Text und Fotos: Monika Schau
Eigentlich hätte ich auch unseren Freund Bernd Wagenhäuser (siehe: Bernd Wagenhäuser – der Stahlwerker) fragen können, was eigentlich COR-TEN-Stahl ist, aber ich will ihn mit diesem Artikel überraschen, verarbeitet Bernd diesen doch schon seit langer Zeit. So habe ich mich erst einmal bei Wikipedia schlau gemacht:
COR-TEN-Stähle bilden auf der Oberfläche durch Verwitterung, unter der eigentlichen Rostschicht, eine besonders dichte Sperrschicht aus festhaftenden Sulfaten oder Phosphaten aus, welche das Bauteil vor weiterer Korrosion schützt. Man unterscheidet zwischen Corten A und Corten B. Corten A entspricht einem wetterfesten phosphorlegierten Baustahl. Der Dickenbereich ist wegen der eher schlechten Schweißeignung und begrenzten Umformbarkeit auf unter 100 mm begrenzt. Corten B hingegen ist nicht phosphorlegiert, hat gute Schweißeignung und eine gute Kalt- und Warmformbarkeit. Der Stahl wird für geschweißte, geschraubte Konstruktionen eingesetzt, z. B. im Stahlhochbau und Brückenbau, im Behälterbau, für ISO-Container, sowie im Anlagenbau.
Aufgrund seiner Unempfindlichkeit gegenüber Witterungseinflüssen und seiner charakteristischen Patina wird COR-TEN-Stahl auch für Akzente in der Architektur eingesetzt wie zum Beispiel für Fassadenverkleidungen. Viele Bildhauer verwenden das Material für Skulpturen im Außenbereich.
Soviel zum Technischen.
Was man aber – für viel Geld – auch in Europa machen kann, haben wir zufällig auf unserem Weg nach Siena gesehen.
Da wir von Haus aus neugierig sind, mussten wir uns das natürlich genauer ansehen. Und wenn mir schon mal die Spucke wegbleibt, dann soll das was heißen. Beeindruckend was die Familie Antinori für schlappe 100 Millionen Euro da hinzaubern ließ. Aber mit einem solchen Familienstammbaum und vielen hunderten Hektaren Weinbergen in aller Welt kann man sich das vielleicht auch leisten.
Die italienische Adels-Familie Antinori in der Toskana widmet sich bereits seit 26 Generationen dem Weinbau und zählt zu den größten und bedeutendsten Wein-Produzenten und -Handelshäusern Italiens. Gründer war Giovanni di Piero Antinori im Jahre 1385. Er stammte aus einer Florentiner Händlerfamilie mit langer Weinbautradition. Giovanni wurde erfolgreich und so nahm die Weinproduktion, zusammen mit dem Seidenhandel und dem internationalen Bankgeschäft, eine wichtige Stellung in den Familien-Aktivitäten ein.
Lassen Sie sich in die Welt des COR-TEN-Stahls, verarbeitet mit Beton und roh gelassenem Holz verführen und sehen Sie, was man alles machen kann, wenn man den Mut und das hierfür nötige Geld aufbringt und auch noch einen guten Architekten in seiner Nähe auftreibt, wie hier das Florentiner Architekturbüro Archea:
Wenn Sie die Superstrada von Florenz in Richtung Siena fahren, ist in Höhe von Bargino auf der linken Seite dieses Weingut in den Berg eingebaut. Wie es in Italien fast überall üblich ist, kann man, wenn man schön bittet, auch eine Besichtigung haben. Wir wurden ohne Voranmeldung reingelassen und keiner fragte uns, was wir hier wollen oder sagte vor allem: Fotografieren und Rasen betreten verboten, wie es bei uns schon mal vorkommen kann.
Nach so vielen Eindrücken fuhren wir dann nach Greve, einem kleinen Ort im Chianti und mussten uns erst einmal stärken. Unmittelbar am Hauptplatz gibt es eine Metzgerei, die schon seit 1806 besteht und berühmt ist für ihre toskanischen Spezialitäten, wie Fenchelsalami, Wildschweinwürste, Schinken und vieles andere mehr.
