Erste öffentliche Sitzung des Stadtgestaltungsbeirats

Redaktion

Der aktuelle Stadtgestaltungsbeirat: (von links nach rechts) Dipl.-Ing. Ulrich Noßwitz (Verkehrsplaner aus Aalen), Prof. Dr.-Ing. Hartmut Niederwöhrmeier (Architekt und Stadtplaner aus Nürnberg), Baureferent Michael Ilk, Dipl.-Ing. Petra Schober (Architektin und Stadtplanerin aus München), Prof. Dipl.-Ing. Jörg Homeier (Architekt aus München), Dipl.-Ing. Ulrich Pfannschmidt (Architekt aus Würzburg, Vorsitzender und Moderator), Harald Lang (Leiter Stadtplanungsamt). Es fehlt: Prof. Dipl.-Ing. Gerd Aufmkolk (Landschaftsarchitekt aus Nürnberg)

Das Baureferat hat in seiner jüngsten Stellungnahme zum Stadtgestaltungsbeirat ein „Expertengremium mit neuer Zusammensetzung und Ausrichtung“ angekündigt und freut sich auf interessierte Zuhörer, denn nun soll Transparenz geschaffen werden durch öffentliche Sitzungen, siehe unten. Inwieweit dann deren Einlassungen – wohl in schriftlicher Form im Nachgang – in die jeweiligen Projekte einfließen können, darf beobachtet werden. Die jüngsten Eingaben des VCD zur grundsätzliches verkehrlichen Situation am Schaefflergelände waren deutlich (Schaefflergelände: Innen hui, außen pfui?), deren Anregungen wurden alle von den beurteilenden Büros auf Verwaltungsebene abgebügelt und fanden keinen Eingang in die Planungen.

Über weitere Änderungen haben wir berichtet. Interessant dürfte die Einschätzung des Gremiums beim neu zu schaffenden Parkhaus am Michelsberg werden (hier und Parken am Berg: “Konzept” undurchsichtig, Anzahl der Parkplätze widersprüchlich) und natürlich am Quartier an der Stadtmauer (Quartier an der Stadtmauer: Die Bürger fordern Bewahrung der Denkmäler und viele Berichte mehr).

Stadt Bamberg / Baureferat

Expertengremium mit neuer Zusammensetzung und Ausrichtung

In Zukunft öffentlich – so der Stadtratsbeschluss vom Ende November zur vielleicht wichtigsten Änderung im Zusammenhang mit einem altbewährten Expertengremium. Bereits 2001 wurde der „Stadtplanungsbeirat“ (SPB) eingesetzt. Unabhängige Sachverständige, die interdisziplinär städtebaulich relevante Bauvorhaben begleiten sowie stadtplanerische, gestalterische, ökonomische, soziale und ökologische Fehlentwicklungen verhindern sollen. Im März 2012 folgte eine umfassende inhaltliche Neuordnung, personelle Neubesetzung und Umbenennung in „Stadtgestaltungsbeirat“ (SGB).

Zielsetzung und Funktion der aktuell sechs Beirats-Mitglieder, alle außerhalb von Bamberg als Architekten, Landschaftsarchitekten, Stadt- und Verkehrsplaner tätig, sind eindeutig: Die Welterbestadt in architekonischen und städtebaulichen Fragestellungen beraten. Wichtig ist dabei der neutrale „Blick von Außen“. Bauherren und die beauftragten Architekten stellen dem Beirat ihre Planungen vor, der SGB formuliert eine Stellungnahme ggf. mit Vorschlägen zur Überarbeitung. Bei Bedarf wird das Vorhaben auch ein zweites Mal diskutiert. Die Beurteilung hat empfehlenden Charakter und soll der Fachverwaltung und dem Stadtrat als Entscheidungshilfe dienen.

Wurden die Fachdiskussionen bisher im „Verborgenen“ geführt, soll sich das künftig ändern. Laut Geschäftsordnung sind die SGB-Sitzungen ab sofort grundsätzlich öffentlich, interessierte Bürgerinnen und Bürger können als Zuhörer teilnehmen und so die Diskussionen mitverfolgen. Eine Praxis, die in Regensburg und Würzburg erfolgreich ist. Bereits seit Juni 2012 sind in Bamberg Stadträte zugelassen. Die positive Ressonanz darauf hat Baureferent Michael Ilk veranlasst, über eine allgemeine Öffnung nachzudenken.

