Da zirpt ein Vogel auf im Traum: Verona! Einer kleinen Sommerreise durch das Sehnsuchtsland der Deutschen zweiter Teil.

Veroneser Sommernacht

Auf Taubenfüßen kommt die Nacht.
Gieß ein den gelben Wein!
Noch wiegt ein Wind den Rebstock sacht,
noch fiebert heiß der Stein.
Ein Purpurschein um das Kastell …
Trink aus! Der Tag stirbt schnell.

Schon blinkt durch Laubes Filigran
blaßgrün der Himmel auf.
Die Fledermaus schreibt ihre Bahn,
und der Zypressen Knauf
schlägt, eine schwarze Flamme, hoch.
Die Sterne zögern noch.

Da zirpt ein Vogel auf im Traum,
und Grillensang beginnt.
Und durstig trinkt die Nacht sich Raum.
In ihre Schale rinnt
des halben Mondes voller Schein
wie Wein und Elfenbein.

Die Nacht ist weit. Am Himmel fährt
der Wagen auf. Steig ein!
Es muß, wo keine Grenze wehrt,
ein gutes Reisen sein.
Weit ist die Nacht. Leicht ist die Nacht!
Wie Stoff, aus dem man Seelen macht.

Rudolf Hagelstange Weiterlesen