Aktion oberfränkischer Umweltschützer*innen in Bamberg
BUND Naturschutz Bamberg
Oberfränkische Umweltschützer*innen forderten bei einer Aktion am Montagabend in Bamberg wegen des aktuellen Waldsterbens mehr Anstrengungen beim Klimaschutz. Mit einer abgestorbenen Kiefer aus einem fränkischen Wald demonstrierten sie die dramatische Entwicklung der Waldschäden nach den Extrem-Sommern 2017 und 2018.
„Wir stehen vor einem Waldsterben 2.0, das durch die Klimakrise verursacht wird. Hintergrund sind die extrem hohen Temperaturen der letzten Sommer infolge der Klimakrise. Verantwortlich hierfür sind die fehlenden politischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise in den letzten Jahren. Bayern muss jetzt in der Bundesregierung Nachbesserungen des Klimapäckchens einfordern, denn die bisher beschlossenen Maßnahmen reichen nicht aus, das Klimaversprechen von Paris einzuhalten und den Temperaturanstieg auf 1,5° C Jahresmitteltemperatur zu begrenzen und damit auch den Schutz der Wälder auf den Weg zu bringen“, so Richard Mergner, Vorsitzender des BN.
Das erste Waldsterben der 1980er Jahre, als die Tannen aufgrund der Luftverschmutzung starben, konnte noch durch politisches Handeln eingedämmt werden. Dies geschah damals nicht durch Appelle, Anreize und Handel mit Verschmutzungsrechten, sondern durch eine klare politische Normensetzung: Mit der Großfeuerungsanlagenverordnung 1983 wurden die Kraftwerksbetreiber gezwungen, Filter einzubauen. Seitdem erholten sich die Wälder wieder. Bei den Auswirkungen der Klimakrise und dem jetzigen Waldsterben 2.0 braucht es jedoch deutlich mehr Anstrengungen.
„Auch bei uns im Landkreis Bamberg sind die ersten Waldschäden festzustellen, zum Beispiel in Scheßlitz“, so Martin Bücker, der Vorsitzende der Kreisgruppe Bamberg. „Die Schäden für Gesellschaft und Waldbesitzer durch die Klimakrise sind heute schon enorm. Die Folgekosten für ein weiteres Aussitzen der Klimakrise durch die Politik werden deutlich höher sein als die Kosten für Klimaschutzmaßnahmen“, ergänzt Erich Spranger, der stellvertretende Vorsitzende.
Mit einer toten Kiefer aus einem fränkischen Wald verdeutlichten die oberfränkischen Aktiven des BN die dramatischen Ausmaße, die das Sterben von Bäumen und teilweise ganzer Wälder in fränkischen Waldgebieten angenommen hat. Die Vertreter*innen der neun Kreisgruppen und etlicher Ortsgruppen trafen sich am Montag, 14.10.19 im Bamberger Restaurant Kornblume zu ihrer Herbsttagung.
Hintergrund: Dramatische Entwicklung der Waldschäden: Waldsterben 2.0
Die Klimakrise trifft die Wälder verschiedener Regionen Bayerns und Deutschlands sehr hart. Vor allem die Nadelbaumarten Kiefer und Fichte leiden unter den zunehmenden Klimaextremen Hitze, Trockenheit und Stürmen. In Nordbayern und etlichen Bundesländern sterben in den tieferen und wärmeren Lagen immer mehr Kiefern ab, teilweise sogar ganze Wälder. In den Mittelgebirgen und in Südbayern rafft der Borkenkäfer zahlreiche Fichten dahin, die durch Hitze und Trockenheit so geschwächt sind, dass sie dem Borkenkäfer massenhaft zum Opfer fallen. Die Ausbreitung der Fichten-Borkenkäfer ist in einigen Privatwäldern so massiv, dass manche Waldbesitzer den Kampf gegen den Borkenkäfern aufgegeben haben. Es fehlen auch schlicht die Kapazitäten für die Aufarbeitung der Borkenkäferschäden. Als Alternativen zu diesen besonders gefährdeten Baumarten gelten Eichen, Buchen und Weißtannen, die eine moderate Erwärmung verkraften würden. Aber auch diese Baumarten stehen unter Stress und würden eine Klimaerwärmung von 4 bis 5 ° C wohl nicht überleben.
Die bisherigen Waldumbaubemühungen, d.h. die Unterpflanzungen der Waldbesitzer und Förster sind gefährdet, wenn die Politik nicht endlich beim Klimaschutz handelt.
Eine weitere Verschärfung des Baum- und Waldsterbens würde zahlreiche zentrale Leistungen dieser Wälder für die Daseinsvorsorge stark beeinträchtigen und gefährden. Dies beträfe den Trinkwasser-, Hochwasser-, Klima-, Boden-, Lawinen- und den Biotopschutz dieser Wälder, so z.B. die Trinkwasserversorgung und die Bewohnbarkeit des Alpen- und Voralpenraums sowie der Flusstäler.