Am Donnerstag (13.12.2012) trifft sich der Kreis zur ersten öffentlichen Sitzung von 14 bis ca. 16 Uhr (Rathaus Maxplatz/Gr. Sitzungsaal). „Wir freuen uns auf interessierte Zuhörer und spannende Diskussionen“ so Ilk zum neuen Arbeitsansatz. Bei der Premiere stehen auf der Tagesordnung das Schaeffler-Gelände mit Vorstellung der überarbeiteten Planung für Parkhaus, Studentenwohnheim und Bürogebäude und die Wohnbebauung auf der ERBA-Insel.

Fünf Termine sind für 2013 eingeplant – immer Donnerstag, ab 14 Uhr im Rathaus Maxplatz: 21. Februar, 18. April, 11. Juli, 12. September und 21. November.

Zur Chronologie „Vom SPB zum SGB“

Der Grundgedanke zum „Stadtplanungsbeirat“ (SPB) entstammt dem Agenda 21-Prozess und geht zurück auf das Jahr 2000 (Fachforum „Bauen, Wohnen, Mobilität“). Das Ziel damals: Möglichst frühzeitige Bündelung und Abstimmung unterschiedlicher Interessen unter gleichrangiger Beachtung ökonomischer, sozialer und ökologischer Belange.

Offenheit gegenüber Investoreninteressen, Verfahrensbeschleunigung, Vertrauen und Imagegewinn durch mehr Transparenz im Verwaltungshandeln sind einige der Vorteile eines vorauslaufenden Dialog- und Beteiligungsverfahrens.

Der 2001 eingerichtete SPB sollte das gesamte Spektrum städtebaulich und stadtplanerisch relevanter Fragen, die für die Erhaltung oder weitere Gestaltung des Bamberger Stadtbildes von erheblicher Bedeutung sind, ergebnisoffen diskutieren bzw.auf ihre „Stadtverträglichkeit“ untersuchen.

Erstes Bauvorhaben, das beurteilt werden sollte, war die „City-Passage“. Im April 2002 wurde dazu dem Stadtrat eine abschließende Stellungnahme vorgelegt, die umfassende Bewertungen aus den Fachbereichen Wirtschaft, Denkmalpflege, Städtebau, Architektur und Verkehr enthielt. Das Ergebnis fand bei allen Verantwortlichen große Beachtung und führte zu umfassenden Änderungen der Pläne.

Damit hatte der Stadtplanungsbeirat seine „Bewährungsprobe“ bestanden. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in eine Satzung eingearbeitet, die Zusammensetzung und Arbeitsweise regelt.

Im Frühjahr 2004 wurde der SPB in unveränderter Besetzung vom Stadtrat bestätigt, lediglich die Geschäftsführung wechselte vom Agenda 21-Büro zum Planungsamt.

In der Folge befasste sich der SPB u.a. mit folgenden Themen: Zukunft des Schaeffler- und des ERBA-Geländes, Sanierung Untere Mühlen und Maxplatz, Bewerbung Kulturhauptstadt, Neubau der Luitpoldbrücke, Nutzung der leerstehenden Gebäude an der Luitpoldkreuzung (Witt) sowie die Sanierung Häuserzeile innerhalb des Weltkulturerbes am Kanalufer.

Im Rahmen der Entwicklung des ERBA-Geländes wurde der SPB um vier Sonderfachleute ergänzt, deren Schwerpunkt auf architektonischen und gestalterischen Fragestellungen lag.

Im März 2012 wurde im Stadtrat die Neuordnung, Neubesetzung und Umbenennung in „Stadtgestaltungsbeirat“ beschlossen. Die wichtigesten Änderungen waren dabei die Neubesetzung mit ausschließlich externen Fachleuten, um einen neutralen Blick in Bezug auf die Beurteilung der Projekte zu garantieren sowie die Öffnung der Sitzungen für die Vertreter der Stadtratsfraktionen.

2 Gedanken zu „Erste öffentliche Sitzung des Stadtgestaltungsbeirats

  1. Die Idee der Stadt Bamberg finde ich sehr gut. Die Zusammenarbeit mit anderen Städten ist fortschrittlich und der jeweilige Blick von außen läßt alle profitieren.

  2. „Bewährungsprobe bestanden“? Wie bitte? Das Papier des städtischen Baureferats ist eine Provokation und verdient nur Hohn und Spott. Es beleidigt die Bamberger Bevölkerung, insbesondere ihre Architekturinteressierten. Die Baubehörde stellt sich hiermit zudem impertinent auf das selbe Qualitätniveau der Städte Würzburg und Regensburg, die seit Jahren (!) das Handwerkszeug fortschrittlich, u.a. weil transparent und demokratisch, sehr erfolgreich wirklich beherrschen. Das Papier ist also vor allem auch eine Beleidigung dieser zwei sehr bewährten Gestaltungsgbeiräte.
    Nein, danke, so erringt man in Bamberg kein Vertrauen!

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