Bahnausbau Bamberg: Koordinierungskreis 2. Runde

Redaktion

Klaus-Dieter Josel, DB-Konzernbevollmächtigter für den Freistaat Bayern und OB Starke. Foto: Erich Weiß

Eigentlich hatte man keine Pressekonferenz geplant, lud spontan dann doch ein, nachdem die Bahnsinn-Leute ankündigten, Ergebnisse des zweiten Treffens des „Koordinierungskreises Bahn“ an die Öffentlichkeit zu tragen, außerdem würde die WebZet berichten: Da wollte man von Seiten der Stadt doch die Deutungshoheit behalten. Und die ist:

Welterbestatus spielt entscheidende Rolle

Neue Mitglieder im Kreis: Herr Koch als Vertreter für das Bundesverkehrsministerium, Herr Dr. Volk als gemeinsamer Vertreter der Bamberger Umweltverbände (BUND, LBV, VCD, Naturforschende Gesellschaft) und Vertreter der Bevölkerung des besonders betroffenen Gebietes Gereuth, Frau Ann-Kathrin Ott vom Stadtteil Management und Heinrich Kemmer von der Stadtbau als größter Vermieter in der Gereuth. Die Erweiterung des Kreises um Träger öffentlicher Belange war unbedingt erforderlich.

Ergebnisse: Überprüfung der 9 Varianten auf ihre Machbarkeit, wobei Variante 2 mündlich von Oberbürgermeister ausgeführt und an Platz 2 gehoben wurde:

  • V1: Viergleisiger Ausbau der Bestandsstrecke, DB-Vorentwurf = Neutrassierung von zwei Gleisen
  • V2: Viergleisiger Ausbau mit moderner Lärmschutztechnik
  • V3: Ost-Umfahrung, d.h. ICE- und Güterzüge mit Ziel Berlin fahren mit 230 beziehungsweise 160 km/h auf Neubautrasse west-östlich der Bundesautobahn 73
  • V4: Güterzugumfahrung (Variante AG Bahnsinn), d.h. nur Güterzüge auf Neubautrasse analog V3 mit West-Spange in Tieflage beziehungsweise unterirdisch
  • V5: Tunnel im Stadtgebiet, d.h. gemeinsame oder getrennte Röhren für alle Zugarten oder nur für Güterzüge
  • V6: Tieflage (rund 7 m) auf gesamter Länge und Breite, Unterführungen sind ebenerdig, in Teilen „Überdeckelung“
  • V7: Tieflage (rund 3 m) (Vorschlag MdB Silberhorn) auf gesamter Länge, Unterführungen werden zur Eisenbahnüberführungen
  • V8: partielle Tieferlegung im Bereich zwischen Münchner Ring und Strickerstraße, d.h. möglicher gemeinsamer Untersuchungsbereich Stadt und DB
  • V9: Geschwindigkeitsreduzierte Durchfahrt, d.h. 200 bzw. 160 km/h für ICE sowie <160 km/h für Güterzüge.

Vor allem die Sichtachsen-Studie brachte neue Bewegung in den Prozess. Erste Ergebnisse wurden im März 2012 auf Einladung des Vereins „Bewahrt die Bergstadt“ vorgestellt (hier). Sie untersucht Blickbezüge von Osten auf die Bamberger Stadtsilhouette und versucht eine Bewertung der Gesamtansicht des Weltkulturerbes und nicht nur Auswirkungen auf einzelne Baudenkmäler durch Gleise oder Schallschutzmauern. Es geht vor allem um den Aspekt der „Integrität des Welterbes“. Die Stadt präsentierte diese von Frau Alexandra Schmölder angefertigte Sichtachsen-Studie, die offensichtlich die Vertreter der Bahn und des Bundesverkehrsministeriums dahingehend überzeugte, dass die große Ausdehnung des Bamberger Weltkulturerbes als besondere Situation verstanden werden muss und weit über einzelne Objekte hinausgeht. Vor allen Dingen umfasst sie auch weite Teile des Stadtgebiets und im besonderen Maße das Gärtnerviertel. Dabei ist nicht nur das Gebiet zwischen Königstraße, Luitpoldstraße und Ludwigstraße von Bedeutung, sondern auch die Ackerflächen der Bamberger Gärtner, besonders in der Nord-Flur aber auch in der Süd-Flur, die für die Wirtschaftlichkeit der Bamberger Gärtnerbetriebe traditionell notwendig waren und es heute mehr denn je sind. Die derzeitigen Planungen stellen eine Bedrohung der Lebens- und Erwerbsgrundlagen hauptberuflicher Erwerbsgärtner in der Welterbestadt dar. Diese Sachverhalte wurden mit den Sachvorträgen von Alexandra Schmölder (Autorin) und Thomas Besse (Stadtplanungsamt/Stadtgestaltung) herausgearbeitet und dem Gremium vorgetragen.

