Markus Lanz oder die Personifikation des Anti-Moderators

Criticus

Wenn man für Todsünden bei der Berufsausübung in die Hölle kommen kann, sehe ich für Markus Lanz ziemlich schwarz. Der gebürtige Südtiroler, der als Gebirgsjäger gedient hat, und von daher für Polarexpeditionen bestens disponiert ist, arbeitet zur Zeit als Allzweckwaffe beim ZDF, besonders häufig als sog. Moderator. Nun gehen mein Verständnis der Moderatorenrolle und seine Interpretation derselben frappant auseinander. Unter einem Moderator verstehe ich jemanden, der ein Gespräch lenkt oder in Kommunikationsprozessen mäßigend vermittelt. Ähnlich sieht das der einschlägige Wikipedia-Artikel: „Der Gesprächsmoderator unterstützt die Teilnehmer in einer Gesprächsrunde oder an einem Podiumsgespräch. In vielen Fällen begrüßt er die Zuhörer, erklärt einleitend das Thema des Gespräches, den Ablauf und die Regeln, stellt die Teilnehmer vor. […] Moderatoren steuern die einzelnen Redebeiträge, greifen wichtige Kernsätze auf, fassen zusammen, bremsen Übereifrige, stützen Stille, vermitteln bei Konflikten. Sie lenken den Umgang mit dem Thema und beziehen die Zuhörer mit ein. Moderatoren und Moderatorinnen fördern auch den Dialog, indem sie Schweigende bewegen, ihre Meinung zu sagen. Moderatorinnen und Moderatoren fassen die Erkenntnisse und offenen Punkte am Ende zusammen, bedanken sich bei den Teilnehmern und verabschieden die Zuhörer […].“

Er verfügt über zwei Gesichter: Schleimer und Zyniker

Markus Lanz lässt bei seinen Talkshow-Moderationen zwar auch Ansätze in dieser Richtung aufblitzen (er begrüßt, er stellt vor), verlässt aber in der Folge dann regelmäßig die vermittelnde Moderatoren-Rolle im beschriebenen Sinne, indem er massiv für oder gegen bestimmte Positionen und Personen Partei ergreift. Nun mutiert er auf eine manchmal hochnotpeinliche, manchmal aber auch höchst ärgerliche Art und Weise zum Januskopf. Er verfügt nämlich über zwei grundverschiedene Gesichter: das eine des Schleimers, der bestimmte Gäste devot umwirbt und bejubelt („herrlich, herrlich!“), und das andere des Zynikers oder gar Sadisten, der – oft genug naive, von der medialen Situation überforderte – Gesprächspartner inquisitorisch in die Enge treibt, unterbricht, zu Peinlichkeiten verführt, ihnen aggressiv und penetrant Aussagen abnötigt (die sie gar nicht machen wollen), sie öffentlich ,hinrichtet’ – oder solches zumindest versucht. Dass ich mit dieser Wahrnehmung und Bewertung nicht ganz alleine stehe, zeigen massenweise Zuschauerkommentare zu einschlägigen Youtube-Filmausschnitten und Talkshow-Kritiken.

Die aktuell großen Damen dieser Zunft – Maybrit Illner, Sandra Maischberger, Anne Will – agieren in ihrem Job erfreulich anders: weitgehend neutral, mit Zurückhaltung, Fingerspitzengefühl und Respekt gegenüber ihren Gästen. Sie hinterlassen demzufolge auch weder Schleim- noch Blutspuren.

5 Gedanken zu „Markus Lanz oder die Personifikation des Anti-Moderators

  1. Wieso darf der Markus Lanz überhaupt „moderieren“? – er ist weniger als schlecht, seine Respektlosigkeit ist bodenlos und informativ kann er überhaupt nichts bieten – er lässt keinen ausreden – und das bei einem „seriösen“ Fernsehsender, der politische Ansprüche erhebt, für den wir auch noch die GEZ-Gebühren zahlen?

  2. Danke! Du hast hast kurz und auf den Punkt, genau meine Wahrnehmung von Herrn Lanz wiedergegeben…

  3. unerträglich und anmassend,die Kommentare auf facebook zeigen mehr als deutlich die Abneigung.Wie soll es erst bei WD? werden mit internationalem Publikum? Zum Scheitern verurteilt. Sein Höhenflug rührt wohl von daher.Ich starte oft Versuch die Sendung nochmals zu sehen,scheitere aber immer an LANZ.Der wtzt auf seinem Stühlchen,streiht sich 3 x über seine Krawatte bevors losgeht (Phallussy<mbol) und dann gehts los. Wieso kommen die Gäste noch in seine Show?Unverständlich

  4. Ich werde mir den Kommentar zu Herzen nehmen und bei den Talk-Ladies in Zukunft schärfer aufpassen.

  5. Schön geschrieben, Kritiken dieser Art sind fällig. Jauch bleibt außen vor und ist genauso dran, und die Damen kommen überhaupt viel zu gut weg.
    Die Maischberger war (und ist) keineswegs „von schlechten Eltern“, zB hatte sie die Wagenknecht eingeladen, sie ließ diese aber über die gesamte Sendung nicht zu Wort kommen, weil sie dem ebenfalls anwesenden und die Wagenknecht angeifernden SPD Großgeist Jochen Vogel nicht ins Wort fallen durfte. Warum? Sie war gerade dabei, ein Schleimbuch mit Vogel zu machen, so einfach ist der Laden da. Ich (nicht allein) hatte protestiert mit dem Ergebnis, dass Frau W. 7 Tage später !! bereits wieder in der Sendung saß und richtig reden durfte… und das hier hat jetzt hier nix mit parteipoltischer Empathie zu tun!
    Auch Sendungen im BR wären mal endlich dran, zB „jetzt red i“, dito Hörfunk; der BR ist nur so voll von gefährlichen Schwadronierern, auch leider im Kulturbereich, Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Nur weiter so, ich mach gern mit.

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