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Der BBK Oberfranken stellt im Bamberger Kunstraum Kesselhaus den Maler Beka Gigauri vor

9. September 2017 - 15. Oktober 2017

Beka Gigauri, ohne Titel

 

Jede seiner Malereien ist in ihrer Eigenheit abgeschlossen; man ist von jedem einzelnen dieser wildromantischen Organismen angezogen, nähert sich ihm wie einem fremdartigen und doch irgendwie enzyklopädisch bekannten Lebewesen, durchaus mit vorsichtiger Neugier. Die Assoziationsmaschine läuft im Betrachten unverzüglich an: Meereswogen wie bei Courbet, dann plötzlich der getrübte Blick unter Wasser, die Geräusche nur noch gedämpft, abblätternde Altanstriche wie in Industrieruinen, der ängstlich-gespannte Blick auf das entfernt aufziehende, aber rasch näher kommende Gewitter. Das kann die Vorstellung aus größerer Entfernung sein; der Blick aus der Nähe zeigt dann in der Woge die vielen kleinen Formen – und vor allem auch Material: mannigfaltige Schichtungen, lasierende Transparenzen, opake Verdichtungen, die Ausdehnung der Farbe auf der Fläche, die Imprägnierung der Nesseloberfläche mit dünner Ölfarbe. Die materielle Auseinandersetzung prägt die Malweise Gigauris genauso wie der Anspruch, ein jeweils autonomes Bild zu schaffen.

Beka Gigauri, in Georgien geboren, seit 1992 in Deutschland lebend, mit sehr verschiedenen Studien der Malerei an den Akademien in Tiflis und Berlin im persönlichen Gepäck, setzt die große Ära des Abstrakten Expressionismus in seiner Weise fort. Ihm geht es nicht darum, die unmöglich gewordene Neuerfindung der Malerei zu betreiben. Konsequent und in ausufernden, sich nicht erschöpfenden Werkserien nutzt er das Erbe der spätmodernen Malerei, um einen Ausdruck für seine ästhetische Energie zu suchen. Die Helden der amerikanischen Malerei, Jackson Pollock, Sam Francis, Mark Rothko – Gigauris persönlicher „Dreiklang“ – mussten sich mühsam aus dem zum Stil gewordenen Surrealismus freikämpfen; für Gigauri ist das Surreale nur ein weiterer, aber essentieller Treibstoff, sich durch das Material der Malerei zu wühlen. So homogen und in sich geschlossen seine Malerei wirkt, so vielfältig aber sind die Formen und Medien der Kunst, die ihn maßgeblich beeinflusst haben und als Spur in seinen Bildern zu finden sind: die erratischen und bildmächtigen Filme Tarkowskis, die auf überwältigende Wirkung angelegten barocken Skulpturen Gian Lorenzo Berninis, die „unreine“ Materialität eines neuen Realismus bei Robert Rauschenberg, und die lebensbejahende Entgrenzung von Fluxus zum Beispiel – die Liste ließe sich noch weit fortsetzen.

Gigauri nennt seine Bilder, die in der Regel in nur zwei Formaten vorkommen, gerne „Permanent Movies“. Viele seiner Bilder erwecken tatsächlich die Assoziation von Filmen der langen, aber unwiederbringlich vergangenen vor-digitalen Ära, und das bezeichnenderweise wieder auf der materiellen wie auf der bildlichen Ebene: wie eine Acetatschicht ziehen sich hauchdünne Farbschleier über die Leinwand, ihre Färbung wirkt verblichen; und manche seiner Malereien wirken wie eine sehr lang belichtete Projektionsleinwand: alle Formen eines Filmes – nein, alle Filme, die Gigauri je gesehen hat, wie übereinander geblendet, wie eingebrannt und eingerieben in diese eine bemalte Leinwand.

In der sehr materiellen Industriearchitektur des Kesselhauses erhalten Gigauris Malereien ein starkes Pendant. Man darf gespannt sein, wie seine anlässlich dieser Einzelausstellung gemalten aktuellen Werke mit der besonderen Umgebung verschmelzen.

Jan Burmester

  • 9. September – 15. Oktober 2017
  • Freitag 15 – 18 Uhr, Samstag und Sonntag 11 – 18 Uhr, Eintritt frei
  • Eröffnung: Freitag, 8. September 2017, 19 Uhr
  • Grußwort: Dr. Christian Lange, Bürgermeister der Stadt Bamberg
  • Redner Jan Burmester
  • Musik Oliver Pörner, Saxophon

Programm zur Ausstellung:

  • 24. September 2017 Künstlergespräch – mit Präsentationen aus dem Fundus
  • 14. Oktober 2017 Workshop zum Aufspannen von Keilrahmen mit Beka Gigauri
  • außerdem Lesung auf georgisch und deutsch

Datum und Weiteres hierzu demnächst unter www.bbk-oberfranken.de

 

Details

Beginn:
9. September 2017
Ende:
15. Oktober 2017
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