20 Jahre Psychomotorik in Bamberg – Bewegungs-Verein feiert großes Jubiläum

Stephan Großmann

Der neue Vorstand des Psychomotorik Vereins Bamberg besteht aus CLaudia Palatzky (links), Petra Schleelein (2. v.l.) und Sigrid Ertel (rechts). Sie haben die vorherigen Vereinsvorstände Günter und Anne Rahm (3., 4. v.l.) verabschiedet. Foto: Stephan Großmann

Bewegung soll Spaß machen – so könnte das Motto des Psychomotorik Vereins Bamberg lauten. Und dass Bewegung auch tatsächlich Freude bereitet, hat dessen Tag der offenen Tür am Samstag eindrucksvoll bewiesen. Die Psychomotoriker aus der Domstadt haben den sonnigen Oktobersamstag am 14.10. genutzt, um nicht nur einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, was bewegungsorientierte Entwicklungsbegleitung bedeutet. Sie haben zugleich runden Geburtstag gefeiert: Seit 20 Jahren gibt es diesen Verein nun schon.

Eingeladen haben Sigrid Ertel, Claudia Palatzky und Petra Schleelein. Die drei Frauen kümmern sich im Vorstand um die Geschicke des Vereins, fachliche Beratung kommt von dem Kinderarzt Dr. Lutz Bellingrath. „Wir geben Kindern die Zeit und die Möglichkeit, sich selbst zu entdecken“, erklärt Claudia Palatzky. Der Verein möchte helfen, dass Kinder und Jugendliche zwischen drei und 20 Jahren erleben, experimentieren und toben können, aber auch einmal entspannen sollen.

Das funktioniert dann beispielsweise so: In einer durchschnittlichen Gruppe sind etwa acht bis zehn Kinder. Zuerst setzen sich alle zusammen und besprechen in einer kurzen Befindlichkeitsrunde ihre aktuellen Sorgen und Probleme, aber auch Ideen und Möglichkeiten. Danach bekommen die Teilnehmer allerlei Materialien zur Verfügung gestellt und können sich im Anschluss selbst überlegen, was sie damit machen wollen. Pyramide bauen? Hindernisparcours konstruieren? Stoffwürfelweitwurf? Alles kein Problem. Die Betreuer halten sich im Großen und Ganz raus, sie geben nur hin und wieder einige Impulse. Wichtig dabei: Alle sind gleich, alle dürfen mitbestimmen. „Gerade in der heutigen Zeit ist es für die Kinder wichtig, wertfrei miteinander agieren zu können“, sagt Petra Schleelein.

Foto: Stephan Großmann

Nicht nur Bewegungsfreunde kommen an diesem Samstag auf ihre Kosten. Es gibt eine riesige Auswahl an selbst gebackenen Kuchen, Rindsbratwürste aus dem Auenland und frische Falafel von einem jungen Syrer. Um die Kinder auch in der Pause bei Laune zu halten, hat sich das Vereins-Team eine besondere Überraschung überlegt: eine Clowns-Show rundet den abwechslungsreichen Nachmittag ab. Außerdem können sich Eltern über die Idee der Psychomotorik informieren und sogar selbst einmal ausprobieren, was die Idee hinter diesem Konzept ist.

Seit 2016 hat der Psychomotorik Verein Bamberg sein Domizil in der Gutenbergstraße gefunden. Aber es soll noch mehr werden als nur eine Vereinsstätte. „Wir wollen einen Raum der Begegnung schaffen“, meint Schleelein. So biete unter anderem die AOK schon Kurse dort an und die Halle könne von anderen Vereinen oder Organisationen gemietet werden. Aktuell sind etwa 300 Mitglieder aktiv im Verein und betreuen zwischen 25 und 30 verschiedene Gruppen. Die sind entweder in der Halle oder in der Natur aktiv und erkunden dabei Wälder, Wiesen, Höhlen und Gewässer. „Darüber hinaus gibt es spezielle Angebote zum Beispiel für Übergewichtige und wir arbeiten eng mit Schulen und Kindertagesstätten zusammen“, erklärt Sigrid Ertel.

Gedacht ist Psychomotorik für Kinder mit speziellem Förderbedarf, der in herkömmlichen Angeboten wie Ergotherapie oder Krankengymnastik nicht unbedingt enthalten ist. Neben Kindern und Jugendlichen mit alltäglichen Auffälligkeiten im sozialen Kontakt oder mit Problemen im Verhalten richtet sich Psychomotorik zum Beispiel auch an Menschen mit Behinderung oder hilft dabei, Menschen mit Migrationshintergrund zu integrieren.

Seit 20 Jahren bildet der Psychomotorik Verein Bamberg einen sicheren Rahmen, in dem sich die Teilnehmer durch ihre Stärken im eigenen Rhythmus weiterentwickeln können. Die Idee nach Bamberg geholt hat Anne Rahm. Die Leiterin der Kinderkrippe Hainwichtel (Sozialdienst Katholischer Frauen) in der Ottostraße erinnert sich: „Wir hatten damals Kinder, die einer speziellen Förderung bedurften. Mit Psychomotorik wurden wir fündig.“ Sie absolvierte die Zusatzausbildung und fand vor Ort schnell Mitstreiter für die Psychomotorik-Idee. „Wir wollen die Kinder lassen wie sie sind. Aber wir zeigen ihnen Möglichkeiten, wie sie besser mit sich und der Umwelt zurechtkommen können“, erzählt die gelernte Kinderkrankenschwester.

Bis vor kurzem leitete sie zusammen mit ihrem Mann Günter Rahm den Verein. Nun hat sie Leitung weitergegeben. Mit Blumen und Geschenk haben die drei Neuen aber den Tag der offenen Tür auch dafür genutzt, Anne und Günter Rahm für deren große Verdienste zu danken. Damit die nächsten 20 Jahre genauso erfolgreich wie die ersten werden, hoffen sie alle darauf, auch weiterhin mit der wichtigen Unterstützung großer Sponsoren und privater Spender rechnen zu können. Die Kinder werden es ihnen danken.

www.psychomotorik-bamberg.de