Plakate pflastern meinen Weg

Mäc Härder

Wir dürfen wieder wählen.

Aber nicht wie bei der Bundestagswahl vor einem halben Jahr nur ein Kreuzchen bei einer Partei. Nein, kreuz und quer und mehrfach. Es tauchen im Vorfeld wieder diese zwei schönen Fremdwörter auf: „Kumulieren & Panaschieren“. Das sind ähnliche Reliquien aus meiner Kindheit und Jugend wie „Cherubim & Seraphim“ oder „Zitronat & Orangeat“.

So eine Kommunalwahl wird dadurch zur Wundertüte:

Du kannst als Bamberger 44 verschiedene Menschen aus neun Listen wählen. Beispielsweise drei von der CSU, fünf von der SPD, acht von den Realisten, 17 von den Freien Wählern. Oder du gibst einem von der BUB drei Stimmen und fünf von den Linken jeweils zwei. Oder eine Person von der GAL bekommt alle deine 44 Stimmen. Nein, das letztere geht nicht, alles andere ist tatsächlich erlaubt.

In den Landkreiskommunen dürfen die Bürger neben dem Gemeinderat sogar noch Bürgermeister und Kreistag und Landrat wählen. Kommen wie bei der Bundestagswahl zehn Volksentscheide dazu, werden die mit dem Ausfüllen niemals fertig. Dann siehst du die Hirschaider und Zapfendorfer Ende März immer noch in der Wahlkabine sitzen.

Als Bamberger werde ich aus mindestens vier Gruppierungen Kandidaten wählen, weil ich sie kenne, weil ich sie für kompetent halte oder weil ich sie sympathisch finde. Auch dieser Grund ist in einer Demokratie nicht verboten.

Vetterleswirtschaft werde ich nicht betreiben, ich bin mit keiner der Personen verwandt oder verschwägert.

Was nach der Stadtratswahl in Bamberg passieren wird?

Keine Veränderungen? Nichts? – Nein.

Irgendwer soll Dritter Bürgermeister werden und es kursieren weitere Gerüchte:
Frau Siebenhaar wird als Kulturreferentin oder Kulturamtschefin gehandelt.
Und die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass Stieringer mit dem Posten des Wirtschaftsreferenten in Verbindung gebracht. Das passt ganz ausgezeichnet, wo er doch als SPD-Stadtrat den Wahlkampf des CSU-Landratskandidaten Johann Kalb managt. Wahrscheinlich wird er demnächst auch noch Redenschreiber von Norbert Tscherner.
Aber ein Ochs, wer nicht merkt, dass ein Kalb zu einem Stier-ringer …
Wohl ein echter Kuhhandel.

Wer bei meinen Worten Häme heraus hört, hat richtig gelesen.

Übrigens werden zwei Menschen großflächig plakatiert, die gar nicht zur Wahl antreten: OB Andreas Starke und die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml, die seit ihrem Amtsantritt eine unendliche Haarpracht ihr Eigen nennt. Mindestens 30 Zentimeter länger, wie auf den Großplakaten zu sehen ist.
Schönes Haar ist ihr gegeben, lass es leben – ist ja Wahl.

Ob so was hilft?

Erstabdruck Fränkische Nacht

www.maec-haerder.de

7 Gedanken zu „Plakate pflastern meinen Weg

  1. Jein, Gerd Rudel.
    Erstens kann man trotz Listenankreuzung Kandidaten durchstreichen, so dass diese keine Stimme bekommen. Zweitens werden diejenigen ja belohnt, die man wählt. Durch mehr Stimmen rücken sie entsprechend vor.
    Und mal ehrlich: jeder Kandidat und jede Kandidatin möchte möglichst viele Stimmen haben. Wenn Du Dich noch an den OB-Wahlkampf 1994 erinnerst, wo Du uns TBC-Kandidaten gram warst, dass wir Dir Stimmen gekostet haben.

    Herr Mergner, wählen Sie Ihre Lieblinge.
    Das geht bei einer Kommunalwahl immer noch am besten.
    Unter fast 400 Menschen können Sie sich bis zu 44 aussuchen.
    Die Chancen, ein paar Richtige zu treffen, sind weit höher als beim Lotto.
    Allerdings Nieten sind auch genug dabei.

