Erzbischof Schick predigt zum Abschluss der Sanierung der Oberen Pfarre – „Der Glaube ist eine besondere Art zu leben“
Nach siebenjähriger Sanierung der Pfarrkirche Unsere Liebe Frau in Bamberg hat Erzbischof Ludwig Schick in der „Oberen Pfarre“ einen festlichen Dankgottesdienst zum Abschluss der Bauarbeiten gefeiert. Gotteshäuser würden heute von vielen Menschen nur noch wie Museen betrachtet, in die man wie ein Tourist hineingehe, oft ohne recht zu wissen warum, sagte Schick am Sonntag in seiner Predigt. „Das ist schade, weil wir dadurch so viel verlieren und uns so viel Leben abgeht.“
Der Glaube an Jesus Christus sei weder Gefühl noch Theorie oder Moral und Ideologie, sondern Leben. Das Leben mit Christus sei aber kein Wellnesshotel für die Seele je nach Bedarf, keine Apotheke mit Beruhigungspillen für das schlechte Gewissen, kein Fitnessstudio für Werte und Tugenden und auch kein Kulturgut, sondern eine bestimmte Art zu leben in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Freizeit, beim Einkaufen oder im Straßenverkehr. Diese Lebensart sei gekennzeichnet durch inneren Frieden, Freundlichkeit, Wohlwollen, Selbstbeherrschung, Respekt und Anstand, zugleich auch durch den Einsatz für Friede, die Bewahrung der Schöpfung und das Gemeinwohl. Diese Art zu leben solle die Kirche vermitteln und lebendig halten, nicht zuletzt durch ihre Gotteshäuser. Der Advent wolle dazu wach machen, dass „Kirchengemeinde und Kirche Leben in Christus erneuern“, so Schick. Feiern und jubilieren sei nicht rückwärtsgewandte Nostalgie, sondern vorwärtsgewandter Aufbruch, „weil der Herr immer bei uns ist und unser Leben bestimmen will“.
Die Kirche Unsere Liebe Frau wurde im 14. und 15. Jahrhundert errichtet und zu Beginn des 18. Jahrhunderts barockisiert. Schwerpunkt der jetzt abgeschlossenen Arbeiten war die Restaurierung des Innenraums. Die geplanten Gesamtkosten von 5,7 Millionen Euro wurden eingehalten. 3,7 Millionen Euro hat das Erzbistum Bamberg übernommen, 1,43 Millionen wurden durch die Oberfrankenstiftung, der Bayerischen Landesstiftung der Deutschen Stiftung Denkmalpflege, der Stadt Bamberg und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege finanziert. Zehn Prozent der Gesamtkosten, also 570.000 Euro mussten von der Pfarrei gestemmt werden.
Erzbischof Schick hat mit seiner Kritik im Grundsatz durchaus recht. Leider erweckt die Formulierung des Beitrags – ist das Bistum oder die Redaktion verantwortlich? – sehr den Eindruck, diese Kritik sei als erhobener Zeigefinger in Richtung der allzu wenig frommen Menschen gedacht.
„Diese Lebensart sei gekennzeichnet durch inneren Frieden, Freundlichkeit, Wohlwollen, Selbstbeherrschung, Respekt und Anstand, zugleich auch durch den Einsatz für Friede, die Bewahrung der Schöpfung und das Gemeinwohl. Diese Art zu leben solle die Kirche vermitteln und lebendig halten, nicht zuletzt durch ihre Gotteshäuser“, relativiert diesen Eindruck zwar, aber nicht hinreichend.
Der christliche Glaube beinhaltet als wesentliches Kernelement die Liebe in all ihren Facetten – Jesus selbst und vor allem der Apostel Paulus haben das wiederholt deutlich gemacht. Aus dieser Liebe heraus ergibt sich all das, was der Erzbischof als kennzeichnend für die christliche Lebensart darstellt, quasi von selbst – zu ergänzen wäre die eigene innere Freude. Der aufrechte Glaube bedarf sicherlich der Hilfe, der Unterstützung, der Stärkung. Doch des erhobenen Zeigefingers bedarf er nicht.
Leider kennzeichnen sich zu viele Ortsgemeinden, aber auch „höhere“ Ebenen der Amtskirche eben nicht dadurch, daß sie im Glauben bestärken. „Langweilige“ Gottesdienste, in denen kein Bezug zum „wirklichen Leben“ anzumerken ist, sind da noch ein verhältnismäßig kleines Problem, dennoch nicht zu vernachlässigen. Geistliche, die sich mehr in der Rolle der Autoritätsperson mit Anspruch auf Gehorsam sehen statt in der des „guten Hirten“, schaden der Glaubwürdigkeit erheblich.
Glücklicherweise gibt es auch „die anderen“, die, welche Frohbotschaft und Nächstenliebe leben und verkörpern. Und es gibt sie nicht allein im Klerus, sondern in großer Zahl unter den sogenannten Laien.
Noch einmal zu den „langweiligen“ Gottesdiensten: Neben der thematischen Gestaltung spielt auch die musikalische eine wichtige Rolle. Eine Vielzahl engagierter und teils hochbegabter Musiker, von den Organisten über Jugendbands bis zu den Chören aller Altersgruppen, leistet Unbezahlbares. Diejenigen, welche sie leiten, ausbilden, betreuen, bringen unschätzbares Engagement und viel Zeit ein. Sie alle verdienen aktive Unterstützung, angefangen beim einfachen Lob und Dankeschön bis hin zu materieller Hilfe – denn Instrumente sowie musikalische Aus- und Weiterbildung kosten nun einmal.
Und noch eines trüge zur offen bekundeten Wertschätzung teil: die gegenseitige Einladung, so daß der Chor, die Band oder auch Solisten ihr Können nicht nur in der eigenen Gemeinde einbringen, sondern die Gottedienste und Festveranstaltungen anderer bereichern. Die so präsentierte Vielfalt der geistlichen Musik von der Klassik über Gospels hin zu modernem Liedgut motiviert dann vielleicht auch manche, selbst aktiv zu werden. Denn die Frohbotschaft sollte nicht (nur) mit ernster Trauermiene dargeboten sein.
Für den Text ist das Bistum verantwortlich.
Erich Weiß