Lektüretipp: Ein spannender Krimi zu Stuttgart 21, zugleich die psychologische Charakterstudie eines ,Wutbürgers’

Hans-Peter Ecker

Hinter den Kriminalromanen des Österreichers und Wahl-Stuttgarters Heinrich Steinfest steckt stets mehr als ein rätselhaftes Verbrechen. Seine ganz und gar ungewöhnlichen, glänzend geschriebenen und oft mit fantastischen Elementen angereicherten Krimis analysieren soziologische Milieus und studieren menschliche Psychen in Situationen extremer Belastung. Das Buch, das ich hier mit Nachdruck empfehle, bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Sein Verfasser hat nie einen Zweifel daran gelassen, wie sehr ihm gerade dieses Werk am Herzen liegt: „Dies ist ein Roman über das Vorhaben, eine Stadt zu ermorden. Nie erschien mir die Form des Kriminalromans passender, zwingender, befreiender.“ Die Handlung von „Wo die Löwen weinen“ ist mit den Bürgerprotesten um das Bahnprojekt Stuttgart 21 eng verflochten. Unter dem Eindruck des derzeitigen Bahn-Zugriffs auf Bamberg und auch der aktuellen Informationen (vgl. Süddeutsche.de vom 14.7.2012: „Untreue-Verfahren gegen Mappus – Politiker zwischen Haftung und Haft“) zum alten Stuttgart-21-Betreiber Stefan Mappus dürfte dieses zwar schon 2010 erschienene und von der Kritik begeistert aufgenommene Buch hierzulande aufs Neue den Nerv des Publikums treffen.

Heinrich Steinfest: Wo die Löwen weinen. Kriminalroman. Theiss-Verlag. € 19,95 (gebundene Ausgabe). Hörbuch € 24,95.

Bahntrasse durch Bamberg: Was zumutbar ist und was nicht

Kommentar der Redaktion

Die Diskussion um die geplante Schnelltrasse der Deutschen Bahn AG durch Bamberg zeigt die gefährliche Tendenz, sich in Details zu verlieren (Mauer 2 Meter höher oder tiefer? 200 oder dreihundert Güterzüge am Tag? Einsatz moderner Technik, um hier und da 3 oder 4 Dezibel Lärmbelastung zu reduzieren usw.), dabei aber das grundsätzliche Ziel aus den Augen zu verlieren, diese Trasse der Zerstörung von Lebensqualität durch eine attraktive, lebendige Stadt zu verhindern. Zur Erinnerung:

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