Redaktion
Das Gedenken am 8. Mai anlässlich des Endes des Zweiten Weltkriegs wird seit Jahrzehnten zelebriert, auch in Bamberg. Die WebZet berichtete vom Gedenken auf der Unteren Brücke, kritisierte Zur Parteiveranstaltung mutiert und zitierte die Anfrage Dieter Weinsheimers (Freie Wähler) an den Oberbürgermeister:
Kein Zufall war sicher, dass heuer nur zwei Redner und beide von der gleichen Partei – SPD – aufgetreten sind. …
Ich weise darauf hin, dass eine solche Entwicklung weder dem konkreten noch dem grundsätzlichen Geist dieser Mahn- und Gedenkveranstaltung entspricht. … Ich wäre sehr froh, wenn Sie eine klare Aussage dazu treffen würden, dass die Einseitigkeit heuer nur eine einmalige Erscheinung war.
Zum Inhalt der Rede des SPD-Fraktionsvorsitzenden Klaus Stieringer äußert sich kritisch Nanda Steinhäuser (Die Linke), unten. In voller Länge ist das Stieringer-Elaborat auf der SPD-Homepage nachzulesen (oder weiter unten), stellt darüber hinaus Bezüge zum Dalai Lama und Richard von Weizsäcker her. Gerne schmücken sich Redner mit angesehenen Persönlichkeiten, aufdass ein Schimmern des Glanzes auf sie selbst falle. Stieringers Einlassungen zur Erinnerungskultur lassen eine gesamtgesellschaftliche und Generationen übergreifende Dimension vermissen, sie sind persönlich gedeutet – weiter nichts.
Stieringers Folgerung „auch heute ist niemand ausländerfeindlich, rechtsextrem oder gar ein Nazi“ hingegen, ist faktisch falsch, verharmlosend und die Verhältnisse missachtend.
Der über Monate laufende NSU-Prozess, die Schmierereien in der Gemeinde Floss (hier) anlässlich der Gedenkfeier im KZ Flossenbürg im April, die Ausländerfeindlichkeit in Nürnberg und Hof (hier), die Unterwanderung Ostdeutschland durch Rechtsradikale – seit Jahren warnen Beobachter. Erst im März 2015 trat ein Bürgermeister in Sachsen-Anhalt zurück – wegen rechtsextremer Anfeindungen.
Die Stadt Bamberg täte gut daran, zu solch einem Anlass einen Historiker für Neue und Neueste Geschichte ihrer Universität einzuladen. Die Stieringerschen Einlassungen sind ein Ärgernis.
Nanda Steinhäuser von Die Linke
Tag der Befreiung und nichts gelernt?
Nachdem der Herr Vorsitzende der Bamberger SPD-Stadtratsfraktion, Klaus Stieringer, seine Rede zum Tag der Befreiung nun auf der Homepage der SPD Oberfranken öffentlich zur Einsicht gestellt hat, ist wohl nicht mehr davon auszugehen, dass er nicht hinter dem steht, was er gesagt hat. Das ist in dreierlei Hinsicht erschreckend.
Zum ersten mögen viele der „political correctness“ überdrüssig sein, doch ich hoffe sehr, dass Herr Stieringer Muslime meint, wenn er von „Islamisten“ spricht. Denn einer radikalen Ideologie, die im Sinne des fundamentalistischen Islam keine Gleichstellung von Mann und Frau vorsieht, gleichwohl aber die Vernichtung alles „Unislamischen“, werde ich wohl immer feindlich gegenüber stehen. Muslime dagegen sind herzlich willkommen.
Zum zweiten ist es wohl fehl am Platze, am Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus Graf Schenk von Stauffenberg als Widerstandshelden zu feiern. Im Gegensatz zu beispielsweise den Geschwistern Scholl war Stauffenberg selbst Antisemit und darüber hinaus eine ganze Weile bekennender Nationalsozialist. Sein Attentat auf Hitler hatte nicht die Befreiung vom Nationalsozialismus zum Zweck, sondern die Befreiung von Hitler als Person, da ihm dieser zu faschistisch war und seiner Meinung nach Deutschland geradewegs in eine Niederlage führte.
