Der Hauptsmoorwald im Wandel der Zeit, Teil II

Fiktiver Eisenbahnzug nach dem Verlassen des Bamberger Bahnhofs, im Hintergrund Silhouette der Stadt. Lithographie von Johann Baptist Lachmüller 1844

Der Hauptsmoorwald ist für Bamberg von herausragender Bedeutung: als Rohstofflieferant, als Wasserschutzgebiet, als Frischluftschleuse. In einer mehrteiligen Serie wird Richard Kaiser dessen Ausdehnung und Schrumpfung, seine historische Entwicklung, seinen Funktionen sowie die historische Waldnutzung darlegen. Ganz nebenbei werden bei einem Spaziergang die dortigen Denkmäler vorgestellt. Von seiner einstigen Größe von 4500 ha, als Kaiser Heinrich das Bistum Bamberg gründete, sind bis heute 2800 ha verblieben – die gilt es zu schützen!

In Teil I wurden allgemeine Aspekte des Hauptsmoorwaldes angesprochen und somit ein Überblick geschaffen. Teil II befasst sich mit der Geschichte. Der Autor FAR Richard Kaiser war von 1987 bis 2006 Förster im nördlichen Hauptsmoorwald (Bayerische Staatsforstverwaltung/Bayerische Staatsforsten) und ist Forstlicher Berater der Waldbesitzervereinigungen Bamberg e. V. und Steigerwald e. V.

 Richard Kaiser

Geschichte des Hauptsmoorwaldes
Vom Nieder- und Mittelrhein kommend, drangen im Zuge der Völkerwanderung die Franken im 6. Jahrhundert auch in unser Gebiet vor. Eine Zeit von großen Rodungen begann. Auch der Hauptsmoorwald wurde nach und nach zurückgedrängt. So konnte wertvolles Kulturland für Ackerbau und Viehzucht gewonnen werden. Erst diese Rodungen ermöglichten die zunehmende Besiedelung unseres Gebietes.
Heinrich II. stiftete als König im Jahr 1007 das Bistum Bamberg. Auch der Hauptsmoorwald war Teil der Schenkung: seine Größe betrug damals noch rund 4500 ha.
Die Hauptsmoorwaldgrenze „im Osten dürfte sich … über das Jahrtausend hinweg nicht wesentlich verändert haben, da dort schon Ansiedlungen vorhanden waren, deren Rodungsbedarf weitgehend gedeckt war; so Amlingstadt im Südosten, eine Urpfarrei“ (des Bistums Würzburg, Anm. d. Verf.) „aus der Zeit vor 1007“ zitiert WITZGALL.

1328 kam es zum Schwur
In „Bambergnähe“ jedoch wurden weiterhin große Flächen entwaldet. Vor allem diese Rodungen ließen die Hauptsmoorwaldfläche in den drei Jahrhunderten seit der Bistumsgründung um weitere 1.000 ha schrumpfen; die scheinbar unerschöpfliche Rodungsreserve war im Bestand gefährdet. So kam es, dass Bischof Werntho in seiner Wahlkapitulation vom 14.04.1328 schwören musste, dass „er gewissenhaft die Forste und Wälder und besonders den Hautsmort Wald erhalten und keine Neugereute in ihnen anlegen lassen“ werde. Die erste Forstordnung mit Rodungsver- und Aufforstungsgeboten für den „Hautsmort“ war geschaffen, ein Segen für den Wald. Nicht die bischöfliche Jagdleidenschaft war der Hauptgrund für diese Schutzverordnung: Holz war knapp, der Hauptsmoor als Rohstoffquelle sehr bedeutsam geworden. Mit dieser und den folgenden Forstordnungen wurde erreicht, dass sich die Waldfläche von rund 3.500 ha im Jahr 1328 bis zum Jahr 1800 nur auf rund 3.300 ha verringerte.
1803 fällt der Hauptsmoorwald im Zuge der Säkularisation an die Krone Bayerns.
1844 wurde die Bahnlinie Nürnberg-Bamberg gebaut. Die Eisenbahnlinie lag damals noch am Stadtrand (heute im Stadtzentrum)! Mit der Bahn konnten Industriegüter, aber auch Bamberger Gärtnererzeugnisse schnell in andere Städte geliefert werden; Rodung von Waldfläche war die Folge, um mehr Gärtnerland zu gewinnen.
1872 kamen die Ulanen nach Bamberg; 70 ha Hauptsmoorwald mussten Exerzierplätzen weichen. Um 1920 wurden Staatsstraßen ausgebaut, Volkspark und Wohngebiete erstellt: 100 ha Waldrodung. 1936 mussten ca. 550 ha an die Wehrmacht abgetreten werden; 150 ha davon wurden für Munitionslager, Übungs- und Schießplätze entwaldet. 1952 erfolgte die Ausweisung des Hauptsmoorwaldes zum Landschaftsschutzgebiet. Dies verhinderte jedoch nicht, dass 1964 für den Bau der B 505 erneut 50 ha Wald gerodet wurden. Für den zunehmenden Verkehr musste der Wald weiterhin Opfer bringen: 1976 Ausbau der Pödeldorfer Straße (1986 Radweg), 1991 Abschluss der Bauarbeiten für die A 73 durch den Hauptsmoor, ebenfalls 1991 Verbreiterung der Geisfelder Straße mit Anlage eines begleitenden Radweges.
Heute ist der Hauptsmoorwald noch knapp 2.800 ha groß.

Ein Gedanke zu „Der Hauptsmoorwald im Wandel der Zeit, Teil II

  1. Sehr geehrter Herr Kaiser,
    vielen Dank für Ihre Ausführungen zur Geschichte des Hauptsmoorwaldes. Ich teile mit Ihnen die Sorge um den Hauptsmoorwald wegen des vergangenen und und Zukunft evtl. drohenden (Bahnprojekt) Flächenverlustes. Meiner Meinung nach wird der Hauptsmoorwald in seiner Bedeutung, seiner Schönheit und seiner – jedenfalls im Umfeld des Sendelbaches – Wildheit sehr unterschätzt.
    Da der Sendelbach es mir sehr angetan hat, bin ich dabei eine kleine Dokumentation zu schreiben, die auf biologische, geologische und historische Aspekte eingeht, den Hauptsmoorwald als wertvolles Kleinod darstellt. – er ist eben nicht nur Reservoir für Sieglungs- und Verkehrsflächen. In diesem Sinne hoffe ich, dass die Bahntrasse entlang der A 73 nicht realisiert wird.

    Mit freundlichen Grüßen
    Egbert Sauer

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