Vom Schreiben auf der Schreimaschine. Mit Michael Buselmeier unterwegs in den Weinbergen um Edenkoben.

Ankunft

Ihr Griff aus Schnur
schneidet mich in die Hand,
während ich auf Edenkoben
zugehe, an schiefen Wingertsteinen,
rostigen Zäunen vorbei,
eine WANDERER-Reiseschreibmaschine,
meine Mutter hat sie 1930
vom ersten selbstverdienten
Geld gekauft. Oh helles
Klappern und Klingeln, jetzt,
wo ich auf der staubigen
alten Maschine mein verlorenes
Leben einzuholen versuche.

Michael Buselmeier

Von Chrysostomos

Edenkoben läßt uns nicht los. Dabei sind wir ja nichtmals dort gewesen. Aber es erreichen uns von dort immer wieder Bücher, oder Bücher, die Edenkoben und die Pfälzer Weinstraße in den lyrischen Blick nehmen, beispielsweise Novalis im Weinberg, Ralph Dutlis 2005 im inzwischen zu Grabe getragenen Ammann Verlag herausgekommene Gedichtsammlung. Oder Michael Buselmeiers Radfahrt gegen Ende des Winters (Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1982), die eingeleitet wird mit dem schön-traurigen, Robert Walser entnommenen Motto: „Wenn alles neu und ordentlich ist in der Welt, dann will ich nicht mehr leben, dann morde ich mich.“

Buselmeier, 1938 in Berlin geboren, ist in Heidelberg, wo er noch immer, unter anderem von Stadtführungen, lebt, aufgewachsen. Ins Oberfränkische hat es den ausgebildeten Schauspieler und Regieassistenten am Staatstheater Wiesbaden auch schon verschlagen; nachzulesen ist das in Buselmeiers vor zwei Jahren im Wunderhorn Verlag erschienenem „Theaterroman“, Wunsiedel. Der Ich-Erzähler Moritz Schoppe erinnert (sich) darin an den Sommer 1964, an Shakespeare, an Jean Paul, an die Luisenburg-Festpiele, an den Götz von Berlichingen, in dessen erster Szene ja auch Bamberger („Babenberger“) zugegen sind.

Buselmeiers Radfahrt geht „An den Neckar“, findet ihn „Auf dem Heiligenberg“ oder in Paris („Hotel de Cluny“), in Darmstadt beim „Lyrischen März 1979“, oder unterwegs, gehend, „auf Edenkoben“ zu, mit der Reiseschreibmaschine der Mutter in der Hand. Wenn Buselmeier, oder sagen wir, das lyrische Ich, „auf der staubigen / alten Maschine mein verlorenes / Leben einzuholen“ versucht, dann mag ihm, dem lyrischen Ich, oder Buselmeier, die Schreib- schon mal zur Schreimaschine werden.

NB: Am Sonntag, dem 26. Mai, lädt das Künstlerhaus Edenkoben zu einer Schoppe-Wanderung mit Michael Buselmeier und Arnfrid Astel. Man trifft sich um 11 Uhr in Gleisweiler am Reitschulplatz und wandert dann, auf den Spuren von Buselmeiers 1989 ebenfalls bei Wunderhorn in Heidelberg erschienenem Schoppe. Ein Landroman durch die Winzerdörfer Burrweiler, Weyher und Rhodt in das Künstlerhaus, wo nach 14 Uhr gemeinsam gegessen werden soll.