Redaktion
Bambergs Basketball und seine „Geldgeber“: eine lange Geschichte. Die schon lange vor dem derzeitig diskutierten Brose-Einsatz begann und immer wieder „Umschichtungen“ zur Folge hatte. Die Halle an der Forchheimer Straße, 2001 von der Baufirma Blank errichtet, war zunächst das „Forum Bamberg“. Die Serie der Insolvenzen, die die Halle im Laufe ihres Bestehens aneinander reihen sollte, beginnt gleich am Anfang, denn Blank meldete nach dem Bau Insolvenz an. Die Namensrechte wurden im März 2006 an JAKO (Hersteller für Teamsportbekleidung) verkauft. Seit Oktober 2010 ist die Halle nach dem Stahlrohrmöbelhersteller Stechert benannt, doch bekanntlich schmiss der resigniert nach einem heftigen Zerwürfnis mit dem Bamberger Oberbürgermeister hin. Doch weniger der Name soll hier interessieren, als eher ein Rückblick in die Besitzergeschichte.
Von Bank zu Klappan zu Günther
2005 erwarb der Projektentwickler Klappan von einer Frankfurter Bank das „Forum“ und trennte Halle vom Einkaufszentrum, das eigentlich zur Finanzierung derselben nebenan errichtet worden war – für ihn ein gutes Geschäft, für die Halle desaströs, denn die Mieteinnahmen von den Supermärkten sollte den Unterhalt der Halle mitfinanzieren. Außerdem hätte auf fruchtbarem Gärtnerland ein Supermarkt nie eine Baugenehmigung erhalten, diese wurde nur in Kombination mit der Halle erteilt. Offensichtlich hat man zu Beginn versäumt, ein Verbot der Veräußerung nur der Geschäftsflächen vertraglich festzuhalten. Noch im selben Jahr erwarb Sabine Günther mit ihrer SABO Vermögens- und Beteiligungs GmbH die Halle und baute sie zur drittgrößten Arena Bayerns aus. 2008 titelte der Tagesspiegel Geldgeber in U-Haft, Günthers Kompagnon stand unter dem Verdacht, über den Plüschtier-Hersteller Nici Gelder in die Halle gepumpt zu haben. 2009 „unterbreitete“ Günther der Stadt Bamberg ein Angebot – manche nannten es auch Erpressung – die Halle für 4,5 Mio zu kaufen, um der eigenen drohenden Insolvenz zu entgehen (hier). Denn nähme die Stadt Bamberg das Angebot nicht an, würde es den Profi-Basketballstandort Bamberg nicht mehr länger geben.
Die gemolkene Kuh geht von Günther über Klappan an die Stadt/Steuerzahler
Nun kam erneut der Projektentwickler Klappan als „Retter“ ins Spiel und das öffentliche Geplänkel konnte weitergehen. Im Mai 2009 wurde berichtet, dass Peter Klappan sich nun doch endgültig aus den Verhandlungen um den Kauf der Bamberger Jako Arena verabschiedet habe (hier). SABO Geschäftsführerin Sabine Günther bekundete, nun würden alle Hoffnungen auf Plan B ruhen, will heißen: eine stadtnahe Gesellschaft, wie beispielweise die Stadtbau, kauft die JAKO Arena und die Firma „Hochtief Facility Management“ aus Nürnberg betreibt die Halle (die dann ganz schnell einen Rückzieher machte). Günther gab sich optimistisch, dass sich beide Seiten bald einigen würden. Angeblich lägen bereits unterschriftsreife Verträge vor. Die Verhandlungen liefen seinerzeit ohne Oberbürgermeister Andreas Starke – er war für eine Woche in die USA geflogen.
