Pressemitteilung des BUND Naturschutz in Bayern e.V.
BN-Waldmedaille für Förster Eitler und Hahn für Kampf gegen Waldsterben
Im Rahmen einer internationalen Pressefahrt ins Erzgebirge zum Thema „30 Jahre Waldsterbens-Debatte“ machte der BUND Naturschutz in Bayern (BN) auf die große Schadstoffbelastung der Wälder damals und heute aufmerksam. Der BN löste mit der ersten Pressefahrt 1981 zum Thema „Waldsterben“, die in die damals großflächig abgestorbenen Wälder im Erzgebirge führte, Anfang der 80er Jahre bundes‐ und europaweite Diskussion aus. „Es ist einer der größten Erfolge der deutschen Umweltbewegung, dass damals durch den Druck der Waldsterbens-Debatte deutliche Verbesserungen der Luftbelastungen erzwungen wurden“, so Hubert Weiger, 1. Vorsitzender des BN. „So ist die Großfeuerungsanlagenverordnung genau heute vor 30 Jahren am 1.7.1983 in Kraft getreten, die viele Wälder gerettet hat, weil dadurch die Schwefeleinträge um bis über 80 % reduziert wurden.“ Weitere Beschlüsse zur Entlastung der Wälder folgten, wie die Einführung des bleifreien Benzins, der TA-Luft und des Autokatalysators. „Durch diese großen umweltpolitischen Erfolge konnten wir damals das weitere großflächige Waldsterben verhindern“, so der ehemalige Bayreuther Stadtförster Gotthard Eitler, der sich stark beim Kampf gegen das Waldsterben engagierte. Zusammen mit dem Forstkollegen Ludwig Hahn aus dem Erzgebirge und dem inzwischen verstorbenen Forstprofessor Dr. Peter Schütt prägte er den Begriff „Waldsterben“. Der BN ehrt im Rahmen der Pressefahrt diese beiden Forstleute mit der BN-Waldmedaille für ihre damaligen Verdienste beim Kampf gegen das Waldsterben. Aber auch heute sind die Wälder nach wie vor bedroht: immense Stickstoffeinträge gefährden Wälder und Trinkwasser. „Wir halten es deshalb für fatal, diese erreichten Erfolge zu leugnen und das Waldsterben zu verharmlosen“, warnt Weiger. Die aktuellen hohen Stickstoffeinträge aus der Luft gefährden die Wälder und viele für die Daseinsvorsorge unersetzliche Waldfunktionen wie Boden- und Wasserschutz.
Waldsterbens-Debatte hat große umweltpolitische Erfolge erzwungen
Der BN kritisiert die in einigen Medien vorgetragenen Thesen, dass „die umweltpolitischen Erfolge bei der Luftreinhaltung nicht in Zusammenhang mit der Waldsterbens-Debatte stehen“ und dass „es das Waldsterben nie gegeben habe“. Nachweislich wurde bis Anfang der 1980er Jahre statt des Einbaus von Entschwefelungsanlagen in Steinkohlekraftwerken die „Hochschornsteinpolitik als Beitrag zur Luftreinhaltung“ politisch akzeptiert. So wurden auch z.B. bei den Anfang der 1980er Jahre geplanten Erweiterungs-Neubauten der Kohlekraftwerke Staudinger (Hessen) und Buschhaus (Niedersachsen) der Bau entsprechender Entschwefelungsanlagen abgelehnt. Der Bau von Entschwefelungs-/Entstickungsanlagen bei Braunkohlekraftwerken wurde sogar technisch ausgeschlossen. Erst durch die Waldsterbens-Debatte entstand ab 1981 der öffentlich notwendige politische Druck, um die bis dahin in den Schubladen vorbereitete Verordnungsentwürfe auch politisch durchsetzen zu können. Dies hat der damalige Bundesinnenminister Gerhard Baum bei einer Pressefahrt des Bundes Naturschutz im Frühjahr 1982 so bestätigt. Auch die Durchsetzung bleifreien Benzins, die Einführung des Katalysators, die Entschwefelung des leichten und schweren Heizöls wäre ohne die durch die Waldsterben-Diskussion verursachte öffentliche Diskussion nicht möglich gewesen, wie eine korrekte Analyse der politischen und öffentlichen Debatte (Protokolle der Anhörungen im Bayerischen Landtag und im Deutschen Bundestag 1983) ergeben hat.
Luftschadstoffe schädigen Waldökosysteme
Immissionsbedingte Waldschäden gibt es schon seit zweitausend Jahren im lokalen Bereich der Emittenten. Neu an den Waldschäden der 1980er Jahre war zuerst die räumliche Entkoppelung von Emissionsquellen und der Erkrankung der Wälder und später die flächendeckende Erkrankung der Wälder und die Betroffenheit mehrerer Baumarten. Strategien, wie damit umzugehen sei, gab es viele. Die Waldschäden und ihre immissionsbedingten Ursachen zu verharmlosen oder zu leugnen war langfristig nie erfolgreich. So belegen auch heute viele Forschungsergebnisse den Zusammenhang zwischen Waldschäden und Luftschadstoffen. Im Rahmen eines BN-Seminars berichtete Professor W. Elling 2007 von breit angelegten Untersuchungen, die zeigen, dass die Weißtanne stark unter dem Schwefeldioxid gelitten hat. Die deutliche Verringerung der Schwefeldioxidbelastung seit den 1980ern führte zur Gesundung und besserem Wachstum der Weißtanne. Der Wald ist der wichtigste Bioindikator und das auf der gesamten Landesfläche. Damals hat er saure Böden und zu hohe Schwefelkonzentrationen in der Luft angezeigt. „Wir fordern deshalb heute die Politik auf sich für eine deutliche Verringerung der Luftschadstoffeinträge und hier insbesondere beim Stickstoff einzusetzen, weil dies für uns gesunde Wälder und sauberes Trinkwasser unersetzlich ist“, so Hubert Weiger.