Zum dritten muss ich auch dem Großvater des Herrn Stieringer widersprechen. Es waren eben doch die Nazis, die den Krieg verloren haben. Denn auch wenn sie nicht verschwunden sind, wie aktuelle Vorfälle auch in Bamberg immer wieder beweisen, so wurde ihr Regime dennoch zerstört. Gerade um eine erneute Nazi-Herrschaft zu verhindern, ist es wichtig, das Kind beim Namen zu nennen und die Verbrechen nicht zu relativieren, indem wir sagen, dass irgendwelche Menschen die Täter waren. Geben wir auch heute Nazis keine Chance, salonfähig zu werden und sich zu etablieren, nur weil sie sich selbst nicht mehr als Nazis bezeichnen. Nazis verschwinden nicht, indem man sie als solche ignoriert. Im Gegenteil – das sollten wir aus der Geschichte gelernt haben.
SPD-Homepage
Daher waren alle Genossinnen und Genossen in und um Bamberg herzlich eingeladen, mit uns zusammen am kommenden Freitag um 13.00 Uhr an der Kranzniederlegung zum Gedenken an das Kriegsende an der Unteren Brücke in Bamberg teilzunehmen. Viele, viele waren gekommen.
Und wie in jedem Jahr sprachen der SPD- Fraktionsvorsitzende Klaus Stieringer und der Oberbürgermeister der Stadt Bamberg, Andreas Starke (hier).
SPD-Fraktion Bamberg: Gedenkrede des Vorsitzenden Klaus Stieringer zum Kriegsende am 8. Mai 2015
Am heutigen Tage sind 70 Jahre vergangen, seit der totale Krieg des Nazi- Reiches in der totalen Niederlage endete. Nach fast 6 Kriegsjahren schwiegen in Europa endlich die Waffen.
Tiefer als dieser Tag hat wohl kein Ereignis gewirkt – im Erleben derer, die Zeuge dieses Moments waren, wie auch in seinen historischen Konsequenzen.
Er trägt das Zeichen historischer Zäsuren:
Wer ihn erlebt hat, weiß auf immer, wo und wie ihn die Nachricht erreicht hat. Jeder in der Generation unserer Eltern, Groß- und Urgroßeltern konnte erzählen, was er an diesem Tag erlebt hat.
Wer von Euch sich so etwas nicht vorstellen kann, der kann sich aber vielleicht noch an den 9. November 1989 erinnern. An diesen Tag erinnern wir uns alle gut. Die meisten wissen, was sie getan, gedacht und erlebt haben. Wir waren alle betroffen.
Doch in Wahrheit ist der 8. Mai 1945 unvergleichlich: Kein anderer Tag hat so viele Menschen in unterschiedlicher Weise in den Sog seines Geschehens und seiner Folgen gezogen. Keiner hat die Zeit so radikal in ein Vorher und ein Nachher geteilt. Dieser Tag ist wirklich Ende und Anfang, mehr noch: ein Ende, das ein Anfang war.
Die jüngere Generation kann sich nicht erinnern. Sie hat nie realen Krieg erlebt und kennt Schlachten nur aus den Nachrichten und von ihrer Playstation. Zum Glück.
Wenn wir uns heute mit dem 8. Mai beschäftigen, dann hören und sehen wir Schlagworte wie:
- Lernen für die Zukunft
- Nie wieder
- Kein Schlussstrich ziehen
Diese Mantra hören insbesondere junge Menschen heute so oft, dass es für viele zur Floskel geworden ist. Gebetsmühlenartig versuchen wir ihnen deutlich zu machen, dass sie sich erinnern müssen. Aber erinnern woran?
Wir fordern heute eine Erinnerungskultur gegenüber Menschen die sich nicht erinnern können. Weil sie nicht dabei waren. Vielleicht auch, weil sie nicht gefragt haben. Vielleicht auch, weil es ihnen keiner erzählt hat.