OBs „Premiumlösung“ gilt vielen heute als Fehlentscheidung
Im Mai 2009 verkündete Klappan, dass er Hauptgesellschafter an der SABO GmbH werde, die weiterhin als Eigentümer der Halle auftritt, und damit die Halle übernehme. Nun war er schon zum zweiten Mal Besitzer der Halle. Sabine Günther wird einen Minderheitsanteil behalten. Damals gab es bereits Vermutungen, dass Klappan die Halle nicht langfristig behalten würde (hier). Der „Konzern Stadt Bamberg“ hat sich damals bereit erklärt, zukünftig, inklusive des Engagements der Sparkasse, jährlich rund 300.000 Euro Sponsoring zu leisten. Dies war eine elementare Voraussetzung für das Zustandekommen des Geschäftsmodells. Zudem wird der Investor Peter Klappan bei der Sicherung seiner Finanzierung unterstützt.
Im März 2010 verkündete Klappan, dass man einen neuen Namenssponsor der Jako-Arena suchen würde und eine „langfristige Lösung bevorzuge“ (hier). Allerdings war die Halle damals mit rund 4,5 Millionen Euro Schulden belastet. Anfang August meldete Klappan dann mit dieser GmbH Insolvenz an (hier). Die Stadt war damals schon mit einer Bürgschaft von 2,5 Millionen Euro eingesprungen. Ende September 2010 übernahm die Stadt die Halle (kicker), was heute von zahlreichen Insidern als großer Fehler angesehen wird, die Stadt jedoch als „Rettungsmodell“ bewarb (hier). Stoschek, der die Namensrechte gegen eine erhebliche Investition übernehmen würde (die natürlich der Steuerzahler tragen möge), wandte sich seinerzeit in einem Schreiben an die Stadträte: „Durch die Bürgschaft der Stadtbau und durch Kredite der Sparkasse Bamberg sei die Stadt Bamberg gleichsam heute schon heute der Eigentümer dieser Immobilie, urteilt Stoschek. Sie bringe durch zahlreiche auswärtige Besucher Kaufkraft, Beschäftigung und Arbeitsplätze nach Bamberg. Die darüber hinaus noch notwendigen Mittel seien wirklich gut angelegtes Geld. Wörtlich schreibt Stoschek: ‚Der Wert dieser Immobilie beträgt mindestens 20 Millionen Euro und für ein viertel dieser Summe kann sie die Stadt nun übernehmen‘.“ (hier)
Namen sind nur Schall und Rauch? Nein – nomen est omen, wie die „Business-Lounge“ der Personal network Tribüne zeigt, wo hin und wieder „Expertenforen“ stattfinden (Spindoctor Ehlers). Offensichtlich möchte Stoschek mit den Namensrechten erhebliche Investitionen von städtischer Seite verknüpfen, doch ein weiterer Interessent für die Namensrechte, das Baustoffwerk Maxit, dürfte die Verhandlungsposition der Stadt stärken. Außerdem ist der Serien-Deutsche-Meister Brose Basket ein attraktiver Sportclub für diverse Sponsoren. Unabhängig von einer Meisterschaftsfeier wird die Starke Ode aufs Welterbe: “Bamberg ist die g… Stadt der Welt” vielstimmig von jenen mitgesungen, die von solchen Deals profitieren – und das dürfte nicht immer der einfache Basketballfan sein. Die Geschichte von den Betreibern dieser Halle ist eine andere und die soll an anderer Stelle erzählt werden.
GAL-Mitteilung
Nachdem die kurze Ära der Bamberger Mehrzweckhalle an der Forchheimer Straße als „Stechert-Arena“ demnächst beendet ist und ein neuer Namensgeber gesucht wird, hat sich nun Michael Stoschek mit seiner Firma Brose ins Spiel gebracht. Er würde die Namensrechte kaufen, aber – ja, aber nur, wenn gewisse Veränderungen an der Halle vorgenommen würden. Es ist das von ihm schon aus Coburg bekannte Gebaren eines exquisit-kapriziösen Mäzens, der seine Wohltaten nur vergibt, wenn die „Beschenkten“ entsprechend nach seiner Pfeife tanzen.
