Hugo von Trimberg in Bamberg

Von You Xie
Gedenktafel am Theuerstadt 4, 96050 Bamberg. Foto: You Xie

Von 1262 bis 1304 lehrte hier Hugo von Trimberg, einer der berühmtesten Autoren im Mittelalter. Sein bekanntestes Werk ist „Der Renner“.

Der Renner ist das einzige erhaltene deutschsprachige Werk Hugos von Trimberg. Das didaktische Werk setzt bei den Todsünden an, die durch Exempel, Erzählungen, Allegorien und Fabeln illustriert werden. Zitate und Berufungen auf Autoritäten dienen der Absicherung und Glaubwürdigkeit seiner Aussagen. Die „Birnbaumallegorie“ des Prologs strukturiert das Werk. Der „Renner“ umfasst 26.611 Verse. Hugo vollendete den „Renner“ 1300, bearbeitete ihn aber bis zum Jahre 1313. Die zahlreichen Handschriften, die aus dem späten Mittelalter erhalten sind, deuten darauf hin, dass Hugos Alterswerk im 14. und 15. Jahrhundert sehr populär war.

Theuerstadt 4 ist die Kirche St. Gangolf, sie wurde im 12. Jahrhundert unter Bischof Otto dem Heiligen im romanischen Stil erbaut und um 1400 gotisiert. Später erhielt sie eine Barockausstattung, so dass sich hier heute die Romanik des Hauptschiffes, die Gotik des Chorraums, die Rokkoko-Altäre und der neu geschaffene Volksaltar zu einem epochenübergreifenden Ensemble vereinen.

Hugo von Trimberg wurde geboren um 1230 in Wern(a), heute Ober- und Niederwerrn und verstarb nach 1313 in Bamberg-Theuerstadt. Er war Rektor am geistlichen Stift St. Gangolf in der Bamberger Vorstadt Theuerstadt. Hugo verfasste lateinische Schriften zum Gebrauch für Prediger, Heiligenbiografien und ein Verzeichnis alt- und mittellateinischer Autoren. Das Gedächtnis an den Franken Hugo von Trimberg ist über die Jahrhunderte vor allem durch sein Hauptwerk, den „Renner“, gewahrt worden, welches die größte didaktische Dichtung des deutschen Mittelalters darstellt.

Um 1260 kam Hugo von Trimberg nach Bamberg an das Stift St. Gangolf, dessen Schulleiter er wurde. Dies war ungewöhnlich, da er Laie war und eine vielköpfige Familie hatte. Hugo von Trimberg gehörte zu den mittelalterlichen Autoren, die durch ihre eigenen Werke die Schullektüre entschieden zu verchristlichen suchten. Dennoch war die Kirche für ihn keineswegs unfehlbar. Er, der Schulmeister aus Bamberg, der nach eigenen Angaben nie eine Universität besucht hat, hatte den Mut, die herrschenden Missstände anzuprangern: Vor allem im „Renner“ sparte er nicht mit Kritik an den Verhältnissen der Kurie. Mit dem volkssprachlichen Werk wollte er vor allem denjenigen, die kein Latein konnten, einen Zugang zu bestimmten Inhalten verschaffen. Er schrieb gegen Heuchelei und Untreue an und betrachtete die Schöpfung als Gottesbeweis. Vor allem aber rief er seine Zeitgenossen zur Umkehr auf und stellte sich auf die Seite der Armen.

Trimbergschule am Luitpoldhain. Foto: You Xie

Den neuen Bettelorden, die sich zu seiner Zeit gründeten, wird Hugo wohlwollend gegenüber gestanden haben. Umso schärfer wendete er sich gegen die Kurie in Rom, die er als gewaltigen Markt für Pfründe sieht. Dem Papst warf Hugo Machtmissbrauch aus Habgier vor. Die emotionale Art, in der der Bamberger Dichter das tat, lässt darauf schließen, dass Hugo persönlich enttäuscht von der Situation in Rom war. Nicht nur der Papst, auch die Bischöfe und Prälaten kamen bei Hugo nicht gut weg. Sie vernachlässigten ihre geistlichen Pflichten und seien verantwortlich für die Verwirrung und Verunsicherung der Gläubigen, schreibt von Trimberg. Aus seiner Sicht sollten aber gerade Geistliche ein Vorbild für alle Gläubigen sein.

Eine Absage an die Kirche oder gar den christlichen Glauben ist bei Hugo aber bei aller Kritik nicht zu verspüren. Vielmehr möchte er einen Anstoß zur Erneuerung geben und zitiert dafür vor allem die Bibel und die Schriften der Kirchenväter im vierten und fünften Jahrhundert. Zeitgenössische Theologen wie beispielsweise Thomas von Aquin spielen für Hugo keine Rolle – wohl, weil Hugo der universitären Theologie recht skeptisch gegenüber stand. Er sah sie im Widerspruch zur Laienfrömmigkeit. Allein entscheidend für Hugo ist die Gottesliebe, da sie für ihn alleinige Voraussetzung für das ewige Seelenheil war.

Am Luitpoldhain 59, 96050 Bamberg ist die Hugo-von-Trimberg Grund- und Mittelschule, und es gibt auch eine Trimbergstraße in Bamberg. In der Nähe von Trimbergstraße finden sich Straßen wie Peuntstraße, Marienstraße, Marienplatz und Gönnerstraße.


Quellen:

[1] https://www.deutsche-biographie.de/sfz35922.html

[2] https://erzbistum.erzbistum-bamberg.de/persoenlichkeiten/historische-persoenlichkeiten/hugo-von-trimberg

[3] Ingrid Bennewitz: Ein ‚Renner‘: Mittelalterliche Pädagogik aus Bamberg. In: Erinnern und Erzählen. Theologische, geistes-, human- und kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hrsg. von Konstantin Lindner u. a. Bamberg: Bamberger Theologisches Forum 2013, S. 243-254.