Bürger gewinnen die Lufthoheit über Messdaten – Endlich Feinstaub selber messen!

Redaktion

Der Zuspruch war überwältigend. Fast 40 Leute waren ins JuZ am Margaretendamm gekommen, um zu erfahren, wie sie den Feinstaub in ihrem Wohnumfeld selbst messen können. „Es ist gut zu wissen, wie die Luftqualität dort ist, wo meine Kinder immer draußen spielen, nämlich direkt vor unserer Haustür,“ sagte ein Teilnehmer der Bastelaktion. Und eine ältere Dame ergänzte: „Wo ich wohne, habe ich zwei Industriebetriebe vis-a-vis und eine Riesenkreuzung vom Berliner Ring. Mich interessiert, ob ich Feinstaub einatme, da, wo ich schlafe, wohne und lebe.“

Der Referent Frank Riedel stellte die Aktivitäten des Stuttgarter OK Lab (Open Knowledge Laboratorium) vor, das die Messgeräte entwickelt und die zugehörige Online-Plattform entwickelt hat, auf der die Messdaten zu sehen sind. Obwohl das Gerät so simpel aussieht, seien doch die gemessenen Daten sehr zuverlässig, bestätigte Riedel. Man arbeite weiter an Referenzen und sei auch mit dem Fraunhofer-Institut in Kontakt.

„Damit die Messgeräte für alle zu haben sind, sind sie kostengünstig und einfach herzustellen“, sagte der Referent. Mit fachkundiger Unterstützung durch ihn, durch Mitglieder der Transition-Gruppe und des Backspace gelang das allen, die an dem Bastel-Workshop teilnahmen. Jeder konnte mit einem fertigen Messgerät nach Hause gehen. Dann hieß es nur noch: Messgerät am Balkon oder vor dem Fenster anbringen, Stecker in die Steckdose, Gerät mit dem eigenen WLAN verbinden und bei der Stuttgarter Initiative anmelden. Inzwischen laufen in Bamberg sechs Geräte zur Feinstaub-Messung. Das ist ein erster Schritt zum Bürger-Messnetz, das die Daten des Landesamtes für Umwelt um Messwerte aus dem übrigen Stadtgebiet ergänzt.

Dass diese einzige offizielle Messstation nicht ausreicht, um abzubilden, wie es um die Luftqualität in ganz Bamberg bestellt ist, fanden mehrere Teilnehmer. „Die offizielle Messstation des Landesamtes für Umwelt steht mitten in unserer großen Frischluftschneise, direkt am Main-Donau-Kanal. Hier gibt es nicht viel Verkehr, keine Heizungen in direkter Nähe, keine Straßenschlucht. Die Werte von der Löwenbrücke können gar nicht repräsentativ sein für ganz Bamberg,“ beschrieb ein junger Familienvater seine Motivation zum Bau eines eigenen Feinstaub-Messgeräts. „Jetzt bin ich immer informiert, denn die Feinstaub-Messgeräte senden ihre Daten minütlich an die online-Karte und die habe ich jetzt als Hintergrund immer auf dem Laptop. Die Adresse ist einfach zu merken: bamberg.maps.luftdaten.info.“

Für alle, die sich noch ein Feinstaub-Messgerät wünschen, wird es eine zweite Bastel-Aktion geben. Außerdem ist es durch Spenden möglich, zwei Bausätze für Messgeräte zu stiften, zum Beispiel an Schulen mit Interesse an Umweltbildung. Bei Interesse an einem privaten Feinstaub-Messgerät oder an einem Gerät für eine Schule bitte melden unter g.wiesemann(at)t-online.de.

Der Bayerische Rundfunk berichtete in der „Regionalzeit“ über die Bamberger Bastel-Aktion: www.br.de/radio/bayern2/bayern/regionalzeit-franken/feinstaubmessstationen-selber-basteln-100.html

Die Sendung „Quer“ brachte einen Bericht über Bürgerinitativen zur Kontrolle der Luftqualität und zeigte auch eines der neuen Bamberger Messgeräte. www.br.de/mediathek/video/sendungen/quer/170427-quer-feinstaub-100.html

Den Bericht der Transition-Gruppe „Feinstaub selber messen“ finden Sie hier. www.transition-bamberg.de/feinstaub-selber-messen/