Der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember ist für die Aidsberatung Oberfranken (Diakonie Bayreuth) mit den beiden Beratungsstellen in Bayreuth und Bamberg und dem Landratsamt Bamberg, Fachbereich Gesundheitswesen jedes Jahr Anlass, auf das Thema Aids/HIV verstärkt aufmerksam zu machen, Solidarität mit den Betroffenen auf der ganzen Welt zu zeigen, aufzuklären und sich für Schutz stark zu machen. Im Rahmen dessen finden zahlreiche Aktionen statt, unter anderem erhalten die Schulen in Oberfranken einen Kalender und geben verschiedene Künstler in Bamberg Konzerte.
„Oberfranken zeigt Schleife“
Das oberfränkische „Aids-Netz“ setzt mit dem Kalender-Projekt „Oberfranken zeigt Schleife“ ein besonderes Signal. Erstmals zeigt eine ganze Region gemeinsam Flagge. Angestoßen und begleitet wurde das Projekt von der Aidsberatung Oberfranken. Als weitere Akteure der Aidsarbeit sind die oberfränkischen Landratsämter (Abteilung Gesundheitswesen) als Träger des Projekts mit im Boot. Das Projekt wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und von der Oberfrankenstiftung gefördert und von weiteren Sponsoren unterstützt. Mehr als 600 junge Menschen haben sich an der Aktion beteiligt, ein öffentliches Zeichen gegen das Vergessen und ein Zeichen der Solidarität mit HIV-positiven und aidskranken Menschen gesetzt. An zwölf Orten in Oberfranken entstanden aus einer langen roten Stoffbahn „lebendige Solidaritätsschleifen“. Diese Aktionen wurden von professionellen Fotografen festgehalten, die ihr Honorar als Spende eingebracht haben. Der Kalender wird zum Welt-Aids-Tag an Schulen, Gemeinden und weitere Einrichtungen verteilt und soll das ganze Jahr über als „Erinnerungsanker“ wirken.
Benefizkonzerte in Bamberg
Außerdem wird es in diesem Jahr in Bamberg wieder zwei Benefizkonzerte geben. Am Freitag, 30. November erwartet die Besucher ein Abend mit Michi Bauer, Liedermacher aus Bamberg, „Cellentano“, einer fünfköpfigen Band, die mit Rockklassikern und einem gemischten Repertoire aufwarten können und „Rickbop and the Hurricanes“, die für ihren fetzig schweißtreibenden Rock ’n’ Roll der 50er und 60er Jahre bekannt sind. Am 4. Dezember wird das Blechbläserquintett der Bamberger Symphoniker Werke von Bach bis Gershwin darbieten. Mit Witz und Spontaneität unterhält zwischen den Stücken der „Indiana Jones der Sprachschätze“, Rolf-Bernhard Essig. Die Konzerte finden am Freitag, 30. November 2012, um 20:30 Uhr (Einlass 19:30 Uhr), im Live-Club und am Dienstag, 4. Dezember 2012, um 20 Uhr im Spiegelsaal der Harmonie statt. Der Eintritt ist frei. Spenden werden einem Projekt in Afrika und Betroffenen in der Region zu Gute kommen. Alle Beteiligten verzichten zugunsten des Projektes auf ihre Gage.
Aidsberatung Oberfranken
Oberfranken ist kein weißer Fleck auf der Aids-Landkarte. Im letzten Jahr haben 580 Ratsuchende Kontakt zur Aidsberatung aufgenommen, davon 90 Männer und Frauen mit bekanntem HIV-positivem Testergebnis. Die Aidsberatung Oberfranken registriert im Vergleich zu den Gesamtzahlen in Deutschland – wie in anderen bayerischen Flächenbezirken auch – einen höheren Frauen-Anteil bei den Menschen mit HIV/Aids (ca. 32 %). Der Anteil der Männer, die Sex mit Männern haben beträgt in der Beratungsstelle 43 %, und ist im Vergleich zu den großstädtischen Zentren geringer, darf aber auch in ländlichen Regionen nicht aus dem Blickfeld verschwinden. Das HI-Virus wird hier meist von Personen weitergegeben, die von ihrer Infektion noch gar nichts wissen. In jedem zweiten Fall geschieht die Übertragung in der hochansteckenden Anfangsphase der Infektion.
Der Kampf gegen Aids ist also auch nach 25 Jahren noch nicht gewonnen. Und dennoch: Die Aufklärung und Prävention in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte, die medizinischen Fortschritte geben Anlass zur Hoffnung. Die HIV-Infektion ist, wenn sie rechtzeitig erkannt wird, zunehmend eine chronisch behandelbare Erkrankung geworden. Die ermutigende Entwicklung darf jedoch nicht dazu führen, dass die Schattenseiten aus dem Blickfeld verschwinden. Aids ist noch immer nicht ursächlich behandelbar. Wir sehen mit Sorge, dass viele Menschen die Bedrohung durch HIV nicht mehr ernst nehmen. Die Verdrängungshaltung führt dazu, dass die HIV-Infektion oftmals zu spät erkannt wird. Mit fatalen Folgen für die Betroffenen und für die Prävention. Aufklärung und Information, die Ermutigung zum HIV-Test beim Vorliegen realer Risiken ist deshalb weiter wichtig. Aids bleibt weiter eine persönliche und gesamtpolitische Herausforderung.