Nicht die Erinnerungskultur muss bewahrt, sondern die Vergegenwärtigungskultur weitergebenen werden. Die Erfahrenen, die Älteren, müssen den Unerfahrenen, den Jüngeren, berichten, beschreiben, erklären was Krieg bedeutet.
Sie müssen Ihre Erfahrungen, Ihre Erinnerungen weitergeben, damit sich jeder Vergegenwärtigen kann, was der 8.Mai bedeutet hat, bedeutet und hoffentlich immer bedeuten wird. Was Krieg bedeutet.
Tradition darf auch hier nicht das Halten der Asche, sondern muss die Weitergabe der Flamme sein. Nur dann, nur dann, können junge Menschen aus unserer Vergangenheit ihre eigenen Lehren ziehen.
Intoleranz, Gier, Hass und Dummheit – nach Ansicht des Dalai Lama die Grundübel der Menschheit – waren die Gründe für das fürchterlichste Kapitel deutscher Geschichte. Unzählige Menschen haben im Krieg Ihr Leben verloren, wurden bestialisch ermordet, gefoltert, verwundet, sind verhungert, auf der Flucht gestorben oder wurden, weil Sie Widerstand geleistet haben, umgebracht.
Wie viele es genau waren? Das wissen wir auch heute nicht. Ihre Gesamtzahl lässt sich nur schätzen. Die Schätzungen, die Verbrechen und Kriegsfolgen während des zweiten Weltkrieges einbeziehen, reichen bis zu 80 Millionen Kriegstoten.
Was also ist dieser 8. Mai 1945? Wie kann man ihn verstehen? Wie mit ihm umgehen? Er ist noch immer die wichtigste Probe für unsere Fähigkeit und unsere Bereitschaft, sich mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen, sie anzunehmen. Sehen wir ihn als Katastrophe oder Wende? Als Deutschlands dunkelste Stunde oder als „Tag der Befreiung“ wie ihn Richard von Weizsäcker in seiner berühmten Rede am 8.Mai 1985 bezeichnete?
Ich erinnere mich noch gut an die Frage meines Opas, ob ich wüsste was am 8. Mai geschehen ist. Ich war ein junges Kind, vielleicht gerade 6 oder 7 Jahre. Stolz, weil ich etwas wusste, sagte ich: „Ja. Das war der Tag an dem die Nazis den Krieg verloren haben“.
Er schwieg. Blickte mich an und sagte nach einer Weile: „Es waren nicht die Nazis. Sie waren es nie. Wenn es die Nazis gewesen wären, dann wären sie am 8. Mai 1945 alle verschwunden gewesen. Es waren die Menschen. Sie haben gemordet, gefoltert, gehetzt. Die Nazis waren besiegt. Die Menschen sind geblieben. Schütze sie nicht dadurch, dass Du eine Klammer um eine Gruppe bildest, dieser Gruppe einen Namen gibst und sie herausnimmst aus der Gesellschaft. Es waren keine Nazis. Es waren Menschen.“
Damals habe ich meinen Großvater nicht verstanden. Heute schon.
Auch heute ist niemand ausländerfeindlich, rechtsextrem oder gar ein Nazi. Heute sind es vielleicht Wutbürger, Rechtskonservative oder nur besorgte Nachbarn die im unserem Land wieder zu viele Ausländer sehen, meinen dass wir schon genug geholfen haben, dass der Krieg lange vorbei ist, Flüchtlingsheime bitte woanders stehen sollen und Homosexualität in unserer Gesellschaft keinen Platz hat.
Zum Glück gibt es auch heute Menschen, viele Menschen, die solche Gedanken nicht teilen, sondern denen Humanismus und Menschenliebe nicht Verpflichtung sondern Selbstverständlichkeit sind. Diese Menschen gab es immer und muss es immer geben!
