Bekommt nun auch Bamberg seinen Hörl?

 Redaktion
Rabe von Ottmar Hörl. Foto: Erich Weiß

Rabe von Ottmar Hörl. Foto: Erich Weiß

In Zeiten knapper Etats für Kunst und Kultur (Laut Bertram Felix ist Bauunterhalt eine freiwillige Leistung: Das Gezerre ums Kesselhaus geht in die nächste Runde) nehmen die Verteilungskämpfe zu. Grundsätzlich sollte man den Kriegs-Jargon meiden, doch derzeit tun sich Fronten auf, Gegner heben Gräben aus, verschanzen sich und Gerüchte machen die Runde. Mit ursächlich ist das langwierige Gezerre ums Kesselhaus, das an den Nerven zehrt – beiderseits. Kunst im öffentlichen Raum hat in Bamberg seit den vom Künstlerhaus unter der damaligen Leitung von Dr. Goldmann organisierten Ausstellungen eine Akzeptanz erfahren, die sich nicht zuletzt aus Irritationen und Auseinandersetzungen in Stolz gewandelt hat. Dank Botero 1998, Avramidis 1999, Mitoraj 2000, Wortelkamp 2002, Luginbühl 2004 und Lüpertz 2006 haben sich Bamberg, seine Straßen und Plätze gewandelt. Eine überaus qualitätvolle Bereicherung haben Stadt, seine Bewohner und Besucher erfahren. Nicht zuletzt dank eines Kennerblicks und eines engagierten Vereins, der jeweils einen Ankauf ermöglichte.

Bekommt nun auch Bamberg seinen Hörl?

Ansässige Künstler und Kulturschaffende sehen sich angesichts der Brosamen, die ihnen städtischerseits gnädigerweise vorgesetzt werden, ungenügend wertgeschätzt. Gerade im Vergleich mit aufwändig promoteten und aus unterschiedlichen Finanztöpfen reichlich ausgestatteten Events. Neueste Aufreger ranken sich um eine geplante Ausstellung im öffentlichen Raum mit und von Ottmar Hörl. Der Leiter der Nürnberger Kunstakademie ist weltweit tätig, seine knallbunten Kunststoff-Figuren locken Massen in Städte. Die Pressestelle der Stadt Bamberg stellt auf Nachfrage nun klar, dass es tatsächlich ein Ansinnen von Seiten des Künstlers gibt, auch für Bamberg tätig zu werden. Vorabgespräche wurden geführt, doch keine Gelder sind geflossen, Hörl nicht beauftragt. Grundsätzlich stellt sich aber die Frage nach einem geeigneten Prozedere, das sich an den überaus qualitätvollen Vorgängern der Skulpturenwege orientiert. Der Stadtrat dürfte nicht umhin kommen, hier ein geeignetes Verfahren in die Wege zu leiten, um die Gestaltung der öffentlichen Räume am Maßstab eines Welterbes zu gewährleisten. Es geht hierbei um Grundsätzliches.

