Bamberger Kämmerer Bertram Felix: Förderung des Radverkehrs ist eine freiwillige Leistung

Redaktion
Fahrradweg am Kunigundendamm: Foto: Erich Weiß

Fahrradweg am Kunigundendamm: Foto: Erich Weiß

Fahrradfahren ist ökologisch, fördert die Gesundheit – und macht Freude: Den Fahrtwind in der Nase, flugs von hier nach da. Zugegeben, es gibt Verbesserungen, auch in Bamberg, winzig kleine Schritte, einige Fahrradständer am TKS (Fahrrad dahin?) und die Durchfahrt durch die Habergasse (Fahrrad frei!). Beides kurz nach der kritischen Berichterstattung in der Onlinezeitung (Kampf den Radlern? Das Klima wird frostiger). Doch Beobachter der Szene schubsen weiter an, denn schließlich ist Fahradfahren Teil des Gesamtverkehrs. Was so mancher Perspektive aus der Windschutzscheibe nicht auf den ersten Blick einsichtig ist. Die Warnschilder mit „Geisterradler“ war eine wenig gelungene Aktion (Baureferent brachte erste Warntafel an), die neuen Schilder „Fahrbahn für Radler frei“ führt mitunter zu Protesten unaufgeklärter Autofahrer. Rücksicht sollte von allen Verkehrsteilnehmer erwartet und geübt werden.

Hier kommen nun Peter Gack und Wolfgang Bönig zu Wort.

Peter Gack

22 Prozent der Wege werden von den Bambergern in der Stadt mit dem Fahrrad zurückgelegt. Das ist schon eine gute Quote. Allerdings wurde in den letzten Jahren von Seiten des Oberbürgermeisters und der Stadtrats-Mehrheit alles unternommen, um eine weitere Steigerung des Radfahranteils auszubremsen. Wenn es um die Förderung des Radverkehrs geht, wird bisher blockiert, gespart und gebremst. Dabei hat sich der Stadtrat einstimmig folgendes Zielt gesetzt:
„Der Anteil der in der Stadt zurückgelegten Wege mit dem Fahrrad soll von 22 % (Stand 2005) auf 25 % (2013) und 30 % (2020) gesteigert werden.“
Der Fahrrad-Stadtplan ist sicher eine kleines Puzzlesteinchen dazu, aber um wirklich die ambitionierten Ziele einigermaßen zu erreichen, muss endlich wirklich etwas für die Förderung des Radverkehrs getan werden. Im Wahlkampf haben ja fast alle Parteien und Gruppierungen ein hohes Lied darauf gesungen. Ich bin gespannt, wer sich davon nach der Wahl noch alles daran erinnert.

Wolfgang Bönig

Vereinte Nationen und Weltgesundheitsorganisation stellen fest: Radverkehr schafft Arbeitsplätze und rettet Leben. Die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern sorgt durch Aufnahme dieser Meldung in ihren Internetauftritt für die Verbreitung der Information – macht sich deren Kern zu eigen (hier).

Der Bamberger Stadtkämmerer hingegen vertritt die Auffassung: Für den Radverkehr haben wir kein Geld, seine Förderung wäre ohnehin nur eine freiwillige Leistung (“Aus Sicht des Kämmereiamtes kann die Finanzierung eines Radverkehretats und damit einer weiteren freiwilligen Aufgabe nicht realisiert werden”, in: Radfahren spart Kommunen Geld und ist nicht wirklich “ungesund und schlecht für die Umwelt”. Damit erklärt er sämtliche – ohnehin nur halbherzig formulierte – Beschlüsse und Absichtserklärungen der Bamberger Politik zu Makulatur.

Doch schon der Nationale Radverkehrsplan der Bundesregierung legt dar: Radverkehr zu fördern, führt zu erheblichen Einsparungen an anderer Stelle (weniger Ausgaben für den motorisierten Verkehr, weniger Bauschäden, weniger Schadstoffbelastung, weniger Gesundheitsschäden …).

Bislang erwecken weder Stadtverwaltung noch Kommunalpolitik auch nur ansatzweise den Eindruck, ihnen kämen zukunftsfähige Ideen zu den Bamberger Verkehrsverhältnissen in den Sinn. Und etliche der Maßnahmen, die in Bezug auf das Fahrrad bereits realisiert wurden, waren sinnfrei bzw. führten eher zu weiterer Behinderung und Gefährdung der Pedalisten.

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4 Gedanken zu „Bamberger Kämmerer Bertram Felix: Förderung des Radverkehrs ist eine freiwillige Leistung

  1. Falsch, Herr Felix:
    Es ist die Pflicht der Stadt als Straßenunterhalter (und dazu gehören auch Fussgängerwege und Radwege) für die Verkehrsteilnehmer zu sorgen.
    Es ist weiterhin eine Pflicht, für RadfahrerInnen mehr Fläche bereitzustellen, wen man zum einen lauten, stinkenden PKW-Verkehr (Immisionsschutz) aus der Stadt herausbekommen will und
    zum anderen gesetze Klimaschutzziele zu erreichen.
    Letzteres Thema ist ein Themenübergreifendes.
    Alles klar?!

