Erzbischof Schick fordert gerechte Löhne, feste Arbeitsverträge und religiöses Leben

Bamberger Oberhirte warnt vor einer Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich

Arbeitnehmerwallfahrt. Foto: Christiane Hartleitner

Bamberg. (bbk) Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick warnt vor einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich. Bei der Arbeitnehmerwallfahrt des Erzbistums Bamberg am Samstag im Bamberger Dom forderte er für gute Arbeit gerechten Lohn, stabile Arbeitsverhältnisse für alle Arbeitnehmer, soweit möglich, sowie ein stärkeres religiöses Leben.

„Der Niedriglohnbereich ist Gift für unsere Gesellschaft“, stellte Erzbischof Schick fest. Die Löhne müssten so gestaltet sein, dass man davon sich und seine Familie ernähren und seine Altersvorsorge finanzieren könne, forderte der Bamberger Oberhirte. „Es darf nicht sein, dass für gute Arbeit schlechter Lohn gezahlt wird! Wenn dies geschieht, wirkt sich das verheerend für die Gesellschaft aus“, predigte der Bamberger Oberhirte.

Der erst jüngst veröffentliche Sozialbericht für Bayern 2012 zeige, dass sich eine Kluft zwischen Arm und Reich auftue. „Es entstehen Gräben und Sparten. Das wird unsere Gesellschaft auf Dauer zerstören“, prognostiziert Erzbischof Schick. Die Kirche fordere daher für gute Arbeit einen gerechten Lohn. „Das ist für den Bestand und die Zukunft unserer Gesellschaft wichtig.“ Es dürfe nicht sein, dass es eine „Spaltung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Spitzenverdienern und armen Schluckern gibt“.

Erzbischof Schick kritisierte zudem die Einstellungspraxis vieler Unternehmen. Vor allem junge Menschen würden zu oft lediglich mit Zeitverträgen beschäftigt. Die fehlende Planungssicherheit wirke sich negativ für Eheschließung und Familiengründung aus. „Daraus entsteht dann Überalterung, weil nicht genügend Kinder geboren werden“, beklagte der Bamberger Oberhirte.

Zeitverträge führten zudem dazu, dass sich die Menschen weniger in Vereinen oder der Kirche engagierten, weil sie ständig auf Abruf lebten! Sie seien gezwungen, sich mit ihrem Job auch persönlich neu zu orientieren. „Die Vereinzelung und Isolation von zu vielen Menschen in unserer Gesellschaft ist auch durch die „Generation der Zeitverträge“ verursacht“, sagte Erzbischof Schick.

Neben einen gerechten Lohn und stabilen Arbeitsverhältnissen forderte Erzbischof Schick eine stärkere Besinnung auf das religiöse Leben. Der Mangel an religiösem Leben schädige nicht Gott, sondern die Menschen. „Religiöses Leben schenkt Vertrauen über alles menschliche Können und Vermögen hinaus. Religiosität sorgt auch für Gerechtigkeit und Stabilität in der Berufswelt.“

Der gerechte Lohn, feste Arbeitsverträge und ein religiöses Leben seien unabdingbar für die derzeit stattfindende Neuausrichtung der Gesellschaft. „Auf diese Grundpfeiler wird eine humane Gesellschaft und eine gute Zukunft gebaut“, sagte Erzbischof Schick abschließend.

Ein Gedanke zu „Erzbischof Schick fordert gerechte Löhne, feste Arbeitsverträge und religiöses Leben

  1. In so ziemlich allen Punkten kann man da dem Erzbischof zustimmen. Freilich gilt dies auch für kirchliche Arbeitgeber wie Diakonie und Caritas. Die Löhne von Erzieherinnen und Pflegern (gesellschaftlich äußerst relevanten, schweren Berufen) sind dort ähnlich niedrig wie überall…
    Aber vielleicht kommuniziert er nach innen genauso wie nach außen, das wäre sehr löblich, denn die Zustände bei Leiharbeitsfirmen, Callcentern oder Paketdiensten etwa sind ein gewaltiges Problem (vgl. den Bericht von Günther Wallraff zu einem Paketdienst aus de letzten Zeit). Gut, dass jemand dem etwas entgegensetzt, den auch die C-Parteien (die Mindestlöhne immernoch ablehnen) kaum widersprechen werden!

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