Am Beeindruckendsten war das Essen, das man mit auf den Vorplatz nehmen konnte. Wenn man sich das in unseren Metzgereien einmal ansieht, wo der Leberkäse, der sowieso nie schmeckt, die teigigen Schnitzel und was auch immer noch an Unsäglichkeiten stundenlang im Dampf vor sich hin auf Kundschaft wartet und dann auch noch gegessen wird, kann es einem zurück in Bamberg nur noch schlecht werden.
FastFood auf Italienisch
Hier wurde alles frisch zubereitet. Zwar waren auch hier recycelbares Plastik im Spiel, aber mit richtigen Weingläsern, Salz- und Pfeffermühlen, Aceto balsamico, der den Namen auch verdiente und natürlich wunderbares Olivenöl. Das ist FastFood auf Italienisch. Herrlich!
Aus dem großen Programm der Antica Macelleria Falorni in Greve:
Kalbstatar gehackt (anders bekommt man es in Italien gar nicht) mit Lardo und Rosmarin, einem Salat mit jungem Spinat mit Oliven und Pecorino und dann Wildsalat mit getrockneten Tomaten und Pecorino und Pinienkernen. Dazu gab es geröstetes Brot.
… und weiter zum Markt nach Asciano zu Signore Enzo Bindi
Auf dem Markt von Asciano kam ich mit einem Metzger ins Gespräch, der unter anderem Porchetta anbot.
Man kann sich mit Italienern über nichts so gut unterhalten, wie über das Essen. Da ich selbst zwei Wochen später einen Großauftrag mit über 100 Gästen vor mir hatte und ich der Gastgeberin schon im Februar anbot, Porchetta zu machen, unterhielten wir uns über die Herstellungsart und er bot mir an, doch am nächsten Tag nach Pienza zu kommen, wo er seine Metzgerei hat. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Weit außerhalb von Pienza betreibt Enzo Bindi in einem Ortsteil einen gut sortierten Laden, in dem nicht nur toskanische Würste, sondern auch noch Käse, Pasta in den verschiedensten Formen, ein ausgezeichnetes Weinangebot, Grappe der verschiedensten Provenienzen und Öl und Aceto Balsamico angeboten wird und zwar von den edelsten Sorten. Der Vorort ist nicht größer als bei uns ein Dorf auf dem Land und man kann davon ausgehen, dass nur Einwohner der Umgebung hier einkaufen. Die Auswahl würde einer Großstadt alle Ehre machen. Qualität ist hier und anderswo in Italien angesagt, eben Esskultur in der höchsten Form. Armes Deutschland.
Eine Porchetta ist ein entbeintes Schwein, die Menge richtet sich natürlich nach der Anzahl der Gäste, aber man sollte sich nicht scheuen, ein etwas fetteres Schwein zu bestellen, da das während des Garens saftiger bleibt. Meines wog mit Kopf und Knochen über 35 kg.
Die Herstellung beginnt mit dem Entbeinen, wobei alle Rippen und Knochen von der Schulter über die Brustknochen bis zum Schlegel freigelegt werden. Dabei klappt man das Schwein auf wie ein Buch. Jetzt kann man es gut würzen. Frischen Rosmarin, Thymian, wenig Salbei, Bohnenkraut, wilder Fenchel (so man hat), Meersalz, Pfeffer und Knoblauch sollten es schon sein, umfassen diese Gewürze und Kräuter doch alles, was man in der toskanischen Landschaft finden kann. Dann wird das Schwein zugebunden. Dann kommt das Vorgaren. Damit das Fleisch gut durch ist, muss es erst einmal mit Dampf behandelt werden. Das dauert je nach Größe schon einmal 12-14 Stunden bei niedriger Temperatur. Das Fleisch hat ja nicht nur den Bauch, sondern auch die Koteletts und die beiden Schlegel, die gerne bei zu heißen Temperaturen etwas trocken sind. Es muss also den richtigen Gargrad haben.
