BamLit und die Katerstimmung

Redaktion
E.T.A. Hoffmann mit Kater. Foto: Erich Weiß

E.T.A. Hoffmann mit Kater. Foto: Erich Weiß

Dem Bamberger Literaturfestival wurde laut Pressemeldung vom 18.12.2015 (siehe unten, die nicht überzeugt, denn zahlreiche Projekte müssen aus irgendwelchen Gründen früher starten, daher besteht die Möglichkeit, dass der Fördergeber explizit einen „vorzeitigen Maßnahmenbeginn“ gestatten kann – und somit bei seiner finanziellen Zusage bleibt) ein wesentlicher Bestandteil seiner Finanzierung gestrichen. Seither ist öffentlich, dass der „Bamberger Literaturfestival UG (haftungsbeschränkt)“ als Veranstalter 45.000 Euro fehlen. Hinweise lassen vermuten, dass auch die zweite tragende Säule der Finanzierung weggebrochen ist. Kommt der Kater nun schon vor dem Fest mit einer gehörigen Portion Kopfschmerzen?

Mit den angesprochenen 45.000 Euro wurden für das Literaturfestival insgesamt 103.000 Euro aus öffentlichen Fördertöpfen beantragt. Die Bescheide vom Bezirk Oberfranken (22.000 Euro), Sparkasse und Sparkassenstiftung Bamberg (20.000 Euro), Stadt Bamberg (5.000 Euro) und Landkreis Bamberg (11.000 Euro) liegen uns noch nicht vor, allerdings werden Sparkasse, Stadt Bamberg und Landkreis Bamberg als Förderer auf der Bamlit-Webseite genannt.

www.bamlit.de / Förderer des Literaturfestivals

www.bamlit.de / Förderer des Literaturfestivals

Wessen Logo jedoch fehlt, ist das der Oberfrankenstiftung, die mit 22.000 Euro eigentlich die zweite tragende Säule der Finanzierung hätte sein sollen. Im Sitzungsvortrag des Kreisausschusses von Mitte Oktober 2015 stand noch: „Die Fördermittel sind im Wesentlichen bereits zugesagt.“ Lies hier: Literaturfestival: Geht es hier nur ums Abgreifen von Fördergelder? Hat die Oberfrankenstiftung nach Prüfung des Antrags nun auch ihre „Zusage“ zurückgenommen? Wir werden nachfragen.

Konzeptloser Ansatz

Was neben dem Geld vor allem fehlt, ist ein inhaltliches Konzept, mittels dessen ein Bamberger Literaturfestival langfristig auf dem nicht gerade kleinen Markt deutscher Literaturfestivals einen Platz erobern und vielleicht auch Vorbild für andere sein könnte. Und sich somit abheben könnte und daher förderwürdig wäre.

E.T.A. Hoffmann. Foto: Erich Weiß

E.T.A. Hoffmann. Foto: Erich Weiß

Zwei Blicke auf die widersprüchlichen Angaben von Bamlit zu den Veranstaltungsorten lassen den potentiellen Besucher leicht verzweifeln. Auf der Webseite vom Bamlit findet die Lesung mit Herta Müller im Pfarrzentrum St. Otto, Hauptstr. 24, 96155 Buttenheim statt, während die Eintrittskarte für die Lesung (am selben Tag zur selben Zeit) im Harmoniesaal gekauft werden kann/konnte. Ist Herta Müller der Bilokation fähig oder mangelt es an der Synchronisation eines Internetauftritts? Auch dies entzieht sich unserer Kenntnis.

Mit dem Kater kommt auch noch das Frösteln daher. Der freundliche Zeitgenosse hat nach der (Silvester-)party recht getan, ausgerechnet E.T.A. Hoffmann mit einem Mantel zu wärmen. Steht er doch wie kaum ein anderer für den Umgang mit Kunst und den Bamberger Künstlern.

Erfüllt die Veranstaltung Bamberger/Internationales Literaturfestival den Vereinszweck des Stadtmarketing ?

Das Literaturfestival möchte es – nach Art. 5/III – krachen lassen. Veranstalter ist bekanntermaßen die Firma „Bamberger Literaturfestival UG (haftungsbeschränkt)“ (im Handelsregister eingetragen unter der Adresse Königstraße 1 in Bamberg, wo auch das Bamberger Stadtmarketing firmiert), eine Unternehmergesellschaft aus Stadtmarketing e.V. mit Klaus Stieringer, dem Veranstaltungsservice GmbH von Wolfgang Heyder und der Buchhandlung Hübscher. Die Fäden laufen im Bamberger Stadtmarketing zusammen.

Das Stadtmarketing tritt hiermit als Akteur im Bamberger Geschäftsleben auf. Und somit als Konkurrent, eher weniger seiner Mitglieder, sondern vielmehr der Bamberger Geschäftswelt insgesamt, die der Verein eigentlich fördern soll. Einerseits betritt es als von Stadt und heimischer Wirtschaft bezahlter Akteur den „Markt“ und agiert als Firma. Andererseits beantragt es mit einer wirtschaftlich ausgerichteten Veranstaltung Gelder aus den immer klammen öffentlichen Fördertöpfen. Zur Einschätzung der Größenverhältnisse sei angemerkt, dass der Globalansatz zur Förderung der freien Kultur für die Stadt Bamberg pro Jahr 225.000 Euro beträgt. Somit erhält die über 100.000 Euro beantragte Förderung für eine einzige Veranstaltung einen besonderen Stellenwert.

