti und Roma rassistisch diskriminierende Hetze betrieben. Staatsanwaltschaften und Gerichte verwarfen Anzeigen wegen Volksverhetzung mit der Begründung, die Kampagne der NPD sei noch durch das Recht auf Freie Meinungsäußerung gedeckt. Neue Rechtsgutachten sehen den Staat statt dessen in der Pflicht, Minderheiten gegen derartige Hetze zu schützen. Unser demokratischer Rechtsstaat muss mit all den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln einschreiten, wenn unser Miteinander durch menschenverachtende Propaganda gefährdet wird.

Der Eintritt ist frei, der Zugang ist barrierefrei.

 

Details

Datum:
22. März 2018
Zeit:
19:00
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Jüdisches Lehrhaus Bamberg – Heinrich C. Olmer
Willy-Lessing-Str. 7a