So würde zum Beispiel einerseits eine Lärmschutzmauer die Sicht von den Gärtneräckern auf die Stadt verhindern und andererseits eine Tieferlegung der Gleise den Grundwasserspiegel empfindlich stören, was wiederum den Anbau auf den Ackerflächen beeinträchtige.

Weiterhin wurde auch die erhöhte Lärmbelastung als neues Gefährdungspotenzial für das Weltkulturerbe einbezogen.

OB Starke berichtete von seinem Arbeitsbesuch in Offenburg in Baden-Württemberg, wo die Bahn ebenfalls eine Schienentrasse durch die Stadt plant (Bahnausbau und Konversion: Bamberger Delegation besucht Offenburg). Dort konnte die Stadtverwaltung deutlich machen, dass die neue Bahntrasse das Stadtbild empfindlich beeinträchtigen werde, woraufhin sowohl die Bahn wie auch das Land Baden-Württemberg nicht umhingekommen seien, alternative Planungen vorzunehmen. Um das Stadtbild zu schonen, wird nun für Güterzüge ein Tunnel gebaut. Die erheblichen Mehrkosten tragen Bahn und Land Baden-Württemberg, denn das Land könne sich nicht aus der Verantwortung für die Kommunen schleichen. OB Starke sieht das natürlich in verstärktem Maße für Bamberg gültig: Hier habe nicht nur die Stadt, sondern auch die Bahn, das Land Bayern und auch der Bund die Verpflichtung das Welterbe zu erhalten.

Das bedeutet dass auch Alternativen infrage kommen, die bislang mit dem Argument der erhöhten Kosten verworfen wurden.

Als erfreuliche Entwicklung wurde vermerkt, dass die Diskussion auch von Seiten der Bahn neuerdings ergebnisoffen geführt werde und die Bahn sehr auf einen Konsens mit der Bevölkerung bedacht ist.

Die nächste Sitzung findet am 19.4.2013 statt. Um das festgestellte Informationsdefizit der Umlandgemeinden zu beenden, werden in einem zweiten Teil am 19. April die Bürgermeister der betroffenen Umlandgemeinden in einer eigenen Sitzung mit den Ergebnissen vertraut gemacht.

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Was die Hochstapelei eines niedersächsischen CDUlers mit dem Bamberger Bahnausbau zu tun hat / Bahnausbau und Konversion: Bamberger Delegation besucht Offenburg / Erste Bahnausbau-Sitzung – erste Ernüchterung?

Ein Gedanke zu „Bahnausbau Bamberg: Koordinierungskreis 2. Runde

  1. Das Foto ist genial – lässt es das Ergebnis in 2 Gesichtern spiegeln!

    Endlich stehen die Türen für alle Varianten offen. Die allererste Aussage der AG Bahnsinn wird endlich durchgeführt: KEINE DENKVERBOTE

    Schon gar nicht, wegen angeblich zu hoher Kosten…
    Schon gar nicht, weil es die Bahn nie bauen würde…

    Der gewünschte MUT wurde belohnt und die Drohung mit dem Gang vor höchste Gerichte durch uns, sowie der UNESCO durch die Stadt zeigte verblüffende Wirkung!
    Das TEAM-BAMBERG hat funktioniert…

    Wie hieß es so schön?
    GEHT NICHT? GIBTS NICHT…

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