Stadtmarketing empfiehlt: Onlinehandel von Bamberger Ware über Rakuten

 Redaktion

Experten meinen: Deshalb erwarten wir uns von Rakuten – zumindest in Deutschland – keine spannenden Wachstums- oder Innovationsimpulse in 2015 und 2016.

Die Tradoria GmbH wurde 2007 von Tobias Kobier und Beate Rank gegründet. 2011 wurde Tradoria für einen Millionenbetrag von Rakuten.de übernommen, umbenannt und in japanische Hände weitergereicht. Heute ist Rakuten mit knapp 100 Millionen Kunden in 19 Ländern aktiv und bündelt auf seinen Marktplätzen weltweit über 60.000 kleine und große Händler. Vergleichbar mit ebay bietet er lediglich einen Marktplatz an, handelt nicht selbst. Doch setzt beim Verkauf der (nichteigenen) Produkte auf Geschichten und Emotionen, hatte allerdings 2013 beim „Super Sale“ Serverprobleme, die zu Verstimmungen führten. Die Autoren Alexander Graf und Holger Schneider fassen in „Das E-Commerce Buch“ zusammen: „Rakuten ist in Japan unfassbar erfolgreich und zeigt sich mit einer ausgesprochen agilen Wachstumsstrategie international experimentierfreudig. Ob diese Strategie aufgehen wird, ist noch unklar. Die Marktplatz-Systeme in Deutschland mit Hitmeister, Yatego und mittlerweile auch Rakuten stehen unter einem enormen Druck von Amazon und Ebay und haben es in den letzten Jahren nicht geschafft, wieder Marktanteile zu gewinnen … Aus unserer Sicht pocht Rakuten zu sehr darauf, das Erfolgsmodell aus Japan in Märkte wie z.B. Deutschland zu übertragen, in denen es an Spannung längst verloren hat. Deshalb erwarten wir uns von Rakuten – zumindest in Deutschland – keine spannenden Wachstums- oder Innovationsimpulse in 2015 und 2016.“

Nun bietet Rakuten auch Bamberger Waren an (hier). Der Onlinehandel über einen Zwischenfunktionär, wie Rakuten, Amazon oder ebay, will wohlüberlegt sein. Schließlich geht immer ein Teil des Verkaufserlöses an den Plattformanbieter. Beim eigentlichen Kauf-Verkauf spielt er keine Rolle: Das Vertragsverhältnis besteht ausschließlich zwischen dem Kunden und dem Verkäufer. Rakuten ist lediglich Erfüllungsgehilfe des Verkäufers für die Eintreibung der Zahlung. Das Vertragsverhältnis kann aber nur vom Kunden oder vom Händler aufgehoben werden. Und zwar ausschließlich gegenüber der anderen Partei. Nicht gegenüber Rakuten. Die Lagerhaltung, den Versand, d.h. die verkaufstechnische Abwicklung und die eventuelle Stornierung verbleibt dabei natürlich beim einzelnen Händler.

Dem Händler entstehen bei einem Verkauf über Rakuten folgende Kosten:

  • 468 Euro Jahresgebühr
  • 5 bzw. 9 % vom Warenwert incl. Versandkosten der Bestellung
  • 1 % für Superpunkte (Treuepunkte)
  • 1 % Affiliate Gebühr (wenn der Kunde sich über eine weitere Webseite bei Rakuten einloggt)

Bei einem Warenwert von z.B.:

  • 100 Euro
  • plus 1 Euro Verpackungskosten
  • plus 5,99 Euro Versandkosten (DHL Paket 5 kg)
  • Gesamt 106,99 Euro
  • ergibt das im Höchstfall 11,77 Euro Kosten, die an Rakuten abgehen.

Zur Zeit ist das Sortiment bei Rakuten noch sehr ausgedünnt. Bei einem Versuch eine Digitalkamera für unseren Fotografen zu finden sind die gewünschten Modelle nicht im Angebot. Auch der geeignete Lesestoff für die Sommerferien findet sich nicht bei Rakuten.

Ausgedünntes Angebot

Wie andere Einkaufsportale bietet Rakuten keine Erweiterung des Angebotes, sondern im Gegenteil eine Einschränkung des weltweiten Netzes. Die Portale bieten nur die Waren, die die jeweiligen Anbieter in ihren Shops führen. Nicht mal alle Waren, die der Händler tatsächlich und real in seinem Laden anbietet, sind in deren eShops gelistet. Einkaufen direkt im Bamberger Laden oder wenn schon im Internet, dann über eine Suchmaschine – das ist wesentlich zielführender und vor allem ist das Angebot viel größer.

