Tot

… und natürlich wusste ich es nicht, hatte keinerlei Vorstellung davon wie es sich anfühlt, wenn das Fleisch von den Knochen fällt. Es fällt das Gefühl für das Fleisch mit ab. Bleibt das Gefühl für die Knochen, die nun wurzelumwunden in der Erde lagen. Leben spürend, nur nicht das eigene, das ja längst erloschen. Es war das Leben eines Baumes, der gierig nach Nährstoffen saugend, sich zwischen und um die Knochen wurzelnd wand. Erinnerungen. Quälende. Seltsam, selbst im Tode, der nun auch schon viele Jahrzehnte zurück lag, hörten sie nicht auf. Wurden nur deutlicher, sortierter, gewaltiger und starben nicht. Nein, sie starben nicht mit dem letzten Aufbäumen des Körpers. Der Geist, sich langsam aus dem Körper windend, den Wurzeln nicht unähnlich, hatte sie alle gesammelt. Er wand sich, bis auch der letzte Teil des Körpers zu Staub zerfallen war. Dann machte er sich auf, suchte die Seele. Die eigene? Wer weiß das zu sagen.

© Cornelia Stößel

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Herbstwald

Der Wald begrüßt mich still
mit seiner Fülle
aus Grün und Gold und Braun und Rot.
Sie fällt vom Blätterdach,
das lichter als vor Wochen.
Und Pilz und Moos erfrischen duftend

mir den Geist, den Sinn.
Ich blühe auf in Waldeskühle.
Es räkelt sich in mir die Seele,
die spürt, dass wir willkommen sind.

© Cornelia Stößel 2021 / November

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Ein Gefühl von allumfassender Glückseligkeit

Stadt Bamberg

Verleihung des Kultur-Förderpreises 2021 an „KUFA – Kultur für alle“

v.l.n.r.: Zweiter Bürgermeister Jonas Glüsenkamp, Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar, Oberbürgermeister Andreas Starke, Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner, Harald Rink, künstlerischer Leiter der KUFA, Klaus Gallenz, Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe Bamberg. Foto: Jürgen Schraudner

Im vollbesetztes Hegelsaal der Konzert- und Kongresshalle fand am 28. Oktober 2021 die offizielle Verleihung des Kultur-Förderpreises der Stadt Bamberg statt. Der mit 6.000 Euro dotierte Kulturpreis, ging in diesem Jahr an die „KUFA – Kultur für alle“.

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22 Jahre lang voller Neugierde

Stadt Bamberg

Museumsdirektorin Dr. Regina Hanemann geht in den Ruhestand

Foto: Pressestelle/Anna Lienhardt. Dr. Regina Hanemann in ihrem Büro im Alten Rathaus

Im Abschiedsinterview erzählt sie von Begegnungen mit einem ehemaligen Direktor des Pariser Louvre, warum sie sich einmal als „Gemischtwarenhändlerin“ bezeichnet hat und was das Besondere an den Bamberger Museen ist.

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Der Tod von Forchheim

Im fahlen Licht des Mondes huschte eine Gestalt über den Platz.
Wie ein schwarzer Schleier umwehte sie die alte Eiche, die dort schon seit 200 Jahren stand.
Fuhr ihr durchs Geäst und ließ deren Blätter rauschen, eine ganze Weile. Dann glitt die Gestalt wie ein Schatten, mit einem langgezogenen Stöhnen, durch das schmiedeeiserne Gitter des Friedhofs.
Davon aufgeschreckt flog eine Eule mit einem ärgerlichen „Uhu!“ davon.
Der Schatten, diese Ahnung eines Schattens kauerte sich auf einen Grabstein
und blickte müde um sich. Dachte an früher. „Was waren das für Zeiten gewesen, damals.“ Haufenweise hatte er, der Tod von Forchheim sie geholt. Die jungen und schönen, die alten und krummen. Ob reich oder arm, alle durfte er sie haben. Ganze Scharen hatte er ins Jenseits geführt. Mit einem wohligen Schauer dachte er an ihr Flehen und Betteln, an ihr Geschrei und Gejammer. „Ach ja, was waren das für Zeiten gewesen.“ Er stöhnte und tat sich selber schrecklich leid. Für ihn gab es nichts mehr zu tun. Längst hatten jüngere mit feineren Methoden ihm den Rang abgelaufen. Aids, der dürre Geselle, oder Krebs, das fette Geschwür. Und heute, Corona mit all seinen Vettern.
Sie trieben weltweit ihr Unwesen. Hatten ihn, den Tod von Forchheim verdrängt.
Wobei – und genau genommen ja eigentlich die Ärzte mit ihren Therapien viele der Kranken selbst ins Jenseits schickten.
Der Tod von Forchheim, konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Dann blickte er wieder trübsinnig und dachte wehmütig daran wie er einst von Forchheim aus in die Welt gezogen war. Welch ein Triumph, welch ein Erfolg. Er straffte die schattenhaften Schultern. Er würde warten. Er konnte warten. Eines Tages, ja eines Tages würde er noch einmal durch die Welt ziehen. Irgendwann.

© Cornelia Stößel 2015 / 2021 / Oktober