Tag des Ehrenamtes am 5. Dezember: „Ohne Bürgerschaftliches Engagement kann keine Demokratie auf Dauer bestehen“

Paritätischer Wohlfahrtsverband

Paritätischer in Bayern zeichnet Menschen für ihr ehrenamtliches Engagement aus

„Wir schaffen das, wir sind so ein reiches Land – das wäre doch gelacht!“, sagen Ursula und Jost Hess, die bereits vor 30 Jahren den Arbeitskreis Asyl in Weiden gründeten und heute für ihr Engagement den Luise-Kiesselbach-Preis erhalten. Circa 100 Freiwillige engagieren sich in Weiden für Flüchtlinge, organisieren Patenschaften für Behördengänge, Fahrten oder ein Kleiderlager. Vor 30 Jahren sah das noch ganz anders aus. Damals sprossen aus diffusen Ängsten dumpfe Vorurteile, die nicht nur Flüchtlinge, sondern alle, die Flüchtlingen geholfen haben, zu spüren bekamen. Auch die Familie Hess wurde bedroht. Einmal landete ein Stein in ihrem Auto.

Gerald Häfner, Vorstand von Democracy International und Festredner bei der Verleihung des Luise-Kiesselbach-Preises 2015, betont das besondere Potential Bürgerschaftlichen Engagements für die Gesellschaft, wie es am Beispiel der Familie Hess deutlich wird: „Demokratie muss gelebt werden. Ohne Bürgerschaftliches Engagement kann keine Demokratie auf Dauer bestehen. Sie wäre eine leere Hülle und nicht das, was sie ist: ein rechtlich-politischer Raum, in dem Menschen ihr Leben und die alle gemeinsam betreffenden Fragen aktiv und in Freiheit miteinander gestalten.“

„Bürgerschaftliches Engagement ist unverzichtbar für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft“, ergänzt Margit Berndl, Vorstand des Paritätischen in Bayern. Der Wohlfahrtsverband setzt sich seit vielen Jahren für verbesserte Rahmenbedingungen und mehr Anerkennung des Ehrenamtes ein. Gleichzeitig zeigt er immer wieder den gesellschaftlichen Spagat: die Bedeutung des Ehrenamtes für das soziale Gemeinweisen einerseits und andererseits der Versuch, Freiwilligenarbeit politisch als Einsparpotential sozialstaatlicher Leistungen zu funktionalisieren.

Luise-Kiesselbach-Preis richtet Fokus auf die Menschen, die seit vielen Jahren Demokratie leben

Das enorme Potential Bürgerschaftlichen Engagements werde in der Hilfe für Flüchtlinge deutlich. In vielen Bereichen unserer Gesellschaft sei das Engagement so alltäglich geworden, dass es manchmal gar nicht mehr als solches erkennbar sei. „Mit dem Luise-Kiesselbach-Preis wollen wir den Fokus auf die Menschen richten, die seit vielen Jahren ‚Demokratie leben‘. Unsere Preisträger und Preisträgerinnen haben gesellschaftliche Innovationen initiiert – vom Tastmodell in der Nürnberger Altstadt, über ein flächendeckendes Selbsthilfenetz für Volkskrankheiten wie Diabetes, hin zum Nachsorgenetz für an Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche. Vieles, was sie aufgebaut haben, ist selbstverständlich geworden und aus dem sozialen Gemeinwesen schlicht nicht mehr wegzudenken“, lobt Margit Berndl.

Über 28.000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich im Paritätischen in Bayern und seinen circa 800 Mitgliedsorganisationen. Der Paritätische in Bayern ehrt Mitgliedsorganisationen und Menschen, die sich in diesen Organisationen ehrenamtlich engagieren, seit 2008 jährlich mit dem Luise Kiesselbach Preis. Die diesjährige Preisverleihung findet heute, am 4. Dezember 2015, 15 Uhr, in der Versicherungskammer Bayern (Maximilianstraße 53, 80530 München) statt.

Die Verleihung des Luise Kiesselbach Preises 2015 zur Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements wird von der Lotterie GlücksSpirale unterstützt. Die Veranstaltungsräume werden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Versicherungskammer Stiftung.

Der Paritätische in Bayern

Der Paritätische Wohlfahrtsverband ist einer der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege. Er blickt auf eine lange Tradition der sozialen Arbeit zurück. Gegründet wurde der Paritätische in Bayern 1924 von Luise Kiesselbach, einer bekannten bayerischen Frauen- und Sozialpolitikerin.

Unter seinem Dach befinden sich circa 800 Mitgliedsorganisationen, die das gesamte Spektrum der sozialen Arbeit abdecken – von Kindertagesstätten, Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, Familienberatungsstellen, Frauenhäusern und -notrufen über ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen, Suchthilfe, Mehrgenerationenhäuser, Migrationsberatung und Selbsthilfeinitiativen bis hin zu Vereinen, die Menschen mit Behinderung oder psychisch Kranke unterstützen und betreuen.

Der Paritätische ist parteipolitisch und konfessionell unabhängig und an keine Weltanschauung gebunden.

www.paritaet-bayern.de