Auch in Bamberg kann man dem Widerstand gegen das Unrecht Namen geben:
Willy Aron wurde im Konzentrationslager Dachau 1933 totgeprügelt. Hans Wölfel wurde als Regimekritiker im Juli 1944 hingerichtet. Der Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg wollte mit seinem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 der Unmenschlichkeit ein Ende setzen und wurde in der darauffolgenden Nacht in Berlin erschossen.
Auf der Suche nach Orientierung und Werten in unserer Gesellschaft, sollten sie uns Mahnung und Erinnerung sein. Sie mahnen uns auch heute, dass vergangene nicht zu vergessen und nicht zu verallgemeinern. Und: „Leistet dem Unrecht Widerstand wo auch immer es Ihnen, Euch, begegnet!“
Sapere aude – Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!
Meine Generation ist frei von den schrecklichen Erlebnissen Ihrer Eltern und Großeltern. Wir können – zum Glück – nicht aus selbst Erfahrenem lernen. Umso wichtiger ist es die Vergegenwärtigungskultur am Leben zu halten. Junge Menschen müssen meines Erachtens die KZ- Gedenkstätten besucht oder zumindest das Dokumentationszentrum gesehen haben. Wie sollen sie sich vorstellen können, wozu Menschen in der Lage sind, wenn sie nicht erahnen können, nie gespürt haben, wozu Intoleranz, Gier, Hass und Dummheit beim Menschen führen können?
Das es immer die eigenen Gedanken, die eigenen Handlungen und die eigenen Wörter waren, die aus etwas Dummen etwas Fürchterliches gemacht haben.
„Ich konnte ja nicht ahnen“
„Ich hatte ja keine Ahnung“
„Ich wollte doch niemanden verletzten“
Mein Vater ist 1931 geboren. Auch ihn habe ich gefragt, was das Kriegsende für ihn bedeutete. Er kann sich – wie alle – gut an den 8. Mai erinnern. Es war ein sonniger Tag.
Wenige Wochen zuvor wollte er sich als 13jähriger zum Kriegsdienst melden, um die russische Walze – wie sie es damals nannten – aufzuhalten. Der Wehrmachtsoffizier, sah ihn kurz an und sagte dann: „Geh nach Hause Junge, mit Kindern führen wir keinen Krieg“.
Wenige Wochen später wollte ihn dann die US Armee verhaften, in Kriegsgefangenschaft nehmen, doch der US Soldat, sah sich seinen Ausweis an und sagte ihm: „Geh nach Hause. Gegen Kinder führen wir keinen Krieg.“ Kurz: Ich hatte zwei Mal großes Glück. Die Meldung über die Kapitulation Deutschlands bedeutete ihm lediglich ein Aufatmen, dass insbesondere die Flugangriffe endlich aufhören werden.
Wie fast für alle Menschen in Deutschland, bedeutete dieser Tag auch für meine Eltern als Kinder erst einmal den Tag der Niederlage. Die Erkenntnis, dass es ein Tag der Befreiung war, kam erst im Laufe der Jahre.
Ich habe das Glück, zwei gesunde Eltern zu haben, die sich ganz genau erinnern können an den 8. Mai 1945. Sie haben mir beigebracht, den Mensch als Mensch zu sehen und Verantwortung zu übernehmen für meine Handlungen, meine Gedanken und meine Worte.
Bei einem sind wir uns sicher alle einig. Der 8. Mai ist für uns vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mussten. Er ist zugleich ein Tag des Nachdenkens über den Gang unserer Geschichte. Je ehrlicher wir ihn begehen, desto freier sind wir, uns seinen Folgen verantwortlich zu stellen.
Der 8. Mai ist aber auch Gedenktag für die positive Bedeutung vom Widerstand gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus, da er auch „Mahnung an die Gesellschaft ist, gegen jegliche Formen der Diskriminierung und Menschenverachtung vorzugehen“.
