Kennen Sie Hilden?

Redaktion

Hilden ist nicht groß, mit rund 55.000 Einwohner kleiner als Bamberg, liegt in Nordrhein-Westfalen, hat wenig Baudenkmäler, keinen Welterbestatus, kein Literaturfestival, überhaupt weniger Events, außer zahlreichen Flohmärkten – und doch verfügt Hilden laut der jüngsten Studie der IFH Köln unter den Städten von 50.000 bis 100.000 Einwohnern über DIE attraktivste Innenstadt. Das Institut für Handelsforschung fragte nach: Wie können Handel und Innenstädte den Strukturwandel aktiv (mit-)gestalten? Was macht Innenstädte wirklich attraktiv und welche Rolle spielt das Handelsangebot für die Vitalität von Stadtzentren? Was erwarten die Besucher?

Die Datenerhebung erfolgte an zwei ausgewählten Tagen (Donnerstag und Samstag) im September 2016 anhand eines einheitlichen Fragebogens. Insgesamt sind so rund 58.000 Interviews zusammen gekommen. Bei der Bewerbung der Umfrage auf Seiten der Städte und Gemeinden haben die Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund, der Handelsverband Deutschland sowie weitere lokale Partner unterstützt.

Innenstadt vs. Internet?

Die Meinung, der Onlinehandel sei der größte Konkurrent der Innenstädte, hält sich hartnäckig. Aber meiden wirklich so viele Konsumenten die Innenstadt, weil sie stattdessen von zuhause aus im Netz bestellen? Auf den ersten Blick scheint es tatsächlich so zu sein. Fast jeder fünfte der Befragten gibt an, dass er durch die Nutzung von Onlineshopping seltener die Innenstadt besucht. Betrachtet man aber die einzelnen Branchen, zeigt sich ein anderes Bild. In fast jeder Branche machen die Befragten, die ihrer Innenstadt treu bleiben und in dortigen Geschäften einkaufen, den größten Anteil aus. Interessanterweise folgen auf Platz zwei nicht wie erwartet die Internetkäufe, sondern die Geschäfte anderer Städte. Eine Ausnahme bilden hier Unterhaltungselektronik und Telekommunikation. Was die restlichen Branchen angeht, kann man festhalten, dass die größte Konkurrenz für eine Innenstadt nicht vom Onlineangebot, sondern von anderen Städten ausgeht. Eine Tatsache, der sich vor allem kleine und mittelgroße Städte stellen müssen, da die Tendenz in anderen Städten einzukaufen mit zunehmender Ortsgröße kleiner wird. Der kommunale Wettbewerb entscheidet.

Von Bamberg ist nicht die Rede.

Pressemitteilung des Instituts für Handelsforschung

Leipzig, Erfurt und Heidelberg haben die attraktivsten Innenstädte Deutschlands

Datum:

IFH Köln legt größte Untersuchung zur Attraktivität der Stadtzentren in Deutschland vor. Innenstadtbesucher vergeben weiterhin nur die Schulnote drei plus für deutsche Innenstädte. Leipzig, Erfurt, Heidelberg, Hilden, Wismar und Quedlinburg siegen in den einzelnen Größenklassen. Wettbewerb um Kunden läuft aktuell vor allem zwischen Standorten und nicht online/offline.

Attraktiver Einzelhandel und attraktive Innenstädte sind eng miteinander verbunden. Doch was macht Innenstädte im digitalen Zeitalter attraktiv? Was erwarten die Besucher? Diesen und weiteren Fragen ist das IFH Köln nun zum zweiten Mal in der bundesweiten Untersuchung „Vitale Innenstädte“ nachgegangen und hat im Herbst 2016 insgesamt 58.000 Interviews mit Innenstadtbesuchern in über 120 Städten geführt. Die Studie liegt nun vor.

Die Top-Performer nach Größenklassen

Die Sieger der einzelnen untersuchten Größenklassen lauten: Leipzig (über 500.000 Einwohner), Erfurt (200.000 bis 500.000 Einwohner), Heidelberg (100.000 bis 200.000 Einwohner), Hilden (50.000 bis 100.000 Einwohner), Wismar (25.000 bis 50.000 Einwohner) und Quedlinburg (bis 25.000 Einwohner). Im Vergleich mit den anderen untersuchten Städten ihrer Kategorie können diese Top-Performer in Sachen Innenstadtattraktivität besonders punkten.

Nachhilfe nötig? Weiterhin nur Gesamtnote drei plus für Stadtzentren

Im Gesamtdurchschnitt aller 121 teilnehmenden Städte bewerten die Deutschen ihre Innenstädte wie schon in der Erhebung 2014 mit der Schulnote drei plus. Lediglich Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern konnten ihre Bewertung im Vergleich zu 2014 leicht verbessern.

„Der Veränderungsdruck durch den branchenspezifischen Strukturwandel im Handel, durch demografische Verschiebungen und durch die Digitalisierung nimmt zu. Mit einer drei plus als Schulnote können Städte, die sich für die Zukunft aufstellen möchten, nicht zufrieden sein. An jedem Standort stellt sich die Frage nach Lösungen, um drohenden Bedeutungsverlust zu vermeiden. Dies ist unabhängig von der Stadtgröße“, so Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln.

Die Mär von Online vs. Offline

Obwohl nach wie vor jede/r fünfte Befragte angibt, aufgrund vermehrten Online-Shoppings seltener in die Innenstadt zu fahren, ist die größte Konkurrenz der Stadtzentren nicht immer das Internet. Eine genaue Betrachtung der einzelnen innenstadtrelevanten Sortimente zeigt, dass der stärkere Wettbewerb zwischen einzelnen stationären Standorten stattfindet. So wandern Konsumenten z. B. bei Bekleidung, Wohnartikeln, Schreibwaren oder bei Optikern eher in andere Städte ab, anstatt auf das Internet zurückzugreifen. Bei Telekommunikation oder Consumer Electronics hingegen ist der Onlinekanal schon heute bei jedem fünften der präferierte Einkaufsort.

„Gefordert sind ganzheitliche und kontinuierlich angepasste Konzepte für eine standortbezogene Langfrist-Strategie, die nicht an der Stadtgrenze endet. Erst wenn Immobilienbesitzer bekannt, Handelsunternehmen bereit und Kommunalverantwortliche gewillt sind, kann handlungsorientiert agiert werden. Schon dies zu erreichen, stellt aber oft schon eine Herausforderung dar. Nur eine gemeinsame, lösungsorientierte Bewertung der lokalen Situation bietet eine Chance für zielführende und nachhaltig wirkende Entscheidungen“, erläutert Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln.

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Stieringer: Bayerns Innenstädte verlieren gegen Amazon, Otto und Co. / Studie der Universität Bamberg: Einzelhandel und Events / Lesetipp WebZet: notleidender Handel in der Innenstadt /… noch ein LeserInbeitrag zum Leerstand in Bambergs Innenstadt / Stadtmarketing: GAL war schon mal konkreter, Stieringer auch / GAL im Wirtschaftsdialog: „Kippt die Innenstadt?“ /

 

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