Rakuten-Handel vom Stadtmarketing empfohlen … … weil Rakuten Stadtmarketing-Events sponsort

Am 21. Juli verweist Klaus Stieringer per facebook auf „Rakuten eröffnet Online-Marktplatz für Bamberger Produkte“ (hier). Kritker der Tätigkeiten des Bamberger Stadtmarketings entgegnete er: „Das hiesige Unternehmen braucht einen starken Partner, um die Möglichkeiten des www nutzen zu können.“ Und meinte das Stadtmarketing und „vielleicht“ sogar die städtische Wirtschaftsförderung. „Der zweite Grund liegt in dem Testlauf begründet, ob wir überhaupt genug stationäre Händler in unserer Region finden, die ihre Produkte durch Rakuten.de auch online anbieten lassen wollen. Das Internet nicht als Gegener, sondern als Möglichkeit betrachten! Deshalb die Kooperation mit diesem Bamberger Unternehmen!“ Aus dem japanischen wurde dabei nach Stieringer-Art ein bamberger Unternehmen. Noch im März 2015 malte Stieringer ein düsteres Bild: Bayerns Innenstädte verlieren gegen Amazon, Otto und Co. und zog gegen die Online-Marktplätze ins Feld. Ein Sinneswandel? Wohl kaum. Eher eine strategische Aufforderung oder öffentlichkeitswirksame Überredung. Denn mit Rakuten-Unterstützung veranstaltet das Bamberger Stadtmarketing heuer „Bamberg zaubert“ und „Tucher-Jazz- und Blues-Event“. Ganz nach dem Motto: Es wird empfohlen was nutzt. Eine Hand wäscht die andere. Netzwerk eben. Nachgedacht wird später.

Onlinehandel über Portale verteuert die Ware

In der Regel sind die Händler verpflichtet, spätestens nach 3 Werktagen die bestellte und bezahlte Ware zu verschicken, so zumindest waren die Bedingungenen bei Tradoria. Doch ist die Ware noch lange nicht beim Kunden. Erfolgt die Online-Bestellung (und sichtbare Bezahlung am Freitag Mittag) könnte mit einer Wahrscheinlichkeit von 20% das Paket am Freitag im Hermes Shop liegen, mit 80% am Samstag. Der Kurierfahrer holt die Pakete in der Regel gegen 10 Uhr 30 im Hermes Shop ab. Für Freitag wäre es also zu spät gewesen. Und Samstag? Am Samstag werden keine Pakete im Hermes Shop abgeholt. Dann Montag? Montag vormittag haben zuweilen gerade im ländlichen Bereich Hermes Shops geschlossen. Die Abholung des Paketes wäre erst am Dienstag um 10 Uhr 30 erfolgt. Der Händler kann noch so schnell sein wie er will, keine Chance! Ist die Klamotte zu grün, das Buch zu dünn oder das Kristall zerdeppert, läuft der lästige Umtausch: Ware einpacken, Umtausch begründen, Karton verschnüren, zum Hermesshop hin (und hoffentlich offen) und auf Rücküberweisung warten. Das kann dauern und nerven. Und dabei sollte einkaufen doch (auch) glücklich machen!

DHL-Alltag

Und bei DHL sieht es für den Kunden auch nicht besser aus: Der Paketbote kommt immer dann, wenn man nicht zuhause ist. Dann legt er einen Zettel in den Briefkasten, das Paket sei am nächsten Tag in der Packstation. Dort ist es natürlich nicht. Wenigstens kommt eine Email vom Versender, das Paket befinde sich an nächsten Tag in der Postfiliale in der Ludwigsstraße. Dort ist es natürlich nicht. Nach Auskunft des Schalterpersonals ist es am nächsten Tag in der Packstation. Dort ist es natürlich nicht, tatsächlich ist es dann am übernächsten Tag in der Packstation. Glücklich das dringende Ersatzteil endlich in Händen zu halten, verzichtet man auf eine Reklamation wegen der völlig zerstörten Verpackung und hofft, dass die Teile unbeschädigt sind.

TIPP: Bamberger Kunde von Bamberger Ware möge seinen Wunscheinkauf selbst tätigen. Mit dem Händler ein Schwätzchen halten, nebenan einen Espresso schlürfen und dabei chicken checken. Dann bleibt 100 % des Umsatzes beim Bamberger Händler – und ein emotionales Erlebnis garantiert. Kein Zwischenhändler verteuert die Ware. Und am besten gleich mehrere Einkäufe miteinander verbinden.

Ein Gedanke zu „Stadtmarketing empfiehlt: Onlinehandel von Bamberger Ware über Rakuten

  1. unglaublich was in dieser Stadt alles möglich ist

    früher hat ein Vorstand die Interessen des Vereins vertreten. Heute verscherbelt er den ganzen Einzelhandel an das Internetportal eines Japaners. Traurig wie verlogen unsere Stadt geworden ist. Schrecklich nur, dass sogar die Händler schweigen und sich das gefallen lassen.

    Die Fußgängerzone wird ohnehin bald zur Autobahn weil die Paketdienste sich einen Scheiß um die Uhrzeit kümmern. Auch hier werden alle Regeln vorsätzliche missachtet.

    Bamberger Welten anno 2015

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