Wie aber auch immer Ihre Gefühle, vielleicht sogar noch Ihre Erinnerungen an den 8. Mai sind – im Laufe der vergangenen Jahrzehnte wurde immer klarer, was es auch heute noch für uns alle gemeinsam zu sagen gilt:
Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Die Frage der Schuld, einer Schuld, werden wir auch heute nicht beantworten können. Vielleicht nur so viel: Schuld oder Unschuld eines ganzen Volkes gibt es nicht. Schuld ist, wie Unschuld, nicht kollektiv, sondern persönlich. Auch hier ist es immer der Mensch.
Es geht nicht darum, Vergangenheit zu bewältigen. Das kann man gar nicht. Sie lässt sich ja nicht nachträglich ändern oder ungeschehen machen. Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.
Vier Jahre nach Kriegsende, 1949, am 8. Mai, beschloss der Parlamentarische Rat unser Grundgesetz. Über Parteigrenzen hinweg gaben seine Demokraten die Antwort auf Krieg und Gewaltherrschaft im Artikel 1 unserer Verfassung: „Das deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“
Auch an diese Bedeutung des 8. Mai gilt es heute zu erinnern.
Der Tod der Millionen, das Leid der Überlebenden, die Qualen der Opfer – sie begründen unseren Auftrag, eine bessere Zukunft zu schaffen.
Lassen Sie mich mit einem Satz des erst kürzlich verstorbenen Politikers Richard von Weizsäcker enden: „Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Hass zu schüren.
Meine Bitte an die jungen Menschen lautet:
Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass
- gegen andere Menschen,
- gegen Russen oder Amerikaner,
- gegen Juden oder Türken,
- gegen Alternative oder Konservative,
- gegen Schwarz oder Weiß.
- Und ich ergänze gerne: Gegen Islamisten oder Flüchtlinge
„Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander!“ Dieser Auftrag gilt über Generationen hinweg.
Er galt für die, die vor uns Verantwortung trugen. Er gilt für uns, und er wird für die gelten, die nach uns kommen. Auch in Bamberg wird dieser Auftrag immer gelten.
In Bremen wird gerade ein neuer Bürgermeister gesucht. Das wäre doch für unseren fähigsten Nachwuchs-Sozialdemokraten ein idealer Posten mit viel Eventpotential. Und besser bezahlt als die Bamberger Oberbürgermeister-Stelle ist die in Bremen allemal.
Die Beziehung Großvater-Enkel kann prägen (und ist mitunter nicht immer bewältigt). Manche sprechen von Rangordnung, von Zugehörigkeit und Ausgrenzung. Manche leiden darunter, andere nicht. Manche hinterfragen sie, andere nicht.
Bevor allerdings Politiker und/oder Unternehmer ihre Zeitgenossen damit behelligen- und in Oberfranken scheint das derzeit virulent – , ist eventuell eine Familienaufstellung ratsam.
„Doch in Wahrheit ist der 8. Mai 1945 unvergleichlich: Kein anderer Tag hat so viele Menschen in unterschiedlicher Weise in den Sog seines Geschehens und seiner Folgen gezogen. Keiner hat die Zeit so radikal in ein Vorher und ein Nachher geteilt. Dieser Tag ist wirklich Ende und Anfang, mehr noch: ein Ende, das ein Anfang war.“
Wortwörtlich aus dem Tagesspiegel, nur als Beispiel. Das meiste von „Weizäcker“ abgekupfert. Es lebe der Plagiator!
Abgeschrieben? Gibts dafür jetzt den Doktortitel?
höchstens den Dr. med.-wurst.
Stieringers Irrtum beginnt schon im zweiten Satz: es ist n i c h t „sein“ Bamberg wenn er von „unserem Bamberg“ spricht – er hat nur vor, es für sich zu nutzen:
Diese peinliche Rede, mit all ihren trittbrettfahrerischen Einlassungen, dient nur dazu, sich selbst die nächste Wahl vorzubereiten.
Zu allen Zeiten waren in den Krisenzeiten die, die, sonst nicht bis drei zählen konnten, die, die sich plötzlich ganz vorn breitmachten und endlich auf Karriere hoffen durften. Waren sie sonst auch in der Schule nicht die Profis.