In der Metzgerei bei Signore Enzo Bindi wird das Schwein auf einen Spieß gebunden. Dann kommt es in den Holzbackofen, der eine Länge von 2,20m hat. In seinem ‚Laboratorio‘ gibt es davon zwei nebeneinander. Sie werden mit Robinien- und Eichenholz auf temperatur gebracht. Offensichtlich freute sich Enzo Bindi auf den Besuch aus Deutschland, denn er wartete auf uns mit dem Einschießen. Die andere Porchetta war schon fast fertig für den kommenden Markttag.
Auf dem Markt wird es lauwarm aufgeschnitten und kommt, wie es in der Toskana auf jedem Markt zu sehen ist, mit mehr oder weniger Salz und Kräutern, das man aus dem Inneren herausschabt, zwischen eine Semmel: auch hier toskanisches Fastfood von allererster Güte.
Und so klingt der Tag bei unserer Loretta auf dem Anwesen Vacanze senesi dann aus …
Monika Schau schreibt jeden Monat für die Leser der Bamberger Online Zeitung. Jedes Mal ein Mix aus Orts- und/oder Volkskunde und ein Fest für die Sinne – Lebensart eben. Ende Dezember widmete sie sich den Rauhnächten mit den vielerorts vergessenen Traditionen und den unvergessenen Gerichten. Erst im Mai stellte sie Junges Gemüse vor mit einer Grünen Frankfurter – nein! – Bamberger Sauce. Im April entführte sie uns nach Budapest und in die dortigen Markthallen, rezitierte das Revolutionsgedicht von Sandor Petőfi und reizte die Sinne nicht nur mit Mohnstrudel. Bereits im Februar wollte sie mit dem Winter ade-Menu und einem Vorwort zum Pferdefleisch ins Frühjahr starten und erzählte uns für die Nachspeise etwas über Cedri. Zuvor waren wir mit ihr in Venedigs Karneval und Leckereien. Das Jahr 2013 begann mit Gaumenschmaus und Seelenfutter – Die Küche im Wiener Kaiserreich, einem Januar-Menue aus Rinderbrühe, dem perfekten Wiener Schnitzel und Palatschinken. Das Jahr 2012 schloss mit einem typisch fränkischen Dezembermenü: A ganz a schööns Gänsla. Wobei natürlich das Gänseschlachten mit einem Schluck zur Stärkung zwischendurch zelebriert werden muss. Zuvor wurden unsere Leser schon mal vorbereitet Die Sau ist tot. Mit der Kochschule der Besseresser ist Monika Schau bekannt. Die Herbst/zeit/lose Gerichte sind ja nicht ganz so herbstzeitlos, wenn man Kürbis, Steinpilze und Spitzkraut bedenkt. Monika Schau gab bislang auch Tipps für Gerichte, bei denen es wohl nicht für Alle eine Freude ist, sie nachzukochen und vor allem zu essen. Es gibt nämlich nur wenige Kochbegeisterte, die sich an solche Gerichte überhaupt rantrauen: Das Unessbare auf den Tellern hat einen Namen: Innereien. Im vergangenen September zitierte sie Lea Linster, eine der besten Köchinnen Luxemburgs: Wenn Du das Huhn, das Du in die Röhre schiebst, nicht liebst — lässt es Dich im Stich. Im Sommer entführte sie uns in die Cuina Catálan: Unser Sommermenü: Mar y muntanya / Meer und Berge. Ihr Eingangsmenu bei der OnlineZeitung stammte ebenfalls aus der Kochschule für Besseresser: Die neue esS-KLASSE. Im Sommer empfahl sie als Sommermenue: Barbecue mit fried green tomatoes und Kritisches zum Junkfood, entführte unsere Leser in die Kellerzeit und nach Ligurien – Das Land wo die Zitronen blühen.
