Litfaßsäule mit integriertem WC

Von You Xie

Bamberg braucht unbedingt eine Litfaßsäule mit integriertem WC. Litfaßsäulen sind übermannshohe Anschlagsäulen für Plakate, die rundum darauf geklebt werden. Modernere Exemplare haben eine Außenseite aus Acrylglas, die Plakate werden darunter angebracht und sind so vor Wetter und Vandalen geschützt.

Ende 2005 gab es nach Angaben des Fachverband Außenwerbung e.V. etwa 51.000 Litfaßsäulen in Deutschland.

Litfaßsäulen wurden von dem Berliner Drucker Ernst Litfaß erfunden und nach ihm benannt.

Am 11. Februar 2016 verehrte die Stadt Berlin Ernst Litfaß (11. Februar 1816 in Berlin – 27. Dezember 1874 in Wiesbaden) als „Säulenheiligen“. Durch eine Kulturrevolution stieg der umtriebige Buchdrucker Ernst Litfaß zum deutschen Reklamekönig auf. Es wurde ihm der Königliche Kronen-Orden mit den Insignien des roten Johanniterkreuzes verliehen, weil er unentgeltlich den Anschlag von 192 Kriegsdepeschen unternahm.

Ernst Amandus Theodor Litfaß wurde am 11. Februar 1816 in Berlin als Sohn von Ernst Joseph Gregorius Litfaß geboren. Schon acht Tage später verstarb sein Vater, der Gründer der Litfaßschen Buchdruckerei. Die Witwe heiratete daraufhin den bekannten Berliner Buchdrucker und Buchhändler Leopold Wilhelm Krause. Durch das Familienunternehmen geprägt erhielt er bleibende Eindrücke und vielfältige Anregungen.

Nach dem Eintritt in das stiefväterliche Druck- und Verlagshaus übernahm Ernst Litfaß das Geschäft vollends nach dem Tod seines Stiefvaters am 16. Januar 1846. Durch die Herausgabe des „Declamatoriums“ gewann das Unternehmen viele Kunden und wurde zu einer wahren Goldgrube.

Er wurde zur Zeit der März-Revolution Herausgeber einiger Flugschriften und Zeitungen, wie dem „Berliner Krakehler“, der bereits ein halbes Jahr später verboten wurde, der „Berliner Schnellpost“ (später in „Berliner Curier“ umbenannt), dem „Norddeutscher Frühlingsalmanach“, dem „Berliner Figaro“ und dem „Berliner Tagestelegraph“, der 1851 erstmals erschien und das Berliner Publikum über Konzerte, Theateraufführungen sowie Unterhaltungs- und Gastronomieangebote in der Stadt unterrichtete und über einen umfangreichen Anzeigenteil verfügte (ab 1859 veröffentlicht unter dem Namen „Theater-Zwischen-Acts-Zeitung“). Als Verleger vollendete er schließlich 1856 durch die Ausgabe des 248. Bandes die von Johann Georg Krünitz begründete „Oeconomische Encyclopädie“.

Am bekanntesten wurde Ernst Litfaß aber durch die von ihm in Berlin eingeführten Anschlagssäulen, die ihm zu Ehren Litfaßsäulen genannt werden. Angeblich störte ihn das wilde Plakatieren im lebendigen Berlin. Bekanntmachungen und Werbung für Orchesteraufführungen, Theatervorstellungen oder für den Zirkus wurden wild an Mauern und Häuserwände geklebt. Deshalb nahm er sich die Städte Paris, Brüssel und London, die er mehrmals bereist hatte, zum Vorbild. Am 5. Dezember 1854 erhielt er vom Polizeipräsidenten von Hinckeldey die Konzession zur „Errichtung einer Anzahl von Anschlagsäulen auf fiskalischem Straßenterrain zwecks unentgeltlicher Aufnahme der Plakate öffentlicher Behörden und gewerbsmäßiger Veröffentlichungen von Privatanzeigen“.

Dass man mit der Litfaßsäule an zentralen Orten auffällig werben konnte, wird auch dadurch bestätigt, dass nach dem Tod des Buchdruckers Litfaß in ganz Deutschland solche Säulen aufgestellt wurden. Heute gibt es noch 67.000 Litfaßsäulen in ganz Deutschland, wovon etwa 50.000 zur Werbung für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Keinem zweiten Deutschen wurden je so viele „Denkmäler“ gesetzt wie Ernst Litfaß.

Heute gibt es sich nach innen öffnende Säulen, die man Pillar nennt. Im Innenraum sind Terminals oder Telefone installiert. Diese sogenannten Stadtmöbel setzen damit die Tradition der Funktion als direkte Dienstleistung fort. Außerdem werden heute zunehmend Versionen verwendet, bei denen sich der eigentliche Werbeträger unter einer Plexiglasscheibe um die eigene Achse dreht und beleuchtet ist. Diese werden vor allem an Ampelkreuzungen verwendet, um so noch mehr Aufmerksamkeit zu ernten.

Man kann auch eine Litfaßsäule in eine WC-Anlage umbauen, an die Plakate geklebt werden.

Litfaßsäule mit integriertem WC in Nürnberg:

http://www.welt.de/regionales/bayern/article149258549/Erste-Litfasssaeulen-Toilette-in-Nuernberg.html

Es ist eine automatische Litfaßsäulen-Toilette in Nürnberg, sogar die erste in ganz Bayern!

Am 25. November 2015 wurde am Nürnberger Josephsplatz die erste vollautomatische Toilettenanlage durch Herrn Bürgermeister Christian Vogel offiziell in Betrieb genommen. Groß war die Neugier bei den anwesenden Vertretern von Zeitung, Rundfunk und Fernsehen, aber auch von Passanten, wie diese Anlage denn funktioniert. Georg Sorger, der Geschäftsführer der Stadtreklame Nürnberg nannte dazu Details zur Technik, der Sicherheit und Sauberkeit. Das „Säulen-Klo“, wie es der Volksmund nennt, ist eine Kombination einer vollautomatischen Toilettenanlage und einer hinterleuchteten Litfaßsäule.

In der Vorderfront der Säule befindet sich die Eingangstür der Toilette. Ein beleuchtetes Schild weist bei Tag und Nacht auf die Anlage hin. Damit sich die gusseiserne Eingangstür öffnet, müssen 50 Cent in den Schlitz neben der Tür eingeworfen werden. Nach Betreten des Raumes schließt sich die Tür automatisch und eine Lüfter-Heizung regelt die Raumtemperatur bis auf 18 Grad. Zum Händewaschen setzen Sensoren erst ein Seifen-Wassergemisch frei, das dann in reines Wasser übergeht. Ebenfalls im Waschbecken erfolgt die automatische Händetrocknung. Bei einem Toilettengang werden 8 l Wasser verbraucht. Nach jeder Benutzung erfolgt die automatische Reinigung, Desinfektion und Trocknung sowohl des Sitzbeckens als auch des Bodens. Dieser Reinigungsprozess dauert circa 4 Minuten. Danach kann die Toilette wieder benutzt werden. Die hierfür verwendeten Reinigungs- und Desinfektionsmittel sind biologisch abbaubar und entsprechen den Anforderungen des Umweltbundesamtes.

Mit dieser ungewöhnlichen Maßnahme reagiert die Stadt Nürnberg auf den Protest von Anwohnern in der Altstadt über wildes Pinkeln und zu wenig öffentliche Toiletten.