Wolfgang Bönig
Na also: Es geht doch!
Rund zweieinhalb Wochen lang blieb der versuchte Eintrag über die für den Fahrradverkehr unfallträchtige Fahrbahn der Rheinstraße in den elektronischen Bürgerdialog der Stadt Bamberg unveröffentlicht und unbeantwortet (Vorsicht! Hohes Sturzrisiko für Fahrradfahrer Verkehrssicherheit im Bereich Radverkehr – und der Bürgerdialog).
Nicht einmal zwei Tage nach dem Offenen Brief hierzu waren die gefährlichen, schienenartig wirkenden Asphaltaufbrüche repariert. Fast wäre man versucht, ein Lob zu erteilen. Doch hätte dieses einen fahlen Beigeschmack:
Kaum von der Hand zu weisen ist nämlich, daß allein die Furcht vor möglichen Haftungsansprüchen zu der schnellen Reaktion geführt hat. Denn nach der Veröffentlichung war die Ausrede, die Zustände wären nicht bekannt gewesen, nicht mehr zu verwenden. Gestützt wird diese Annahme, weil die bei schlechter Sicht kaum erkennbare Fahrbahnkante am zu tief abgefrästen Bankett nicht beseitigt worden ist. Hier baut die Stadt offenbar darauf, bei einem möglichen Unfall die Schuld auf den/die verunglückte Radfahrer/in (zu weit rechts gefahren) oder eine/n möglichen, oft nicht zu ermittelnde/n Kraftfahrer/in, welche/r ohne ausreichenden Seitenabstand überholt hat, abschieben zu können.
Die Verkehrssicherungspflicht verlangt die regelmäßige Überprüfung der Wege und Straßen sowie ggf. die unverzügliche Instandsetzung gefährdender Bereiche. Es ist ein erschreckender Zustand, wenn erst vehement geführte Klagen dazu führen, daß Risiken für den nicht motorisierten Verkehr überhaupt zur Kenntnis genommen werden. Die Risse in der Fahrbahndecke der Rheinstraße waren alles andere als neu.
Der Leinritt zwischen Unterer Sandstraße und linkem Regnitzarm, nordwestlich des Heinrich-Bosch-Stegs, weist bereits seit längerem ähnlich gefährliche Oberflächenschäden auf – pikanterweise unmittelbar vor den Toren verschiedener städtischer Ämter. Auf Grund des hier regen Fuß-, Kraft- und Parkrangierverkehrs in alle Richtungen müssen Radfahrer/innen – es handelt sich um eine beschilderte Fahrradroute – ihre Aufmerksamkeit in vollem Umfang auf das Verkehrsgeschehen richten. Doch die Asphaltaufbrüche stellen sie vor die „Wahl“, einen Sturz zu riskieren oder die Verkehrsbeobachtung zu vernachlässigen.
„Der Zustand und die Qualität einer Radverkehrsanlage haben entscheidenden Einfluss auf die Verkehrssicherheit. Oft ist es die Summe vieler Behinderungen und Unannehmlichkeiten, die die Aufmerksamkeit der Radfahrer zu stark in Anspruch nimmt (z.B. Mängel an der Oberflächenbeschaffenheit). Darunter leidet die Konzentration auf den Straßenverkehr“ (Radverkehrshandbuch Radlland Bayern, Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern). Daß dies nicht nur für gesonderte Radwege, sondern für alle Verkehrsflächen, die vom Radverkehr genutzt werden, gilt, bedarf hoffentlich keiner gesonderten Unterstreichung.