    • Mäc,
      mein zetrales Argument ist, das jedes Ankreuzen eines Bewerbers oder einer Bewerberin zunächst und vor allem eine Stimme für die jeweilige Liste ist. Das sollte doch deutlich geworden sein.
      Und die Wahl der Stadträte mit einer OB-Wahl zu vergleichen, bei der ja WIRKLICH ausschließlich EINZELbewerber zu Wahl stehen, ist nicht nur schief, sondern schlicht falsch.

      • Im ersten Satz muss es natürlich heißen: „zentrales“.
        Und im letzten Satz: „zur“ Wahl…
        Sorry für die Tippfehler.

  2. danke, machen sie mir das wählen nur schön madig. eigentlich war ich endlich überzeugt und wollte hingehen. meine eigenen lieblinge wählen.

    wenn, dann wähle ich trotzdem meine personen aber niemals eine liste. das kreuz oben dran gehört sowieso verboten. wenn jemand so gutgläubig ist und mit zwang nur leute einer einzigen partei wählen will, dann soll er sich gefälligst auch anstrengen.
    dummheit muss schließlich bestraft werden

    • Jedem bleibt es natürlich unbenommen, so zu wählen, wie er oder sie das für richtig hält. Und das Wählen wollte ich ganz bestimmt niemandem madig machen.
      Aber zeichnet es nicht den „mündigen Wähler“ aus, die Implikationen seiner Wahlentscheidung zu kennen?

  3. Weil in diesem Beitrag von Mäc Härder auch ein paar durchaus ernsthafte Überlegungen stecken (ist ja bei ihn nicht unbedingt selbstverständlich), ist eine Klarstellung zum ach so komplizierten bayerischen Wahlsystem schon notwendig: Es handelt sich dabei um eine personalisierte Listenwahl. Die Betonung liegt dabei zunächst auf LISTE. Denn selbst wenn ich alle meine 44 Stimmen an Kandidat/inn/en verschiedener Listen verteile, ohne bei einer dieser Listen ein Listenkreuz zu machen, dann kommen diese Stimmen ZUNÄCHST einmal den jeweiligen Listen zugute, auf der diese Personen stehen.
    ALLE Stimmen, die auf eine Liste entfallen, also auch die panaschierten, werden zusammengezählt und bilden die Grundlage für die Mandatsverteilung im Stadtrat. Erst im zweiten Schritt wird geschaut, wie viele Stimmen die einzelnen Personen auf der Liste haben. So kommt dann die Reihung und endgültige Mandatsverteilung zustande.
    Was das bedeutet, will ich an einem ganz konkreten Beispiel verdeutlichen: Wenn ich einem bekannten und bewährten Denkmalschützer, der auf einer orangenen Liste ziemlich weit hinten platziert ist, drei Stimmen gebe, weil ich seine Arbeit durchaus zu schätzen weiß, dann sind diese drei Stimmen zunächst Stimmen für die orangene Liste. Sie nützen deshalb in erster Linie dieser Liste und den darauf vorn platzierten Personen, unter anderem einem Mandatsmitnehmer und einem Eventveranstalter. Dem ganz weit hinten platzierten Bewerber, dem sie eigentlich gelten, werden sie jedenfalls nicht zu einem Mandat verhelfen. Diese Stimmen haben deshalb eine ganz andere Wirkung als vielleicht beabsichtigt.
    Das sollte man schon wissen, wenn man seinen Zettel ausfüllt. Trotz der personalisierenden Elemente des Wahlrechts haben wir es eben nicht mit einer reinen Persönlichkeitswahl, sondern mit einer Listenwahl zu tun.

    • Es gibt noch einige Besonderheiten. Mag ich die Liste X bis auf die Kandidaten Nr. 3 und Nr. 8, so kann ich auch die Liste ankreuzen und die Nummern 3 und 8 durchstreichen. Machen das sehr viele Leute so, so bleiben 3 und 8 tatsächlich draußen, auch wenn X 10 Mandate bekommt.

      Es ist sicher eher unwahrscheinlich, einen Kandidaten von Platz 35 einer Liste in den Stadtrat zu bekommen, auch wenn das theoretisch möglich ist (es müssen halt genügend Leute dort ihr Kreuz machen und das möglichst mit 2 oder 3 Stimmen), aber die Reihenfolge ein wenig ändern, das ist schon drin.

      Natürlich kommt jede Stimme auf einer Liste, zunächst dieser Liste zu Gute, das muss bedacht werden,.

      Also im Sinne Kants: Habe den Mut, Dich Deines Verstandes (und der Möglichkeiten des Wahlrechts) zu bedienen!

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