Schön in dem Zusammenhang der falsche Fall bei
„kein Schlussstrich ziehen“. Fällt schon nicht mal mehr auf, daß es
„keinen Schlussstrich ziehen“ heißen muß, was?
Unlängst erst Beim Thema „Wirtschaftsbeirat“ einen demokratisch gefassten Stadtratsbeschluss als undemokratisch zu diffamieren, weil er nicht in den eigenen Klüngel-Kram passte. Jetzt eine derart mit „undemokratischen“ Sätzen gespickte hochoffizielle Rede ausgerechnet zum 8. Mai, die von verharmlosenden Floskeln nur so strotzt und entweder von völliger Unkennnis zeugt oder von einem gehalten wurde, der rechte Parolen und Argumente so verinnerlicht hat, dass er sie gar nicht mehr erkennt. Von so jemanden will ich nicht vetreten werden, und ich spreche ihm jedes Recht ab für Bamberg zu sprechen, denn für mich spricht er nicht! Zeit seinen Rücktritt zu fordern. Der ist überfällig! Um politisch in der ersten Reihe zu stehen, genügt es nicht Basketballberufsjubler und Bamberggehtsgutschönredner zu sein. Diese Geschichtsklitterung und Vergangenheitsverdrehung ist kein Kavalliersdelikt und darf nicht passieren. Rücktritt jetzt!
„Sie [meine Eltern] haben mir beigebracht … Verantwortung zu übernehmen für meine Handlungen, meine Gedanken und meine Worte.“ Nichts anderes erwarte ich: und deshalb freiwilliger Rücktritt von allen politischen Ämtern. Denn genau das heißt in diesem Fall Verantwortung übernehmen für Handlungen, Gedanken und Worte.Oder ist auch dieser Satz nur ein hohles Dahergerede? Vermutlich schon, denn Konsequenz aus Anstand wird nicht zu erwarten sein. Das in der Bamberger Politik mittlerweile Übliche wird geschehen: Der Teppich ist schon angehoben, um den Dreck drunterzukehren.
Der Tag des 8. Mai 1945: „Keiner hat die Zeit so radikal in ein Vorher und ein Nachher geteilt. Dieser Tag ist wirklich Ende und Anfang, mehr noch: ein Ende, das ein Anfang war.“ – Die abgedroschene Ausrede der Altnazis und Mitläufer von der „Stunde Null“ – da ist sie schon wieder. Eine Stunde Null hat es nie gegeben. Wer sie trotzdem anführt hat nichts begriffen und nichts gelernt. Wer als offizieller politischer Redner den „Stunde Null“ Gedanken im Kopf hat, kann auch gleich sagen „Schlußstrich“, „Schwamm drüber“, „Tschuldigung, war alles nicht so gemeint. Auf gehts Buam, pack mers wieder!“, „Sehn uns beim nächsten Mal“.
„Es geht nicht darum, Vergangenheit zu bewältigen.“ Und ob es darum geht, und zwar genau darum, denn sonst ist sie wieder da, die Stunde Null als Persilschein des kleinen Mannes.
„Geh nach Hause Junge, mit Kindern führen wir keinen Krieg“. Mit Kindern führen wir keinen Krieg? Wie bitte?? Ach so, das sagte ja der Herr Wehrmachtsoffizier, und der war ja einer von den Guten, und natürlich kein Nazi, und der Opa wars auch nicht und der Papa, der war damals zu klein. Und der Opa, der war auch ein Guter und im „inneren Widerstand“, der war von Anfang an gegen die bösen Nazis. Und der hat das ganz laut gesagt – nach dem 8. Mai.
„Auch heute ist niemand ausländerfeindlich, rechtsextrem oder gar ein Nazi.“ Wer den existierenden Rechtsextremismus verharmlost, fördert ihn.
Eine nur scheinbare political correctness Rede fürs Phrasenschwein. In Wahrheit ist sie voller Gedanken, die in einen tiefen Abgrund blicken lassen. Wes Geistes Kind hier sprach – man mag den Gedanken gar nicht weiterdenken.