Kesselhaus: Auch der neugewählte Kunstverein-Vorstand sieht schlechte Zeiten für zeitgenössische Ausstellungen in Bamberg

 Christiane Hartleitner
Kesselhaus. Foto: Christiane Hartleitner

Kesselhaus. Foto: Christiane Hartleitner

Im vergangenen September titelte die Stadt Bamberg eine Pressemitteilung „Kunstraum Kesselhaus ist marode„. Seither ist reichlich Wasser die Regnitz nebenan hinab geflossen. Engagierte Bürger trafen sich derweil mit städtischen Mitarbeitern, tasteten Handlungsspielräume ab, müssen sich vertrösten und die Schlüssel zu dem in Eigenleistung hergerichteten Ausstellungsraum abnehmen lassen. Mich erinnert dieses Vorgehen und die Hinhaltetaktik an 2009, als die juristische Zange, die auch am Kesselhaus greift, beinahe unser Hainbad zerquetscht hätte. Hätten wir Hainbadfreunde damals nicht in Eigenleistung das Wasser unserer Lebensader beproben lassen (mit dem Ergebnis einer sehr guten Badewasserqualität!), hätten wir nicht einen ganzen Sommer lang den Aufstand geprobt (der BR nannte jene Zeit sogar den „Sommer der Revolte“), hätten wir Hainbadfreunde nicht eine Hartnäckigkeit an den Tag gelegt, die keiner den ansonsten eher nutzlosen Sonnenanbetern so recht zugetraut hätte – ich wage zu behaupten, es gäbe heute kein Hainbad mehr. Ich wünsche dem Kesselhaus von Herzen eine ebenso hartnäckige Truppe. Und offensichtlich hat es Glück! Der Kunstverein, die anderen Ausstellungsmacher und -besucher lassen nicht locker. Sie formulieren die erschwerten Bedingungen und sehen schlechte Zeiten für zeitgenössische Ausstellungen in Bamberg. Uns Flussschwimmern wurden 2009 die Zugänge zur Regnitz verbrettert und vernagelt. Es ist kaum zu glauben, wie sich das Versprechen „Gestalten statt verwalten“ pervertiert – immer wieder.

Mitteilung des Kunstverein Bamberg

Neuer Kunstverein-Vorstand und Beirat für 2014 gewählt – 2014: Suche nach Räumlichkeiten bestimmt das Programm

Der Auftrag des Kunstvereines scheint eine neue Richtung einnehmen zu müssen. Nicht Künstler und deren Arbeiten nach Bamberg einzuladen, sondern die Suche nach neuen Räumlichkeiten werden das Programm 2014 bestimmen. In der vergangenen Woche wurde im Theatertreff die neue Vorstandschaft des Kunstvereins Bamberg für das kommende Jahr gewählt. Die erste Vorsitzende bleibt Kunsthistorikerin Dr. Barbara Kahle, den stellvertretenden Vorsitz übernimmt Architekt und Stadtplaner Franz Ullrich für Dietlinde Schunk-Assenmacher, die ihr Amt nach sechs Jahren engagierter Vereinsarbeit abgab. Als Schatzmeisterin fungiert ab sofort Kunsthistorikerin Maren Jensen und als Schriftführerin Kommunikationsmanagerin Kerstin Werner. Zusätzlich wurde Notburga Karl, neue Dozentin für Kunstdidaktik an der Universität Bamberg, Künstlerin und Ausstellungsmacherin, in den Beirat gewählt.
Nach einem Rückblick über die vergangenen zwei Jahre, der die zahlreichen Ausstellungen im Kunstraum Kesselhaus, E.T.A-Hoffmann-Theater und der Stadtgalerie Bamberg – Villa Dessauer wie auch die unterschiedlichen Aktivitäten (Vorträge, Führungen, Exkursionen In- und Ausland) Revue passieren ließ, scheint die zukünftige Arbeit des Kunstvereins ganz anders gelagert zu sein.

Schlechte Zeiten für zeitgenössische Ausstellungen in Bamberg!

Viele Ideen des neugewählten Teams müssen wohl erst einmal auf Eis gelegt werden, denn am vergangenen Freitag kam von Seiten der Verwaltung zunächst einmal eine Absage für die Nutzung des Kunstraumes Kesselhaus. Schon drei Jahre wird um den Kunstraum Kesselhaus, der ehem. Heizzentrale des Alten Krankenhauses als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst an der Regnitz gekämpft. „Die Verwaltung der Stadt Bamberg sieht sich rechtlich und bauordnungsrechtlich nicht in der Lage, gegenwärtig eine temporäre Nutzung des Kesselhauses zu Ausstellungszwecken zuzulassen, da jedwede, selbst außerordentliche einmalige Nutzung die Stadt in die Haftungspflicht setzen würde“, so schildert Dr. Ulrich Kahle, Vorsitzender der Initiative „Kunstraum Jetzt!“ die Argumentation der Stadt Bamberg. Ob Gelder für Sanierungs- oder Sicherungsmaßnahmen von Seiten der Stadt zur Verfügung gestellt werden, entscheidet der Finanzsenat in seiner nächsten Sitzung am 29.4. Die Sanierungskosten für das Kesselhaus liegen bei ca. 150.000 €. Die Summe bezieht sich allerdings auf das komplette Gebäude nicht auf die Ausstellungsräume selbst.

