Christiane Toewe ist Künstlerin des Monats März 2018 der Metropolregion Nürnberg

Lichtkunstwerke aus Porzellan

Künstlerin des Monats März, Christine Toewe. Foto: Peter Enzenberger

Porzellan – das „weiße Gold“ – ist der Werkstoff der in Bamberg lebenden Künstlerin Christiane Toewe. In skulpturalen Einzelwerken und Rauminstallationen, unterschiedlichen Bearbeitungen und vielfältigen Nuancen ist dieses fragile Material seit 1990 Hauptbestandteil ihrer Werke. Christiane Toewe ist eine Meisterin der Porzellankunst. Sie brennt ihre Objekte in reduzierender Atmosphäre bei 1340 Grad im offenen Feuer ihres Gasofens. Dadurch entstehen extrem transluzente Gefäße und Objekte in Weiß-, Creme- und Gold-Tönen.

Ausgebildet wurde Toewe zur Keramikerin in der Krösselbacher Fayence Manufaktur und in den Werkstätten von Signe Pistorius-Lehmann und Christian Cropp. Anschließend besuchte sie die Fachschule für Keramikgestaltung in Höhr-Grenzhausen. Nach einer Studienreise nach Hong Kong und China ging sie zum Studienaustausch an das College of Art and Design in Farnham/England. Im Anschluss an die Meisterprüfung im Keramikhandwerk/ Koblenz eröffnete die Künstlerin 1994 ein eigenes Atelier für Studioporzellan in Bamberg. 2001 setzte sie eine Ausbildung zur Multi Media Designerin obendrauf und produziert seitdem auch Foto- und Videoarbeiten.

Licht als Thema

„Nachdem ich zum Studienaufenthalt in China und England war, war es vor allem die Erkenntnis, dass Keramik viel mehr sein kann als Gebrauchsgeschirr. Das Thema Licht, das mich beschäftigte, wollte ich in skulpturalen Formen einfangen“, erzählt Christiane Toewe. Um diese Herausforderung zu meistern befasste sich die Künstlerin intensiv damit, die Eigenschaften des Materials, die Technik und das Brennverfahren entsprechend zu adaptieren und elektrische Lösungen für die Beleuchtung zu finden. 1991 entstand die erste Serie der sogenannten ZIP’s, 1998 die ersten Rauminstallationen mit bewegtem, modelliertem Licht. ZIP’s sind transluzente Leuchtobjekte aus hauchdünnem Porzellan, die Leichtigkeit, Licht und Bewegung widerspiegeln. Durch das Zusammenspiel von Licht und unterschiedlich gestalteten Oberflächen, denen Techniken wie Perforation, Malerei, Scraffito, Hoch- und Tiefrelief zugrunde liegen, werden die Porzellankörper lebendig und erhalten eine individuelle Gestalt. Durch Schlitze und Öffnungen verwischen sich zudem die Grenzen von Innen- und Außenraum. Diese Techniken finden sich auch bei den von Toewe kreierten Hängeleuchten „hang UP!“.

Rauminstallationen mit gesellschaftspolitischen Bezügen

Bei ihren beeindruckenden und ästhetischen Rauminstallationen bleibt Toewe dem Material Porzellan ebenso treu, verbindet die Einzelobjekte aber meist zu einem – oftmals fragilen – Ganzen. In Werken wie „whispering bottles“, „mare nostrum“ und „take care“ greift sie gesellschaftspolitische Themen auf und bezieht den Betrachter direkt mit ein. In den „whispering bottles“, mit denen sie 2017 den Publikumspreis von „ortung X – im Zeichen des Goldes“ gewann, geht es um Interaktion und Kommunikation. Jede der flüsternden Flaschen reagiert auf eine andere stimmliche Frequenz – oder sie reagiert eben gar nicht. So gleicht die Ansammlung der Flaschen einer Gemeinschaft und ihrer zwischenmenschlichen Kommunikation: Sie ist entweder möglich, eingeschränkt oder eben blockiert – eine Metapher für unsere Gesellschaft. In „mare nostrum“ stellt Toewe Tagebuchblätter mit Einträgen einer Flucht über das Mittelmeer in Porzellan dar, in „take care“ thematisiert sie das Miteinander in der Gesellschaft.

Aktuell sind Werke der Künstlerin noch bis 15. April in der Ausstellung des Kunstvereins Kulmbach „Schattenlicht-Lichtschatten“ zu sehen. Vom 10. bis 13. Mai werden ihre Arbeiten zudem auf der Kunstmesse ART-MuC in München präsentiert. Im Juni folgt eine Kooperationsausstellung mit der Nürnberger Künstlerin Katja Wunderling.

Ein besonderes Highlight ist für Christiane Toewe die Einladung, 2018 drei Monate lang in den Porzellanwerkstätten in Jingdezhen/China arbeiten zu dürfen: „Dieses Arbeitsstipendium ermöglicht es mir, die 2000-jährige Tradition der Porzellanherstellung in China intensiv kennen zu lernen“, so die Künstlerin.

Wer sich für Christiane Toewes Werke interessiert, kann sich auch in ihrem Bamberger Atelier mit dazugehörigen Ausstellungsraum umschauen. Das Atelier in der Hainstraße 57 ist täglich geöffnet. Weitere Informationen zur Künstlerin gibt es unter: www.toewe.net