Viel Spannung und doch keine Überraschung bei den Wahlen zum 2. und 3. Bürgermeister

Redaktion

Im Vorfeld wurde Spannung aufgebaut. Von Hintergrundgesprächen wurde gemunkelt und geschrieben, von Postenversprechungen war und ist auch nach der Wahl die Rede, aussagekräftig dürfte die tatsächliche Vergabe diverser lukrativer Aufsichtsratsposten und Senatsbesetzungen sein, die Ende des Monats vergeben werden. Mühsam baute man sich eine Mehrheit zusammen und war doch bis zum Schluss nicht sicher, ob die Mehrheit halten würde, was sie versprechen sollte. Bekanntlich stellte sich Dr. Lange von der CSU als Zweiter Bürgermeister zur Wahl, getragen von der hauchdünnen Mehrheit aus CSU, SPD und dem neuen Stadtrat von der FDP, Martin Pöhner, der noch im Wahlkampf die Schuldenpolitik der Stadt heftig anprangerte „Mein Bamberg ist schuldenfrei“, sich mittlerweile als Hospitant der SPD anbot – ein allzu billiges Angebot. Das sind rechnerisch 24 Stimmen – und das sollte reichen. Wenn, ja wenn tatsächlich Fraktionszwang herrschen würde, was bei einer geheimen Wahl nicht garantiert ist – und wohl auch nicht anzunehmen ist.

Aufgrund der Diskussion um die Kosten eines geplanten 3. hauptamtlichen Bürgermeisters und auch die Gerüchte über das Zustandekommen einer hierfür nötigen Mehrheit standen die Chancen von Peter Gack von der GAL, der sich zur Kandidatur entschloss, theoretisch gar nicht mal schlecht. In der Bevölkerung ist Gack eindeutig der beliebtere, wenn man den Online-Votings des Fränkischen Tags folgt.

Und dann hielten die Absprachen von CSU, SPD und FDP: Mit 24 zu 21 Stimmen gewann Dr. Lange die Abstimmung und wurde somit hauptberuflicher 2. Bürgermeister: Gratulation!

Indizien für das Wahlverhalten der kleineren Gruppierungen könnte die Verteilung der Posten geben

Der Jubel war verhalten. Nicht wirklich sicher sind die führenden Köpfe der beiden großen Parteien, ob es nicht tatsächlich Stadträte gegeben haben mag, die entgegen der Parteiempfehlung votierten. Gespräche gab es schließlich auch mit den kleineren Gruppierungen, wie BBB und BuB (Christian Lange versprach in seiner Bewerbungsrede nicht nur die Rettung des Kesselhauses, einen Kulturentwicklungsplan, sowie einen Kulturbeirat und ein Kunststipendium für Bamberger Künstler, sondern auch eine Aufwertung des Sportvereins Gaustadt). Welchen Kandidaten deren Mitglieder tatsächlich wählten, ist geheim, Indizien könnten lediglich die Verteilung der Posten geben.

Nicht die SPD-Fraktion verkündet den Verzicht auf die Kandidatur ihres Mannes sondern der Oberbürgermeister

Heinz Kuntke von der SPD, Richter und Vizepräsident des Landesgerichts in Bamberg, konnte sich bis einen Tag vor der Wahl Hoffnungen auf das Amt eines 3. hauptberuflichen Bürgermeisters machen. Oberbürgermeister Starke verkündete gestern dessen Verzicht – nein, das tat nicht die SPD-Fraktion, sondern tatsächlich der Oberbürgermeister. Soweit ist die SPD. Nachdem die Kosten für einen 3. hauptberuflichen Bürgermeister in der Öffentlichkeit – und wohl auch innerhalb der „Mehrheitsparteien“ – nicht mehr durchsetzbar waren. Politisch und inhaltlich war Kuntke nicht durchsetzbar. Für das Amt des „ehrenamtlich tätigen“ (d.h. ca. 1.700 €/Monat) Bürgermeisters kandidierte von der SPD nun deren Fraktionsvorsitzender Wolfgang Metzner. Als Gegenkandidat stellte sich Dieter Weinsheimer von den Freien Wählern zur Verfügung.

Und so war es dann wohl auch keine Überraschung mehr, dass sich Metzner mit 25 zu 20 Stimmen gegen Weinsheimer durchsetzte und von Oberbürgermeister Starke die Bürgermeisterskette umgehängt bekam. Gratulation! Es ist anzunehmen, dass Metzner den SPD-Fraktionsvorsitz an seinen Vize, Klaus Stieringer abgeben wird. Stieringer wird für dieses Amt auch in die SPD eintreten.

