Massive Kritik an den Plänen zu einem Gewerbe und Industriegebiet im Hauptsmoorwald

Bürgermeister Lange sieht Notwendigkeit einer großen Bürgerversammlung

Bürgerinitiative Für den Hauptsmoorwald

So hatten sich das die Gastgeber vermutlich nicht vorgestellt! Am vergangenen Donnerstag lud die Bamberger CSU zu einer Diskussionsveranstaltung mit Bürgermeister Lange in den Gemeindesaal St. Anna. Statt wie geplant über die Verschönerung des Troppauplatzes oder die Sanierung von Schulen und andere Themen zu referieren, bot Lange den Bürgern im komplett gefüllten Gemeindesaal an, sich von Beginn an ihren Anliegen zu stellen. Gleich mit dem ersten Wortbeitrag kristallisierte sich das beherrschende Thema des Abends postwendend heraus: Die Planungen der Stadt Bamberg im Hauptsmoorwald und auf den zugehörigen Naturflächen eine Polizeiinspektion sowie ein gigantisches Industrie- und Gewerbegebiet zu errichten.

Schnell zeigte sich, dass dieses Thematik mit Abstand die wichtigste im Stadtgebiet und sogar der Region ist, den die zahlreich erschienen Bürger des Bamberger Ostens wurden von Bewohnern weiterer Stadtteile und sogar aus dem Landkreis unterstützt. Von der massiven Kritik, den berechtigten Zweifeln an der Sinnhaftigkeit der Planungen und den ernsthaften Sorgen der Bürgerschaft war Bürgermeister Lange offensichtlich überrascht. Dabei ging es um die gesundheitliche Belastungen durch Verkehr- und Industrieemissionen, erhöhtes Unfallrisiko für Kinder durch zunehmenden Pendler- und Schwerlastverkehr, Schäden an Immobilien durch steigendes Grundwasser in Folge der Bodenverdichtung und -versiegelung, Vernichtung seltener Pflanzen und Tierarten, Verlust eines wichtigen Nacherholungsgebietes, weiteren Anstieg von Mieten bei ungebremsten Zuzug nach Bamberg und vieles mehr.

„Als einen großen Erfolg an diesem Abend für die Menschen in Bamberg verbuchen wir, dass Bürgermeister Lange die Notwendigkeit einer großen Bürgerversammlung erkannt hat und zugesagt hat, dies so auch Oberbürgermeister Starke vorzuschlagen.“ berichtet Björn Scharf von der Bürgerinitiative Für den Hauptsmoorwald. Grundsätzlich müsse man Bürgermeister Lange zu Gute halten, dass er sich über dreieinhalb Stunden ausdauernd und sichtlich bemüht den zahlreichen Anfragen stellte, so Vertreter der Bürgerinitiative. „Mit Sorge mussten wir allerdings feststellen, dass auch die Verantwortlichen der Stadt, wie Lange oder der anwesende SPD Kollege Kuntke, über wichtige Details der Planung nicht im Bilde waren, so z.B. über den massiven Ausbau der Armeestraße als Zubringer für die Poizeiinspektion und das Industriegebiet.“ so Volker Braun, der immer wieder aus den Planungsunterlagen zitierte.

„Echt geärgert hat mich und viele Anwesende, dass Herr Lange keinerlei Antworten darauf gefunden hat, was denn die Bamberger Bürger –und gerade wir in den Wohngebieten im Osten und Süd-Osten – außer einer Vielzahl an Belastungen von den Bebauungsplänen hätten.“ sagte Astrid Kohl-Zahner, die auch aus einer Expertise des Bischberger Klimaforschers Prof. Dr. Foken zitierte, der aus Klimaschutzgründen eindringlich vor den Bebauungsplanen warnte. Lange versuchte dahingegen zu verdeutlichen, dass es um Zentralität der Stadt Bamberg geht und man eine mögliche Abwanderung von Behörden und Unternehmen in den Landkreis unbedingt verhindern muss. Dabei musste Lange allerdings eingestehen, dass ein echter Ertrag an Gewerbesteuereinnahmen, bedingt durch lange Abschreibungsmöglichkeiten der an- und umzusiedelnden Unternehmen, erst in ferner Zukunft zu erwarten sei.

Gemessen an der Zahl der Redebeiträge und dem Applaus als Gradmesser der Zustimmung bleibt festzuhalten, dass die anwesenden Bamberger

  • für den Erhalt des Hauptsmoorwaldes in seiner heutigen Form,
  • für eine Polizeiliegenschaft an einem alternativen Standort,
  • für den Erhalt der Armeestraße als unbedeutende und nicht ausgebaute Nebenstraße,
  • für den Erhalt des Waldes und angrenzender Naturflächen als nicht zerstückeltes Gebiet ohne größere Industrie- und Gewerbeflächen,
  • für die verkehrsreduzierende Wirkung einer eben nicht durchgängigen Straßenverbindung durch das Stadtgebiet zwischen den Autobahnanschlüssen Bamberg-Süd und Bamberg-Ost über das bestehende Wegenetz hinaus und
  • für innovative, intelligente und bürgernahe Kommunalpolitik votierten.

„Der Wille der Menschen war ganz eindeutig“, so Stefan Kurz „es geht uns um weiterhin attraktiven Lebens- und Naherholungsraum, um Klima- und Artenschutz, um Wasserschutz, um eine Abkehr von Lärm und anderen Emissionen, darum, dem gewerblichen Verkaufsaufkommen zumindest Einhalt zu gebieten, die Sicherheit der Kinder durch zu erwartende erhebliche Zuwächse im Straßenverkehr nicht noch mehr zu gefährden und den Bamberger Steuerzahler vor abenteuerlichen Investitionen mit ungewissem Ausgang zu bewahren.“

Die Botschaft scheint angekommen zu sein, denn Bürgermeister Lange bot den Vertretern der Bürgerinitiative direkte Gespräche im Rathaus an und versprach einzelne Sachverhalte erneut zu prüfen und sich für die Anliegen der Bürger einzusetzen. Auch die anwesende Melanie Huml signalisierte Gesprächsbereitschaft.

 

5 Gedanken zu „Massive Kritik an den Plänen zu einem Gewerbe und Industriegebiet im Hauptsmoorwald

  1. Ihr könnt sicher sein, daß diese Absichten nicht nur in Bamberg-Ost, sondern auch im Zentrum nichts weniger als offene Türen mit diesen Ideen einrennen! Diese Vorhaben betreffen Gesamt-Bamberg, mit allen richtig genannten Auswirkungen: Klimaschutz/Emissionen/Flächenversigelung/Naturschutzbelange/Verkehrsbelastung/Gesundheitsgefahren/Mietstiegerungen und und und. Das geht ganz Bamberg an

  2. Wie viele Industriegebiete und Polizeigebäude braucht Bamberg eigentlich noch?

    Die Kriminalität ist doch um 10 Prozent gesunken, oder ist das gar Erstunken?

    Manchmal, nur manchmal, kommt so etwas auf wie Wut.

  3. Vielleicht kommt den Stadtplanern nun so langsam eine Ahnung auf, mit welchem Widerstand sie gegen die überzogenen Baupläne im Hauptsmoorwald rechnen müssen. Der Wald ist den Bambergern heilig, nicht nur den direkten Anliegern. Ich wünsche der Bürgerinitiative mit ihren Aktionen und dem Bürgerbegehren viel Erfolg. Meine Stimme und Unterstützung hat sie!

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