Diesmal verlangt er – ganz Konkretes ist noch nicht bekannt – ästhetische und akustische Verbesserungen, barrierefreien Zugang, mehrere Hundert Quadratmeter Raum für die Umkleiden der Brose Baskets und noch einiges mehr, das wohl im Umfang mehrere Millionen kostet. Zahlen soll das alles die Stadt.
Der Standpunkt der GAL zu diesen Forderungen ist klar:
Alles was über den normalen Bauunterhalt der Halle hinaus geht, also vielleicht wünschenswerte, aber verzichtbare Luxus-Ausstattung darstellt, kann von der Stadt bzw. ihren Tochterunternehmen nicht finanziert werden. Falls der Brose-Chef hier eigenständige Investitionen vornehmen möchte, ist ihm das unbenommen.
Ausstattungen zur Barrierefreiheit sind nicht von vorneherein abzulehnen, aber im Einzelnen auf ihre Dringlichkeit zu prüfen. Und sie sind in einem größeren Zusammenhang zu bewerten: Denn auch viele andere öffentliche Einrichtungen (Rathaus, Museen, Schulen) warten auf Barrierefreiheit und sind womöglich als dringlicher einzustufen.
Ein Unterdrucksetzen nach dem Motto, das scheinbar für die Stadtratsmehrheit gilt – „Stoscheks Wünsche sind uns Befehl“ – darf sich die Stadt nach Ansicht der GAL nicht gefallen lassen.
Den größten Fehler, dessen Nachwirkungen wir heute zu spüren bekommen, hat die Stadt bereits vor Jahren mit der Übernahme der Halle gemacht (gegen die Stimmen der GAL), damals um die insolvente Eigentümerin Sabo GmbH vor der Pleite zu retten. Nun ist die Stadt Eignerin einer Halle, die unterm Strich ein Minusgeschäft darstellt. Denn die von den Verantwortlichen so hartnäckig wiederholte Aussage, die Halle würde mit einer schwarzen Null betrieben, ist nur die halbe Wahrheit: In dieser Rechnung sind Rücklagen für den großen Bauunterhalt mit keinem Cent berücksichtigt, d. h. notwendige größere Instandsetzungsmaßnahmen werden nicht über den Hallenbetrieb erwirtschaftet, sondern müssen aus anderen Finanzierungsquellen, notfalls aus dem städtischen Haushalt, finanziert werden. Und Gleiches gilt für das Personal: Die Arena hat kein eigenes Personal angestellt, somit tauchen in der Bilanz auch keine Kosten auf. Das dort beschäftigte Personal wird etwa über die Stadtbau GmbH oder die Konzert- und Kongresshalle bezahlt.
Auch Stoscheks Hallensonderwünsche könnten selbstverständlich nicht aus Arena-Gewinnen finanziert werden – der Stadthaushalt müsste herhalten. Die nächste Brose-Morgengabe, nach den zahlreichen Präsenten rund um den neuen Firmenstandort und den Flugplatz, leuchtet also bereits am Horizont. Bleibt die Hoffnung, dass sich die Stadtratsmehrheit nicht schon wieder jegliche Vernunft vernebeln lässt.
Hoch lebe die Monarchie!
Hoch lebe der Kapitalfeudalismus!
warum heißt der stadtrat eigentlich so?
raten statt denken ist die arbeitsweise der meisten „sesselabnutzer“
selbstverwirklichung steht bei denen ganz oben!
manche plärren einfach um eigene unfähigkeit zu kaschieren,
manche sehen sich gerne als glanz der elite,
manche lesen in sitzungen lieber zeitung,
manche nutzen den posten für kostenlose eintrittskarten und einladungen
als der herr den (sitzungs)raum betrat, drehte er sich um und weinte bitterlich – bestimmt nicht wegen der hohen sitzungsgelder
sorry für die ehrlichen vertreter in diesem ratespiel