Weder für das Amt des Zweiten noch des Dritten Bürgermeisters werden fachliche Qualifikationen vorausgesetzt. Schule, Kultur, Sport sowie die Repräsentation Bambergs und seiner Bürger liegen nun in der Hand von Dr. Christian Lange und Wolfgang Metzner. Die Absprachen im Vorfeld scheinen funktioniert zu haben.

Hatte der Wähler den Absprachen der großen Parteien nicht eine Abfuhr erteilt?

Peter Gack deutete das Wahlergebnis vom März dahingehend. Die Große Koalition aus CSU und SPD wurde vom Wähler nicht durchgewunken, die Konstellation der festgezurrten Blöcke sind seiner Ansicht nach kein Zukunftsmodell, sondern anhand von Sachdiskussionen sollten sich wechselnde Mehrheiten finden lassen. Nicht Machtbestrebungen sollten Entscheidungen herbeiführen, sondern das Betreben nach der besten Lösung. Sachorientiert, geradlinig und unabhängig werde er agieren, mit dem Oberbürgermeister könne er dabei durchaus aneinander geraten. Einen seiner Lieblingssong gibt er mit auf den Weg, in der Interpretation von Konstantin Wecker:

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen.
Was keiner sagt, das sagt heraus.
Was keiner denkt, das wagt zu denken.
Was keiner anfängt, das führt aus.

 

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr´s sagen.
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein.
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben.
Wenn alle mittun, steht allein.

 

Wo alle loben, habt Bedenken.
Wo alle spotten, spottet nicht.
Wo alle geizen, wagt zu schenken.
Wo alles dunkel ist, macht Licht.

5 Gedanken zu „Viel Spannung und doch keine Überraschung bei den Wahlen zum 2. und 3. Bürgermeister

  1. Ich kann nur eines sagen; da haben sie ja den nächsten in die Riege gehoben.

    Ich arbeite bis zu 14h am Tag, in min. 3 Jobs, teilw. 7 Tage die Woche, nie mehr als 5h Schlaf und das um völlig überzogene Mieten zahlen zu können, mir bleiben oft nur 150€ für Essen und sonstige Kosten, das zum Thema SPD!

    Ich zitiere hier mal einen der Arbeiterpartei angehörigen Bürgermeister: „Du bist einfach nur das Arbeiten nicht gewöhnt!“

    Tja ich dachte mal SPD wurde wegen genau solcher Missstände gegründet! Es geht also nur um Macht, aber auch die Bundestagswahl werfen kein besseres Licht auf die SPD.

    Naja, nach dem unendlichen Brückengebaue, statt sozialen Wohnungsbau, werden nun unter der SPD wohl auch noch Wohnungen niedergerissen. In Bamberg gibt es nur eine Klientel wie es scheint?!

    • Ganz gemein könnte man ja formulieren, der Brücken- habe den sozialen Wohnungsbau abgelöst.

  2. lieber herr mergner,
    auch wenn sie oft recht haben, ich fände es angebracht, wenn sie auf persönliche beleidigungen und schimpfwörter künftig verzichten würden.
    Man versteht sie auch so, ohne scheißdreck.

    • ich bitte tausendmal um verzeihung.

      aber wo bitte lesen sie eine persönliche beleidigung? und wenn ich das wort „scheißdreck“ verwende, so hab ich ebenfalls nur eine anständigere version gewählt.

      bei solchen leuten hab ich nun mal keine lust auf relativ sinnlose etikette. solange sie sich immer nur um ihren eigenen vorteil kümmern, sind sie solche rücksicht nicht würdig!

      zumal ja langsam das verheerende ausmaß dieser posten-schacherei zu tage tritt. eine unrühmliche schande für bamberg

  3. so viel zum verbliebenen „Wert“ der Demokratie!

    zumindest 1 CSU-Dissidenten scheint man zu kennen. wäre ja auch ein wunder, wenn jeder den alten scheißdreck als erneuerung der partei akzeptieren würde.
    mal sehen, wer in den nächsten wochen und monaten über die regnitz geschippert wird. fischerstechen mal ganz anders? der kropf sitzt schon mitten unter ihnen. *fg

    leider war der bürger mal wieder der dumme. und starke hat jetzt 2 abnicker hinter sich geschart. da macht es nix mehr aus, dass der berufsstadtrat haupt abgesägt wurde. das ist aber auch die einzige wohltat

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