  2. Mit großer Selbstverständlichkeit fordert die autofahrende Welt freie Fahrt und freies Parken überall. Die Fahrradfahrer werden belächelt und gechasst. Man macht sich lustig über das umweltfreundliche Benehmen, wähnt sich mit Auto als coolerer Typ.
    Glatte Straßen für die „Autisten“, schlecht geteerte, abrupt endende, vollgeparkte oder mit fiesen Kanten versehene Radwege für die Biciclisten.
    Was braucht es da mehr Beweise, daß die Radfahrer als Verkehrsteilnehmer trotz gebetsmühlenartig wiederholter Absichtserklärungen nicht ernst genommen werden? Wenn wundert es da, daß sich manche dann vielleicht auch nicht immer an die Regeln halten können?: Wer behandelt wird, als sei er vogelfrei, muß sehen, wie er heil durch die Stadt kommt.

    Und der Ungleichbehandlung Vorschub leistet natürlich der Kämmerer, der sich aufführt wie der Sonnenkönig und über alles bestimmt, wozu er Lust hat. Anmaßung in selbst in Bamberg kaum gekannter Weise.
    Was muß diese Stadt noch alles mitmachen, bis die Opportunisten aus dem Rathaus in ihre Schranken verwiesen werden? Ach ja, vorher noch schnell mal die Bezüge für die kümmerlich dotierten Posten erhöhen. Es ist unsagbar, unglaublich.

  3. bertram? das kann schlecht der „deutsche bertram“ sein. der ist längst ausgestorben und hätte als „korbblütler“ sogar gegen krämpfe und lähmungen geholfen. aber der bamberger ableger macht eher das gegenteil. von wegen heilkraut. passt dann wohl eher die bedeutung „glänzender rabe“?

    immer wieder dieser bertram felix. wo mischt der sich denn nicht rein? kunst, bau, soziales, verkehr, sport. langsam wird der bertram zur stadtplage
    wenn er doch sooo bedacht ist auf den geldsäckel der stadt, warum lernt er es dann nicht endlich, die schulden zu bremsen? gell, mit fremden geld kann man herrlich jonglieren und sich in die taschen lügen.

    ich hoffe ja nur, dass der konzern „stadt“ nicht irgendwann gegen die rathauswand donnert. schlimm ist dabei nur die tatsache, dass alles soziale und brügerfreundliche bis dahin längst über die klinge vom felix springen musste. was bleibt sind ruinen und eine bürgerschaft, die von der geschäftsbilanz getilgt wurde.

    …und ein paar gut gefütterte stadtgänse werden dann mit ihrer überzogenen pension die restlichen (oder lästigen?) menschen tanzen lassen. die sind dann die wenigen kleinen „felix“ – die glücklichen

  4. Es gibt schlicht und ergreifend in Bamberg keinen Willen, hinreichend Veränderungen für den Radverkehr zu tätigen. Man könnte so einige Einbahnstraßen freigeben, aber mit diesem Ansinnen, wird man ja nur abgebügelt: Der zugegebenermaßen recht enge und unübersichtlich Zinkenwörth zwischen Schillerplatz und Habergasse/Generalsgasse wird z. B. täglich problemlos von dutzenden RadlerInnen entgegen der vorgesehenen Fahrtrichtung benutzt. Da selbst in Stoßzeiten keine 50 Kfz/h dort fahren und diese im Regelfall aus o. g. Gründen mit eher gemäßigtem Tempo unterwegs sind, ergibt das nicht mal Probleme. Aber lt. https://www.stadt.bamberg.de/index.phtml?mNavID=1829.376&sNavID=1829.694&La=1 kommt eine offizielle Freigabe nicht in Frage: „Eine vom Straßenverkehrsamt und der Polizei durchgeführte Überprüfung hat ergeben, dass der Zinkenwörth aus Verkehrssicherheitsgrünen für Radfahrer und Radfahrerinnen nicht in die Gegenrichtung geöffnet werden kann. Die Fahrbahn ist viel zu eng, zusätzlich gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten. Weiterhin spricht der unübersichtliche Streckenverlauf im Zinkenwörth dagegen.“
    Auf Hochdeutsch: Man kann dem motorisierten Verkehr nicht zumuten, §1 StVO zu beachten und erwartet auch nicht, dass RadlerInnen dies könnten. Man nimmt lieber in Kauf, dass viele RadlerInnen weiterhin durch die „Fußgängerzone“ Theatergassen abkürzen und dort (wie auch die dort gerne mal mit ihren PKW fahrenden Anwohner und Lieferanten) Fußgänger gefährden. Dass die Einbahnstraßenregelung im Zinkenwörth in Ausnahmesituationen (Canalissimo) tagelang sogar für den motorisierten Verkehr komplett aufgehoben wird, lässt man dabei vollkommen unter den Tisch fallen. Wo kein Wille ist, ist eben auch kein Weg…

    Bzgl. des Fahrradweges am Kunigundendamm: Mich freut ein derartiger Anblick immer. Ein (benutzungspflichtiger) Radweg in diesem Zustand ist per se nicht zumutbar und so darf man dort prima auf der Fahrbahn radeln. Das ist insbesondere bei grundsätzlich ohne Sicherheitsabstand und parallel zum Radweg angelegten Parkplätzen so oder so die sinnvollere Variante (vgl. dooring). Eigentlich könnte man im Kunigundendamm den Radweg auch komplett zurückbauen, die Parkplätze ein wenig mehr gen Ufer rücken und in der Folge die Einbahnstraßenregelung für RadlerInnen aufheben. Aber pssst, nicht weitersagen, kostet nämlich viel Geld ;-)

    PS: Ich ziehe bald aus Bamberg weg und werde vieles vermissen, die herausragende „Radverkehrsförderung“ aber sicher nicht ;-)

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