Es ist vielleicht nicht so sehr die Frage, ob der Citymanager das darf, sondern vielmehr ob es opportun ist, so zu handeln. Denn: „Ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb wird nicht bezweckt. Eine Gewinnerzielung ist nicht beabsichtigt. Etwaige Gewinne dürfen nur für die satzungsgemäßen Zwecke Verwendung finden.“ (§ 4.2 der Vereinssatzung) Und so soll auch das Ziel sein: „… durch allgemein ansprechende Maßnahmen und Aktionen das allgemeine Wohlergehen zu fördern.“ (§ 4.1 der Vereinssatzung)

So ist Herr Stieringer neben seiner Funktion als Citymanager auch Stadtrat, mittlerweile bei der SPD sogar deren Fraktionschef und als solcher im Stiftungsrat der Sparkasse. Kann er als Stiftungsrat nun seine eigene Förderung als Geschäftsmann – immerhin mit 20.000 Euro – beantragen und beschließen? Was heute so flott „vernetzt“ heißt, wurde vor nicht allzu langer Zeit nicht ganz so vorteilhaft als „Vetterleswirtschaft“ bezeichnet. Wenn der Bamberger Stadtrat das Handeln des Stadtmarketingvereins und insbesondere dessen Geschäftsführers zulässt, hat er in seiner Kontrollfunktion versagt. Vielmehr muss er auf die Einhaltung des Vereinszwecks pochen. Schließlich ist der Stadtmarketingverein nicht irgendein Verein, sondern wird mit über 60.000 Euro/Jahr von der Stadt Bamberg bezuschusst.

 

Pressemitteilung des LAG-Management

Internationales Literaturfestival in der Region Bamberg

Die Lesungen renommierter Künstler aus dem In- und Ausland werden ohne LEADER-Förderung durchgeführt

„Für das LEADER-Programm der EU wäre das Literaturfestival ein Leuchtturmprojekt gewesen, denn es passt so gut in unsere Region und zu den Zielen unserer Lokalen Entwicklungsstrategie. Alle notwendigen Kriterien wurden erfüllt und der Vorstand der LAG Region Bamberg sprach sich einstimmig für das Projekt aus. Aber leider waren die organisatorischen Voraussetzungen zeitlich nicht zu schaffen.“ Mit diesen Worten beschreibt der Vorsitzende der LAG Region Bamberg e.V., Landrat Johann Kalb im Verlauf der 31. Sitzung des Entscheidungsgremiums die aktuelle Situation zum Internationalen Literaturfestival. Da die Öffentlichkeitsarbeit und vor allem der Ticketverkauf bereits anlaufen mussten, war aus fördertechnischer Sicht ein sog. „vorzeitiger Maßnahmenbeginn“ nicht zu vermeiden. Deshalb ist eine Förderung über LEADER nicht möglich. Grundsätzlich muss für ein LEADER-Projekt nach dessen Beantragung beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) erst die entsprechende Bewilligung vorliegen, bevor mit der Umsetzung des Projektes begonnen werden darf. Der Veranstalter, die Bamberger Literaturfestival UG, hat daher seinen Antrag auf LEADER-Förderung zurückgezogen. Auch der für die Region Bamberg zuständige LEADER-Koordinator am AELF, Herr Ekkehard Eisenhut, bedauert diese Entwicklung: „Es wäre ein tolles LEADER-Projekt gewesen.“ Allerdings zeigt er sich erfreut, dass das Projekt auch ohne EU-Fördergelder durchgeführt werden wird „weil es innovativ ist und den Kulturkalender in der Region zweifelsohne bereichert.“

Das Literaturfestival umfasst 30 Lesungen, von denen 8 in der Stadt und 22 im Landkreis Bamberg durchgeführt werden. Nicht nur anhand dieses Verhältnisses, sondern auch an der Tatsache, dass viele Lesungen – darunter eine Vielzahl speziell für Kinder – in den Grundschulen und Büchereien im Landkreis stattfinden, wird deutlich: Es werden alle Generationen und gesellschaftlichen Gruppen direkt vor Ort angesprochen, und die Resonanz ist riesig. Die Nachhaltigkeit wird durch die bereits angekündigten Wiederholungen des Festivals in den Folgejahren gewährleistet.

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Internationales Literaturfestival: LEADER Förderung abgelehnt – es gibt noch keinen Bescheid / Literaturfestival: Geht es hier nur ums Abgreifen von Fördergelder? / Lesetipp: Die neue Inselrundschau „Bamberger Kulturvielfalt“ Einen Beitrag hält die Onlinezeitung für so wichtig, dass sie ihn wörtlich abdrucken möchte: Vielfalt erhalten! Stadtmarketing darf lokalen Initiativen nicht schaden. / Sorgloser Umgang mit öffentlichen Geldern? Kreistagsgrüne kritisieren Beliebigkeit bei der Verteilung der freiwilligen Leistungen durch den Landkreis / Lesetipp SZ: Literaturfest – Dichterwettstreit Heute widmet sich Katja Auer von der Süddeutschen Zeitung dem Literaturfest. Nein, eigentlich den Literaturfesten

2 Gedanken zu „BamLit und die Katerstimmung

  1. Es ist jetzt endlich an der Zeit, daß Stieringer von allen Ämtern zurücktritt und Bamberg verlässt!
    Möge er nach Hause gehen oder andere Städte mit seinen Lärmevents beglücken, aber Hauptsache er richtet in Bamberg keinen Schaden mehr an!
    CFRA2

  2. Als Verwaltungsrat (nicht Stiftungsrat) der Sparkasse, ist die Förderung wirklich „flott vernetzt“! Der Sponsor „Sontowski und Partner“, der bekanntermaßen die millionenschwere Maßnahme – City-Passage (oder Quartier an der Stadtmauer) mit der Sparkasse umsetzt, macht die Vernetzung noch viel „flotterer“.

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