Buchenwald – ein Ort des Lernens und Gedenkens

Das Konzentrationslager Buchenwald war eines der größten auf deutschem Boden. Heute finden sich in der ab 1991 neugestalteten Gedenkstätte Buchenwald viele Ausstellungen zur Geschichte des Konzentrationslagers. Anna Mohr, Studentin an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, berichtet von einer Exkursion unter der Leitung von Prof. Dr. Bert Freyberger und Andreas Ullmann vom Studiengang Didaktik der Geschichte.

Anna Mohr

Buchenwald – ein Ort des Lernens und Gedenkens
Freitag, 08. März 2013
Buchenwald empfängt uns bei unserer Ankunft mit dichtem Nebel. Dies verleiht dem Ort eine ganz eigene, mehr denn je bedrückende Atmosphäre. Trotz des Nebels wagen wir einen ersten Rundgang auf dem Gelände, bei dem uns der Historiker und Archäologe Ronald Hirte vor allem mit Rat zur Seite steht. Die Ausstellung im Museum zum KZ solle neu gestaltet werden, erzählt er. Und bittet uns im gleichen Zuge, die Ausstellung doch kritisch zu beäugen, um Verbesserungsvorschläge an ihn herantragen zu können. Dieser Bitte kommen wir gerne nach, obgleich sicher schon vieles bekannt war, was wir anbringen konnten. Die erste Gesprächsrunde, die nach einer Kaffeepause stattfindet, erweist sich bereits als sehr befruchtend und es kommen viele Themen seitens der Studierenden zur Sprache, welche immer wieder zu neuen Gesprächsbeiträgen führen. Die Problematik der kollektiven Erinnerung im Allgemeinen sowie Buchenwald als Ort der Erinnerung speziell wurden hierbei von den Dozenten in den Vordergrund gestellt. Die Gruppe zeigt sich als sehr dynamisch und interessiert am Thema, was besonders die Dozenten erfreut, im Vergleich zu mancher Vorerfahrung mit Exkursionen auch ein wenig überrascht. Der Abend klingt dann in Weimar bei einem gemeinsamen Essen und anregenden Gesprächen aus.
Samstag, 09. März 2013
Nach dem Frühstück, der Nebel weicht übrigens trotz des anhaltenden Schneeregens nicht, begeben wir uns wieder hinaus auf das Gelände der Gedenkstätte und starten wiederum mit Herrn Hirte einen Rundgang, der uns an Wachtürmen und dem Zoo von Buchenwald vorbei zum Haupttor führt, welches als einer der wenigen Bestandteile des Lagers im Original noch erhalten ist. Der in das Tor integrierte Schriftzug „Jedem das Seine“ wurde ganz bewusst so gestaltet, dass er von den Häftlingen gelesen werden konnte, für die Bewacher hingegen spiegelverkehrt zu sehen war. Dies ist als Hinweis für die Häftlinge zu verstehen, denen damit zum Ausdruck gebracht werden sollte, dass sie in den Augen der Bewacher weniger wert waren als sie selbst. Inhaltlich geht der Schriftzug auf einen antik-lateinischen Rechtsspruch zurück, der darauf verweist, dass man verdient habe, hier zu sein, da man aus der Gemeinschaft „ausgeschert“ sei.

Buchenwald. Mit freundlicher Genehmigung von Ronald Hirte.

