Mozart, Figaros Hochzeit
Wir möchten es so gerne Wunder nennen,
Das Unbegreifliche, was er uns tut:
Er legt die Hände in die große Glut,
Ganz ungeschützt, doch ohne zu verbrennen –
Er rührt die Liebe. Und die wir erleiden,
Die lockt den Meister in den Lobgesang.
Wir sind im Ernst. Und ihn beglückt der Drang,
Die Liebenden als Spieler zu verkleiden,
Als wäre Liebe nur im Opernhaus,
Und wäre das, was aus den braunen Geigen
Als Schelm- und Engellachen zu uns dringt:
Wir ziehn zur Liebe wie zum Kriege aus –
Ihm ist genug, den Himmel heiter zeigen.
Wir sinnen, sagen, klagen. Und er singt.
Albrecht Goes
Chrysostomos
Mit Mörike und Mozart heißen die 1991 herausgekommenen Studien aus fünfzig Jahren, und benennen so zwei für deren Autor wichtige Leitfiguren. Es war, um bei der Musik zu bleiben, tatsächlich, neben Johann Sebastian Bach, vor allem Wolfgang Amadeus Mozart, von dessen Melodien sich Albrecht Goes zu Gedichten inspirieren ließ.
Es ist still geworden um Goes, er fehlt in so mancher Anthologie, auch in der von Heinrich Detering bei Reclam vorgelegten. Ein Grund mehr, einmal wieder auf ihn aufmerksam zu machen. Wie Mörike ist auch Albrecht Goes ein Schwabe, geboren im März 1908 in Langenbeutingen bei Heilbronn. Und wie Mörike hat Goes das theologische Seminar in Urach besucht. In Tübingen studierte er Germanistik, Geschichte, Evangelische Theologie. Als Pfarrer wirkte Goes im Leonberger Stadtteil Gebersheim, ehe er von 1953 an als freier Schriftsteller sein Auskommen suchte.
Erste Gedichte veröffentlichte Goes 1932 im Selbstverlag. Hölderlin und Hebel, Uhland und eben Mörike, Christian Wagner, aber auch Goethe und Thomas Mann, Bach und Mozart haben ihn beeinflußt. In den Fünfzigern engagierte sich Goes in der Anti-Atom-Kampagne der SPD, rief zur Gründung der „Aktionsgemeinschaft gegen die atomare Aufrüstung“ auf und machte sich für den Dialog zwischen Christen und Juden stark.
Gestorben ist Goes im Februar 2000. Er liegt auf dem Pragfriedhof in Stuttgart begraben, nicht weit von Mörike, dem anderen schwäbischen Dichterpfarrer und Mozartfreund und -kenner.
NB: „Le Nozze di Figaro“ hat die Sommer Oper Bamberg 2011 auf die Bühne gebracht; das Publikum und die Kritik waren begeistert. In diesem Jahr steht „Don Giovanni“ auf dem Spielplan, am Pult, wie immer, Till Fabian Weser. Premiere ist am 4. Oktober. Bis dahin ist noch reichlich Zeit, aber die gut gemachte Website der SOB lädt schon jetzt zum schmökern ein. Zum zweiten Male wird auch 2013 wieder die österreichische Mezzo-Sopranistin Angelika Kirchschlager einen Meisterkurs geben. Wer bis Oktober nicht warten möchte, dem seien hier zwei Bücher empfohlen, zum einen Clemens Prokops im vergangenen Jahr bei Bärenreiter herausgekommener Opernführer zu „Don Giovanni“, zum anderen, und ganz besonders, Hanns-Josef Ortheils Mozart-Roman Die Nacht des Don Juan (München: Luchterhand, 2000).