Erst 16–20% der abgegebenen Stimmen ausgezählt

 Redaktion

Prozente StimmenNoch darf das Ergebnis der gestrigen Stadtratswahlen mit Vorsicht betrachtet werden, denn gestern wurden nur jene Wahlscheine gezählt, bei denen lediglich eine Liste angekreuzt wurde. Und das sind ca. 16–20 % der abgegebenen Stimmen. Erst im Laufe des Nachmittags bis zum Abend des heutigen Tags kommen all jene Wahlscheine hinzu, bei denen die WählerInnnen kumulierten, panaschierten, strichen und zusätzlich eine Liste ankreuzten.

Prozente SitzverteilungWahlbeteiligung geht weiter zurück

Bei den letzten Stadtratswahlen votierten noch 20 % mit lediglich einem Listenkreuz, bei den vorletzten noch 26 %. Immer mehr WählerInnen befassen sich offensichtlich intensiv mit Themen und Personen. Allerdings wird deren Zahl immer weniger, denn die Wahlbeteiligung liegt mit 44,55 % noch hinter der letzten Wahl von 2008 mit 48,24 %.

5 Gedanken zu „Erst 16–20% der abgegebenen Stimmen ausgezählt

  1. Die, welchen die Kommunalwahlen gleichgültig sind, dürften in der Minderzahl sein. Doch selbst in dem Fall wäre es Bringschuld der Politik, die Bedeutung der kommunalen Ebene für das eigene Leben in der Gemeinschaft zu verdeutlichen. Und schon sind wir wieder bei glaubwürdigem Handeln der Gewählten.

    Die Mehrzahl der Nichtwähler dürfte einfach resigniert haben – weil sie nicht erkennen, daß ihre Wahlentscheidung Nennenswertes an Mißständen ändert. Da wäre es Aufgabe derer, die etwas ändern wollen, sich nachvollziehbar und glaubhaft als Alternative darzustellen. Sachorientierte Politik „im stillen Kämmerlein“ zu betreiben, erreicht zweifelnde Wahlberechtigte nun einmal ebenso wenig wie bunte Plakate und leere Phrasen.

    Helfen könnten natürlich fair berichtende Medien.

  2. Vielen ist es vielleicht schlichtweg egal was in der Stadt passiert. Sind vielleicht erst zugezogen? Können sich mit der Stadt als solche und der darin befindlichen Urbevölkerung nicht identifizieren?
    Tja.
    Anders könnte man auch annehmen, dass es der Bevölkerung einfach zu gut geht. Da nimmt erfahrungsgemäß die Anteilnahme am politischen Geschehen ab.
    Puh.
    Wieder andere nehmen vielleicht Einfluss ganz ohne Wahl? Soll es ja auch geben.
    Pfui.

  3. Die Gleichgültigkeit wird entweder durch Wut oder durch Ratlosigkeit erzeugt: Fassungslose Ohnmacht gegenüber der Art wie nicht nur das Land, sondern auch die Kommunen zu Selbstbedienungsläden privater Lobbyisten werden. – Siehe die große Anzahl von Wahlkandidaten die versuchten, in den Stadtrat zu kommen, um ihre Branche nach vorn zu bringen und sicher nicht, um dem Gemeinwohl zu dienen.
    Viele Nichtwähler sehen aber auch – häufig durchaus durchdachter als manch blinder „das-hab-ich-schon-immer-so-gemacht“-Altwähler – in ihrer Verweigerung schon ein deutlicheres Votum gesetzt, als durch die gemachten Kreuzchen.

    Nichtsdestotrotz ist es erfeulich zu sehen, daß es eine leichte Verschiebung und mehr Diversität im Rathaus gibt.
    Es wäre schön, wenn durch neue Überlegungen, was in Bamberg Priorität haben sollte, auch der absolute Unsinn dem Steuerzahler einen dritten (!) Bürgermeister (in einer Stadt von 70.000 Einwohnern!) zuzumuten, abgewendet werden könnte.
    Man möchte davonlaufen, schon allein bei dem Gedanken, daß dafür dann auch noch ein nicht mal verdient zum Kulturmanager gehypter Mensch vorgesehen wird. Dem Bürger wird täglich hämisch ins Gesicht gelacht und seine Börse geleert.

  4. Die Wahlbeteiligung der bayerischen Kommunalwahl 2014 ist ein deutliches Anzeichen zunehmender Gleichgültigkeit der Bürger gegenüber den politischen Vertretern. Politik hat an Glaubwürdigkeit verloren, weil nicht mehr der Mensch im Mittelpunkt steht, sondern Geld und Wirtschaft heute die Interessen der Politik steuern. Alle Werbeplakate haben nichts geholfen, weil man die Menschen nicht mehr dort abholt, wo sie stehen. Das System nimmt den Menschen mit seinen Bedürfnissen, Ängsten und Problemen nicht mehr wahr. Politik findet im Glashaus nach Maßgabe nackter Zahlen statt. Die Demokratie ist dabei, sich selbst abzuschaffen …

  5. Wenn die Wahlbeteiligung sinkt, hat es wenig Sinn, die Nichtwähler zu kritisieren – wenngleich auch ich diese Haltung nicht wirklich verstehe.

    Aber ich sehe es als Bringschuld der kandidierenden Gruppen, Parteien und Personen, die Wahlberechtigten zu überzeugen – nicht mit einer Materialschlacht und einer Vielzahl hohler Sprüche kurz vor der Wahl, sondern mit transparenter, an Sachfragen und politischen Wertvorstellungen orientierter, nachvollziehbarer Politik. Und da hapert es gewaltig – bezüglich der öffentlichen Darstellung selbst bei denjenigen (viele sind es nach meiner Einschätzung nicht), welche die Kärrnerarbeit im Hintergrund tatsächlich leisten.

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