Arbeitszeitkampagne der vbw: Arbeitgeber greifen Schutzrechte der Beschäftigten an

DGB-Oberfranken

Mathias Eckardt, Regionsgeschäftsführer des DGB-Oberfranken, kritisiert die einseitigen Forderungen der heute vorgestellten Arbeitszeitkampagne der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) scharf. „Die Arbeitgeber bekommen den Hals nicht voll. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Oberfranken zeigen sich bereits heute so flexibel wie noch nie.

Die bestehenden tariflichen Arbeitszeitregelungen bieten etwa durch Gleitzeit-, Flexi- oder Langzeitkonten bereits hohen Spielraum für betriebliche Belange. Eine weitere Ausdehnung der Arbeitszeit oder eine Abschaffung der Mindestruhezeit lehnen die oberfränkischen Gewerkschaften entschieden ab. „Dies würde zu noch größeren gesundheitlichen Belastungen führen. Bei einer weiteren Entgrenzung der Arbeitszeit bliebe praktisch keine Zeit für Erholung, Familie, Freunde und soziales Engagement. Vielfach ist die Grenze des Zumutbaren bereits überschritten. Das Ansteigen psychischer Erkrankungen und die hohe Zahl an Erwerbsminderungsrentnerinnen und -rentnern bestätigt dies. Vom Fachkräftebedarf zu reden, die Mitarbeiter dann jedoch auf dem schnellsten Weg in die Burnout-Klinik zu schicken, passt nicht zusammen“, so Eckardt.

Die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit wird regelmäßig ausgedehnt. Davon zeugen 767 Millionen bezahlte und 911 Millionen unbezahlte Überstunden, die die deutschen Beschäftigten 2016 leisteten. „Das dürfte jedoch nur die Spitze des Eisberges sein. Viele Tätigkeiten, etwa das abendliche Mailschreiben, werden häufig gar nicht erfasst. Es bedarf hier endlich wieder ordentlicher Verhältnisse, so dass jede geleistete Arbeitsstunde auch dokumentiert und vergütet wird“, fordert Eckardt

Umgekehrt stehen die Arbeitgeber immer dann auf der Bremse, wenn es um berechtigte Flexibilisierungswünsche der Arbeitnehmer, etwa bei Kindererziehungs- und Pflegezeiten geht. Flexibilisierung ist noch zu oft eine Einbahnstraße im Sinne der betrieblichen Erfordernisse. Dazu stellt Mathias Eckardt fest: „Die Bedürfnisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen endlich als gleichberechtigt anerkannt werden. Ein erster Schritt hierzu wäre es, wenn die vbw ihre Blockadehaltung hinsichtlich eines Rückkehrrechtes auf eine Vollzeitstelle aufgeben würde.“