„Günstiger könnte ein Ausstellungshaus eigentlich nicht kommen!“

„Günstiger könnte ein Ausstellungshaus eigentlich nicht kommen!“, so Barbara Kahle. Die Mitglieder des Kultursenates hatten sich bereits einstimmig für die weitere Nutzung des Kesselhauses ausgesprochen (mehr unter: www.kunstraum-jetzt.de).
Mit dem vom Kunstverein für das Jahr 2014 übergeordneten Titel „Räumlichkeiten“ scheint nun weniger ein Ausstellungsjahr gemeint zu sein, sondern die Suche nach Räumlichkeiten als Aufgabe und Ziel des Kunstvereins selbst. Dass kein eigener Ort für den Kunstverein in Bamberg zur Verfügung steht, ist nichts Neues und hat in Bamberg schon Tradition. Doch diesmal hat es den Kunstverein Bamberg besonders stark getroffen. Denn anstehende Renovierungsarbeiten machen auch die Nutzung der Villa Dessauer 2015 ungewiss. Vertröstungen auf das Konversionsgelände ändern an dem aktuellen Zustand und für die kommenden Jahre erst einmal wenig bis gar nichts. Eine bereits ausgiebige Suche hat keine räumlichen und finanzierbaren Alternativen aufgetan. Für die Stadt günstigere Varianten sind auch nicht im Entferntesten in Sicht. Das Ganze hat sich scheinbar von einer finanziellen Verwaltungsangelegenheit zu einer politischen Grundsatz-Diskussion entwickelt, die um die Frage kreist: „Will die Stadt Bamberg zeitgenössische Kunst in Bamberg vertreten sehen oder nicht?
Erschwerte Bedingungen für das neue Team des Kunstvereins, das seinen fast 400 Mitgliedern wie auch der gesamten Bamberger Bürgerschaft gerne zeitgenössische Kunst (auch) in Bamberg zu Teil werden lassen möchte. Aktuell stehen zwei Ausstellungen für 2014 fest:

  • 16. Mai 2014, „Alles fließt“, Arbeiten von Franz Kochseder, Vernissage im Foyer des E.T.A.-Hoffmann- Theater,
  • Dezember 2014, Gemeinschaftsausstellung mit Aldona Kut und Sebastian Kuhn „Controlled Collisions“, Stadtgalerie Bamberg – Villa Dessauer;

Weitere Ausstellungen- und Exkursionen sind in Planung
Infos: www.kunstverein-bamberg.de

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Laut Bertram Felix ist Bauunterhalt eine freiwillige Leistung: Das Gezerre ums Kesselhaus geht in die nächste Runde – “Kulturbürgermeister” Hipelius hat diesen Namen nicht verdient / Forderung der CSU: “Kunstraum Kesselhaus JETZT”! / Kulturpolitik ums Kesselhaus Wie kann es sein, … / Neues zum Kunstraum “Kesselhaus” / Kesselhaus: mehr Dampf! / Kunstraum Kesselhaus wieder nutzbar machen / Kunstraum Kesselhaus – wohin?Benefizlesung für das Kesselhaus / CSU: Entscheid zur Nutzung des Kesselhauses muss jetzt fallen /Kunstraum Kesselhaus ist marode / Lev Khesin – Klärt sich das Wasser werden Fische sichtbar (Ch’u-shih Fan-ch’i)KNICK / Bernd Wagenhäuser – der Stahlwerker / Knappe Entscheidung bei der Publikums-Preisverleihung zur Kunstausstellung „verzweigt“ des BBK Oberfranken / Konzert im Kesselhaus von Philippe Grassal („Pili“) / verzweigt, Vernissage im Kunsthaus Kesselhaus / verzweigt, Teil 1, Kunstraum Kesselhaus / Braucht Bamberg Räume für moderne und zeitgenössische Kunst? / Finissage der Ausstellung des Bamberger Kunstvereins “Fremde Gärten” von Luzia Simons im Kunstraum KESSELHAUSHerbert Grimm / Giovanni /„phantom me“ /

3 Gedanken zu „Kesselhaus: Auch der neugewählte Kunstverein-Vorstand sieht schlechte Zeiten für zeitgenössische Ausstellungen in Bamberg

  1. Wie lächerlich sind ein paar mildtätige Euro für regionale Künstler hie und da, die kaum ins Gewicht fallen gegenüber Großprojekten die in 98% aller Fälle 30-80% teurer werden als vorveranschlagt.
    Wäre der wirklich Wille da, auch aktuelle Kunst in Bamberg zu fördern, wären die bauliche und finanziellen Hürden, die im Vergleich zu anderen Projekten überschaubar sind, sicher bald überwunden.
    Dazu lieber Vorschub der Gentrifizierung bis der Mittelstand vollends aufs Land ziehen kann.

    Und wie ist es eigentlich mit dem Gerücht, daß das nette Haus unterhalb des Michelsberges für privilegierte Stiftungsreferenten vorbereitet würde? Wenn dem so ist, sieht man doch, was alles für Hürden überwunden werden können, wenn ein starkes Interesse an einer Sache besteht und man nur dran bleibt…?

    Schilda, wo bist Du?

  2. Wie wäre es mit einer Spendensammelaktion? Vom Erlös werden drei Statuen, je eine der Herren Felix, Starke und Stieringer, bei Herrn Lüpertz in Auftrag gegeben. Die lebensgroßen Standbilder werden in einladender Pose vor dem Kesselhaus aufgestellt und „geleiten“ die Besucher in die Ausstellungen.

    Ein solches Konzept sollte doch wohl überzeugen und bewirken, daß die Sanierung bewilligt wird.

    • Das ist eine super Idee!
      Alternativ könnte man überlegen, Otmar Hörl zu beauftragen. Der könnte die drei Herren in 1000er Auflage herstellen und in der ganzen Stadt verteilen. Sie könnten von überall in Richtung Kesselhaus zeigen. Oder nach Mekka.

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