Ottmar Hörl ist weit verbreitet und auf Anhieb erkennbar

Schaufenster mit Hörl-Figuren am Kranen. Foto: Christiane Hartleitner

Schaufenster mit Hörl-Figuren am Kranen. Foto: Christiane Hartleitner

Laut Thomas Knubben aus dem Künstlerischen Lexikon der Gegenwartskunst ist der „industriell gefertigte Kunststoff für Hörl ein ideales Material, mit dem er das Prinzip des Seriellen der modernen Produktfertigung seiner Kunst anverwandelt hat. In vielen Kunstwerken zeigt er dabei, wie bestimmend dieses Prinzip für unsere Gesellschaft geworden ist. Trotz der konzeptuellen Anlage und der Materialien ergibt sich daraus eine ausgeprägte Ästhetik.“ Eine kleine Auswahl an Hörls Beiträgen in anderen Städten zeigt seine deutschlandweite Verbreitung. Eine Auswahl seiner aus Kunststoff gefertigten Figuren sind auch in Bamberg in der Austraße erhältlich. So hatte bereits 1998 München seine Welcome Zwerge, die 2009 nochmal nach Bremerhaven wanderten, 1999 die Darmstädter Mathildenhöhe seinen Frosch, der auf die Prinzessin wartete, Nürnberg 2003 sein Hasenstück, 2004 trug Hörl Eulen nach Athen, 2005 besiedelte auf Schloß Bückeburg eine Landschaft mit Raben und im selben Jahr kreierte er für Siemens/Nürnberg den Frischling. 2006 wurden die Zwerge zu Geheimnisträgern – nichts sehen, nichts hören, nichts sagen für die art Karlsruhe. 2013 dirigierte Wagner Bayreuth und heuer im Sommer soll kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe Frankfurt durchwandern (eine Zeitung nennt ihn den kleinen Goethe) und gleichzeitig in Aachen Karl der Große residieren, unter dem Werbespruch „Mein Karl“.

Das Huhn, das goldene Eier legt, sollte man nicht schlachten

Hörls Beitrag im Auftrag der Stuttgarter BW-Bank 2007 „Das Huhn, das goldene Eier legt, sollte man nicht schlachten“ klingt in diesem Zusammenhang nicht mehr zweideutig.

Mitteilung Ulrike Siebenhaar, Pressestelle Stadt Bamberg

Ich kann Ihnen bestätigen, dass der Leiter der Kunstakademie Nürnberg, der bekannte Künstler Ottmar Hörl, auf Vermittlung einer Galeristin, bereits im vergangenen Sommer aktiv auf die Stadt Bamberg zugekommen ist und sein Interesse an einer Ausstellung in Bamberg bekundet hat. Seine Idee hat er vor mehreren Personen, u.a. Oberbürgermeister Andreas Starke persönlich vorgestellt. Bei einer Besichtigung der Stadt Bamberg, gemeinsam mit der Vorsitzenden des Kunstvereins, hat er spontanes Interesse an einem zentralen Innenstadtplatz für die Installation und dem Kesselhaus als „Kunstpalast“ bekundet.

Weitere Gespräche wurden allerdings noch nicht geführt. Als Gesamtkosten für eine solche Installation, gibt Ottmar Hörl analog zu anderen Städten mit ca. 100.000 Euro für die Entwicklung der Master-Skulptur, Herstellung, Vorbereitung und Durchführung der Ausstellung an. Mindestens um die Hälfte reduziert sich dieser Posten jedoch wieder aufgrund des Verkaufs einzelner Skulpturen. Die verblieben ca. 50.000 Euro sollen über Fördermittel, Stiftungen und Sponsoren finanziert werden.

Im vergangenen Jahr hatte Hörl unter dem Titel „Wagner dirigiert Bayreuth“ 500 Wagner-Figuren anlässlich der Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag Richard Wagners im Stadtraum und rings um das Festspielhaus installiert.

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Laut Bertram Felix ist Bauunterhalt eine freiwillige Leistung: Das Gezerre ums Kesselhaus geht in die nächste Runde

Ein Gedanke zu „Bekommt nun auch Bamberg seinen Hörl?

  1. Den möglichen Erkenntnisgewinn vieler Hörlscher Kunststofffigureninstallationen im öffentlichen Raum muß mir noch jemand erklären. Daß über die schiere Menge ein ästhetischer Reiz ausgelöst wird, kann man u.a. in Nordkorea erleben, daß dafür aber vielleicht knapp gehaltene Kulturfördermittel in Bamberg ausgegeben werden sollen, muß verhindert werden. Allein über den Rückgriff auf eine ortstypische Marke (in Bamber soll dies dem Vernehmen nach der Reiter sein) und deren Abwandlung und Interpretation in einer seriellen Kunststofffigur kann noch keine künstlerische Relevanz erzeugt werden. Und Relevanz sollte das Hauptkriterium sein, wenn man Steuergelder ausgeben will.

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