„Wir brauchen mehr Solidaritätswachstum als Wirtschaftswachstum“

Weihnachtspredigt von Erzbischof Schick

„Weihnachten ist nicht Idylle, sondern Stachel im Fleisch“

Bamberg. (bbk) Nach den Worten des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick ist das Weihnachtsfest eine Einladung zu einem alternativen Lebensstil: „Weihnachten lädt zum Umdenken ein, zu einem Leben, das Zukunft hat und Zukunft bereitet.“ Seit 2000 Jahren sei Weihnachten ein „Stachel im Fleisch“ der Menschen, der immer wieder zum wahren Leben auffordere, sagte Schick in seiner Weihnachtspredigt im Bamberger Dom. „Weihnachten lehrt uns, dass in Solidarität und Gemeinsinn Zukunft liegt“, fuhr der Erzbischof fort und mahnte: „Wir brauchen mehr Solidaritätswachstum als Wirtschaftswachstum. Wir brauchen Friedenswachstum gegen Waffenhandel und Kriegsgetümmel. Wir brauchen mehr Verständniswachstum zwischen den Religionen und Nationen gegen Fundamentalismus und Radikalismus. Wir brauchen Verteilungswachstum gegen Armutswachstum.“

Und wir brauchen Bescheidenheitswachstum gegen zunehmende Habgier

Auch wenn jedes Jahr wieder beklagt werde, dass die religiöse Bedeutung von Weihnachten abnehme, dass nur noch an Kommerz und Urlaubstage gedacht werde und man bestenfalls einen „Gefühlskick“ unter dem Weihnachtsbaum und beim Geschenke auspacken erwarte, so ziehe die „Wahre Weihnacht“ doch immer wieder viele Menschen an: „Die Krippen werden bestaunt und fotografiert, die Kirchen sind an Weihnachten immer noch übervoll. Bei aller Weltlichkeit, allem Trubel ist die Sehnsucht nach einer heilen Welt, wie Maria, Josef und das Kind, die Hirten und Könige, der Stern und die Engel sie zeigen, vorhanden.“ Weihnachten werde zwar als Idylle von vielen abgetan, zugleich sei aber die Sehnsucht nach einer heilen Welt vorhanden. „Weihnachten bietet das, wonach sich viele Menschen bei uns, auf der ganzen Welt und seit jeher immer sehnen: ein anderes, besseres, menschlicheres, zukunftsträchtiges Leben.“

Weihnachten sei, so Schick, das Fest der Solidarität:

Die Hirten brachten Brot, Milch, Licht und Wärme. Weihnachten sei auch das Fest der globalen Weltgemeinschaft und des Friedens: „Die Könige aus dem Morgenland hätten eigentlich mit Schwert, Waffen und Pferden kommen müssen, um einen Konkurrenten für die Weltherrschaft auszuschalten, aber sie brachten dem neugeborenen König Gold, Weihrauch und Myrrhe und erkannten Jesus als den erwarteten Friedenskönig an.“

All das und mehr könne Weihnachten nur sein, weil es als „Fest der Demut Gottes“ verstanden werde, das Welt und Menschen zu einem einfachen, bescheidenen, menschlicheren Lebensstil verändere. „Was Gott in Betlehem getan hat, ist Stachel im Fleisch der Menschheit, der zu einem besseren Leben anstachelt“, betonte Erzbischof Schick. „Weihnachten ist das Alternativangebot, das Gott uns macht. Wir dürfen es nicht ausschlagen.“