Im September ging es in die Provence: Baguette, Bouillabaisse mit Rouille und danach Tarte tatin. Überall ist jetzt von Queller die Rede, im Oktober auch bei uns Gaumenkitzel. Herbstliches Seelenfutter Wissen Sie, dass Kartoffelbrei glücklich macht? Natürlich selbst gemacht und nicht aus der Packung. In “Gessn werd daham” eine Liebeserklärung an – was wohl? Das Menu zum Frühjahr In Cod We Trust(ed) bietet neben Rezepten für Fischklößchen, Kabeljau in Senfsauce sowie die Anleitung einer Court Bouillon und einer Aprikosensuppe mit Schokotörtchen wieder allerhand Wissenswertes über das Drumherum. Und natürlich geschmückt wieder mit eigenen wunderbaren Photos. Zu Beginn tangiert sie das Thema Überfischung vor Neufundland. In Normandie – das Schlaraffenland gibt sie einen Einblick in die Küche der Normandie und ihre Bemühungen um die “Boulangerie tradition”. Außerdem erhält man endlich Antwort auf die Frage: “Warum sind Butter und Käse aus der Normandie so unglaublich lecker?”.In einem zweiten Beitrag zur Normandie / Meeresgetier – Charcuterie – Desserts widmet sich Monika Schau der Esskultur der Franzosen. Denn allein die Präsentation der Speisen zeugt von einer Hingabe der ganz besonderen Art: ein Wunder, das eigentlich hinter Saarbrücken bereits anfängt. Neulich erst entführte sie mit Le Crete Senesi – Eine Landschaft zum Seele baumeln lassen die Leser an einen ihrer Lieblingsorte: Siena und die umgebende zauberhafte Landschaft. Auch dank ihrer wunderbaren Photographien ein Genuss. Im Juni ging’d dann nochmal nach Frankreich, nach Roanne oder die Sache mit den Fröschen: Andere Länder – andere Sitten, vor allem Esssitten. Anlässlich der Ausbildung für Französische Backkunst war Monika Schau zu einem Praktikum im oberen Loiretal, in Roanne. Dass Monika Schau weitgereist ist, ahnen unsere Leser längst. Im Juli geht’s nach Japan: Einblicke – Durchblicke – Rückblicke. Sie meint, die Kultur eines Landes erkennt man auch an den Schaufenstern seiner Geschäfte.
In ihrem Beitrag Von Riyadh nach Sanaa – die Weiterreise durch die Landschaften in der Wüste nahm Monika Schau ihre Leser mit auf dem Weg in den Jemen, vorbei an Wadis, und brachte diesen beeindruckende Menschen aus dem Asir-Gebirge, eine Dorfgemeinschaft nach einer wilden Übernachtung inmitten der Wüste und die Händler in Sanaa näher. In ihrem vorletzten Bericht Vulkangestein, Urgestein: Landschaften in der Wüste ging es Monika Schau nicht ums Essen: die Hitze! Die Hitze erinnerte sie allerdings an ihre Zeit in Saudi Arabien, wo sie mit Familie von 1988 bis 1993 lebte. Ihr Mann war für die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) im Ministerium für Post, Telefon und Telegraf beschäftigt. Wieder Zuhause angekommen, geht’s ans Eingemachte. Letzten Dezember stellte Monika Schau in von kopf bis fuß unsere Leser weder auf Liebe noch bekommen sie Modisches serviert. Natürlich geht es um’s Essen: regional, originell und unglaublich lecker. Der Februar 2015-Beitrag Fisch und Schwanz diente – wie immer der Erweiterung des Horizonts auf Geschichtliches und Regionales: einfach und unglaublich lecker! Im weiteren Frühjahr widmete sie sich einem hochaktuellen Thema: VEGAN ODER NICHTVEGAN – DAS IST HIER DIE FRAGE Die Empfehlungen der Nahrungsergänzungsmittel-Liste für Veganer ist lang. Dabei sollte Essen doch dem Leben dienen, Freude bereiten und lecker sein.
Vielen Dank für die tollen Zeilen! Ich bin schon ganz heiß auf unseren Urlaub!
Viel Anschaun – Viel Probieren – Viel ……molto doce vita!
Wie immer ganz wunderbar geschrieben, wie immer wunderbar illustriert, wie immer den Appetit mehr als lediglich anregend, wie immer ein Geschenk. Den beiden Damen wünsche ich noch zahlreiche Aufenthalte (und Mahlzeiten) in der Toskana, wo es ja auch und bekanntlich – nämlich in der Nähe von Arezzo – Robert Gernhardt gefiel. Kleiner Lektürehinweis: „Toscana Mia“ (2011, mithin posthum, post festum, bei S. Fischer).