Jonas Jonasson: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Franziska Lamm

Was verbinden Sie mit Schweden? Fallen Ihnen nicht sofort kleine, rot angemalte Häuser ein, große Gärten mit vielen Blumen und Sonne, kurz die schönste Idylle, die man sich vorstellen kann? Haben Sie als Kind nicht auch Pipi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga geliebt? Wenn ja, dann bietet Ihnen der folgende Roman die Möglichkeit, wieder in Ihre Kindheit abzutauchen.

Die Geschichte beginnt am 2. Mai 2005. Es ist der 100. Geburtstag von Allan Karlsson. Aufgrund dieses Ereignisses plant die Gemeinde Malmköping, im beschaulichen Schweden, zusammen mit der Leitung des Altenheims eine kleine Feier. Doch der rüstige Hundertjährige beschließt, das langweilige Leben im Seniorenheim hinter sich zu lassen und noch einmal etwas zu erleben. Also klettert er an der Rabatte herunter und macht sich auf den Weg zum Busbahnhof. Hier beginnt die abenteuerliche Odyssee des Allan Karlsson, die ihn nicht nur durch ganz Schweden führt, sondern auch durch seine bewegte Vergangenheit. Jonas Jonasson schildert in seinem Roman, der eine Mischung aus Krimikomödie und Schelmenstück ist, wie der rüstige Hundertjährige einem Kriminellen einen Koffer mit 50 Millionen Kronen entwendet. Auf der folgenden Reise begegnet Allan dem siebzigjährigen Gelegenheitsdieb Julius Jonsson, dem ewigen Studenten Benny Ljungberg, der hübschen rothaarigen Gunilla Björklund, die für ihr Leben gern flucht, der Elefantenkuh Sonja und dem Schäferhund Buster. Diese werden die Weggefährten des Hundertjährigen, die Allan auch bitter nötig hat. Denn der Kriminelle möchte seinen Koffer mit dem Geld natürlich wiederhaben. So wird die Reisegesellschaft von der schwedischen Mafia und von der Polizei verfolgt. Dass es dabei auch Leichen gibt, geschieht eher zufällig als absichtlich.

Diese Geschichte wäre für sich allein schon lesenswert. Doch Jonas Jonasson schiebt kapitelweise Rückblenden ein, in denen der Leser viel über das bewegte Leben des Allan Karlsson erfährt. Dieser wurde 1905 geboren und verließ mit neun Jahren die Schule, um für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen, nachdem der Vater Frau und Kind verlassen hatte. Über mehrere Jahre hinweg experimentiert der junge Allan mit Sprengstoff und wird so zum gefragten Experten. Über sich selbst sagt er: „Es gibt eigentlich nur zwei Dinge, die ich besser kann als die meisten anderen. Ich kann Schnaps aus Ziegenmilch herstellen und eine Atombombe zusammenbasteln.“ Mit einem Arbeitskollegen geht er schließlich nach Spanien, um dort als politisch Desinteressierter im Bürgerkrieg zu kämpfen. In den nächsten Jahren trifft er auf viele geschichtliche Berühmtheiten und arbeitet für diese, z.B. General Franco, US-Präsident Truman, Stalin. Jonas Jonasson schafft es mit diesen Rückblenden, seinem Roman einen Hauch von Unsterblichkeit zu geben und den Irrsinn des Krieges aus der Perspektive der kleinen Leute zu beleuchten.

Der Roman ist witzig und spannend geschrieben. Allerdings muss man sich erst an den Erzählstil gewöhnen, denn vieles wird mehrfach erwähnt. Nehmen Sie sich Allans Lebensmotto zu Herzen: „Es ist, wie es ist, und es kommt, wie es kommt“, und tauchen Sie ab in ihre Kindheit. Nebenbei lernen Sie auch noch etwas über die Weltgeschichte dazu.

Der Autor Jonas Jonasson wurde 1961 im schwedischen Växjö geboren. Nach seinem Studium arbeitete er als Journalist. Nach 20 Jahren in der Medienwelt zog er in die Schweiz und schrieb dort seinen ersten Roman, der zum weltweiten Bestseller wurde. Inzwischen lebt der Autor wieder in Schweden und schreibt an seinem zweiten Roman.

Jonasson, Jonas
Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
Übersetzt von Wibke Kuhn
Verlag: Carl’s Books
ISBN: 978-3-570-58501-6
Hardcover, gebunden, 416 S. – 21,5 x 13,5 cm
14,99 Euro