Auf dem Gelände selbst besichtigen wir dann die Verbrennungsöfen sowie die als Pferdestall getarnte Genickschussanlage, was bei dem einen oder anderen Beklemmungsgefühle und Unwohlsein hervorruft. Außerdem macht uns Herr Hirte auf einige Gedenktafeln und –steine aufmerksam, die uns bei dem Nebel ansonsten sicher entgangen wären, weil sie nicht zu sehen waren. Eine Gedenktafel, die beheizt wird, um sie für den Besucher immer sichtbar zu halten, führt alle betroffenen Nationen, aber auch einzelne Volksgruppen wie die Juden und Roma auf, aus denen Häftlinge im KZ Buchenwald gefangen gehalten wurden. Um uns ein wenig aufzuwärmen, suchen wir die Restaurierungswerkstatt der Gedenkstätte auf, in der Schülerinnen und Schüler unter Anleitung einer Restauratorin von ihnen gefundene Gegenstände reinigen, aufbereiten und katalogisieren können. Man ist doch recht erstaunt über den einen oder anderen Fund, wie beispielsweise die Pedale eines Fahrrads. Nach dem Mittagessen zeigt sich Petrus ein wenig gnädiger mit uns, denn zumindest der Schneeregen hat nun aufgehört. Jetzt steht das so genannte Speziallager Nr. 2 auf dem Programm. Dieses wurde nach der Befreiung des KZs durch amerikanische Soldaten dann von der Sowjetunion als Internierungs- und wohl auch Umerziehungslager für ehemalige Nazis bis ins Jahr 1950 genutzt. Auch hierzu gibt es ein entsprechendes Museum, welches dem anderen Museumsgebäude „nachgeordnet“ ist, was im Laufe der zweiten Gesprächsrunde im Sinne möglicher historischer Vergleichbarkeit noch näher hinterfragt werden sollte. Hier bittet uns Herr Hirte, ebenfalls im Hinblick auf eine Neukonzeption der Ausstellung, kritisch durch diese zu gehen und theoretische Veränderungswünsche anzubringen. Die zweite Gesprächsrunde im Anschluss an die Ausstellungsbesichtigung gestaltet sich wieder „kurz und knackig“ (O-Ton Prof. Freyberger), da noch ein Stadtrundgang in Weimar mit Blick auf die Nachbarschaft des Lagers und der Stadt geplant ist. Geht man mit offenen Augen durch die Stadt, so entdeckt man Verknüpfungspunkte, die mitunter sehr aufschlussreich sind. So befand sich in einer wunderschönen Jugendstilvilla eine Abteilung der Gestapo, in deren Keller ebenfalls Häftlinge inhaftiert wurden. Der Rundgang findet im Nationaltheater sein Ende. Der Großteil der Gruppe fährt wiederum in den Felsenkeller, der schon am Vorabend mit seinem rustikalen Charme zum Verweilen einlud. Nach der gemeinsamen Rückkehr gilt es, sich auf den letzten Tag vorzubereiten und dann müde und erschöpft ins Bett zu fallen.
Sonntag, 10. März 2013
Der Nebel hat sich an unserem letzten Tag doch noch aufgelöst und so können wir den Rundgang über ein Aschegrab im angrenzenden Wald, die Villensiedlung der ehemaligen SS-Führungselite, den Stelenweg, die Ringgräber, die Bronzeplastik einer Gruppe politischer Gefangener und den Glockenturm beginnen. Herr Hirte kann, wie so oft, mit spannenden Anekdoten und Details aufwarten, die den dreistündigen Rundgang kurzweilig machen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Pünktlich zum Mittagessen, das übrigens jeweils viel Abwechslung bot und stets lecker war, kehren wir in die Jugendbegegnungsstätte zurück, um noch ein letztes abrundendes Gespräch mit Herrn Hirte und unseren Dozenten nach der Pause zu führen. Hierbei werden nun die Änderungswünsche im Hinblick auf die neue Konzeption der beiden Museen angebracht, wofür Herr Hirte sich mehrfach bedankt.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass drei Tage für den Besuch dieser Gedenkstätte einen guten ersten Einblick liefern, aber auch zu einem erneuten Besuch anregen, um noch mehr über dieses spannende Themenfeld in Erfahrung zu bringen.
Vielen Dank an alle Beteiligten!

7 Gedanken zu „Buchenwald – ein Ort des Lernens und Gedenkens

  1. Sehr bewegend… Nach dem Lesen hatte ich eine Klos im Hals. Wichtig, dass auch dieser Teil der Geschichte in Erinnerung bleibt.

  2. „Jetzt steht das so genannte Speziallager Nr. 2 auf dem Programm. Dieses wurde nach der Befreiung des KZs durch amerikanische Soldaten dann von der Sowjetunion als Internierungs- und wohl auch Umerziehungslager für ehemalige Nazis bis ins Jahr 1950 genutzt“
    -> Das Speziallager Nr. 2 wurde niemals durch amerikanische Soldaten genutzt. Es wurde im August 1945, als die US-Armee längst abgezogen war, von den Sowjets in Betrieb genommen. (siehe: https://www.buchenwald.de/73/)

    • Das so genannte Speziallager Nr. 2 wurde von amerikanischen Soldaten befreit, wie auch der Rest des Lagers. So ist der Satz zu verstehen.

    • So ist der Satz auch nicht gemeint. Es soll gesagt werden, dass das KZ an sich durch amerikanische Soldaten befreit und nach Abzug der amerikanischen Soldaten das so genannte Speziallager Nr. 2 von der Sowjetunion genutzt wurde.

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