Kampf den Radlern? Das Klima wird frostiger.

 Redaktion

Fahrradkontrolle. Foto: Christiane Hartleitner

Schüler, Studenten, Stadtradler konnten gleich in bar oder auch per Überweisung 15 € zahlen, kamen sie aus der Habergasse – eine der wenigen Stichstraßen zwischen den Radwegen der vielbefahrenen Langen Straße und dem Kanal. Und es kamen viele, VIELE (!) – das dürfte den Säckel ordentlich gefüllt haben. Gleich drei Polizisten sorgten dafür, dass von diesen keiner ohne Knöllchen oder leichterem Beutel seinen Weg fortsetzte. Wie Polizei die Aktion beurteilt, können Sie unten lesen.

Berichte in den Medien wichtig, entscheidend ist der Inhalt

Wir erinnern gerne noch mal an den deutschlandweiten Radler-Test (Fahrrad-Klima in Bamberg schlechter als 2005). Dort wird klar: In Bamberg ist noch viel zu tun. Ob allerdings solche Aktionen, die sich auf das Verhalten der Radfahrer beschränkt, zu einer Verbesserung der Verkehrssituation führt, ist zu bezweifeln. Im Gegenteil ist zu vermuten, dass Kontrolle von schwerpunktmäßig einer, dazu auch noch schwächeren, Verkehrsteilnehmergruppe dieser die Hauptschuld an der Bamberger Verkehrsmisere zuweist.

Während die Polizei die Radfahrer kontrollierten, haben wir das Verhalten der Autofahrer in der Königstraße, der Langen Straße, am Margaretendamm und am Holzmarkt in mehreren Artikeln dokumentiert. In zwingenden Bildstrecken wird dort deutlich, wie die Rechte der Radfahrer missachtet werden. Dass natürlich auch Radfahrer, schon alleine im eigenen Interesse, die Verkehrsregeln beachten und ihr Fahrzeug technisch in Ordnung halten sollten, wäre eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Dass dies in erschreckend vielen Fällen nicht so ist, gibt der Aktion der Polizei auch eine gewisse Berechtigung.

Erfreulicherweise nimmt der Radverkehr immer mehr zu, das bedeutet sowohl eine Entlastung des benötigten Verkehrs- und Parkraumes im Vergleich zum KFZ-Verkehr und außerdem eine spürbare Verringerung der Luftverschmutzung, gerade in der Innenstadt. In Bamberg, wie auch in anderen Städten, ist diese Verhaltensänderung zu beobachten. Gefragt wären jetzt die Planungsämter der Kommunen, mit diesen veränderten Anforderungen von Verkehrswegen umzugehen und die Verkehrsführung anzupassen.

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Pressemitteilung der Bamberger Polizei

Bamberg. Auf eine durchweg positive Resonanz in der Bamberger Bevölkerung stieß das Fahrradkonzept der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt, dass mit Unterstützung von jungen Kolleginnen und Kollegen der Bereitschaftspolizei in den letzten beiden Wochen durchgeführt wurde.

Unter den fast 1200 kontrollierten Radfahrern gab es so gut wie keine uneinsichtigen oder unbelehrbaren Verkehrsteilnehmer. Umso erstaunlicher ist diese Erfahrung vor dem Hintergrund, dass insgesamt 605 Radfahrer verwarnt werden mussten. 363 davon unter Zahlung eines Verwarnungsgeldes.

Die häufigsten Verstöße waren hier das Fahren ohne Licht, die Benutzung des falschen Radweges sowie das verbotswidrige Fahren auf dem Gehweg und in der Fußgängerzone.

Gravierend war die Zahl der missachteten roten Ampeln. Hier wurden 77 Radfahrer wegen der Missachtung des Rotlichtes zur Anzeige gebracht, was ein Bußgeld zur Folge hat. Die Höhe dieses Bußgeldes liegt zwischen 45 und 100 Euro, je nachdem wie lange die Ampel bereits Rotlicht zeigte.

Vier Radfahrer mussten sich zudem einer Blutentnahme unterziehen, da sie ihr Fahrrad mit mehr als 1,6 Promille Alkohol im Blut führten.

Auf Grund der festgestellten Beanstandungsquote von fast 60 Prozent bei den kontrollierten Radfahrern wird die Bamberger Polizei auch künftig punktuelle Kontrollen im Fahrradverkehr durchführen.

Überraschend positiv war das Verhalten der Autofahrer. So mussten während des Kontrollzeitraums nur 15 Autofahrer beanstandet werden, die ihr Fahrzeug verbotswidrig auf einem Radweg abstellten und dies, obwohl die eingesetzten Beamten hierauf besonderes Augenmerk legten.

Neben den Verkehrsverstößen wurden zudem noch sechs Fahrraddiebstähle aufgedeckt.

8 Gedanken zu „Kampf den Radlern? Das Klima wird frostiger.

  1. Laut polizeilicher Pressemeldung „mussten während des Kontrollzeitraums nur 15 Autofahrer beanstandet werden, die ihr Fahrzeug verbotswidrig auf einem Radweg abstellten, und dies, obwohl die eingesetzten Beamten hierauf besonderes Augenmerk legten“.

    Wofür die Polizeiinspektion Bamberg-Stadt, verstärkt durch auswärtige Bereitschaftskräfte, einen ganzen Monat benötigte, dürfte einem einzelnen Spaziergänger an jedem beliebigen Werktag innerhalb einer halben Stunde problemlos gelingen.

    Weiterhin „wurden 77 Radfahrer wegen der Missachtung des Rotlichtes zur Anzeige gebracht“. Kaum ein Tag vergeht, ohne daß ich mindestens einen autofahrenden Rotlichtsünder beobachte. Gelegentlich handelt es sich um erkennbar nicht im Sondereinsatz befindliche Dienstfahrzeuge der Polizei. Was die gesamte Polizei bei gezielten ganztägigen Einsätzen innerhalb von rund vier Wochen im Radverkehr feststellt, fällt allein mir beim Autoverkehr innerhalb von zwei bis drei Monaten auf – nur während meiner alltäglich mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegten Wege.

    „Positiv war das Verhalten der Autofahrer“? Die Polizei macht sich mit ihrer beinahe zwanghaften Anti-Radfahrer-Haltung lächerlich. Oder sollten sämtliche eingesetzten Beamt/inn/en einen Sehtest benötigen?

  2. Ist scho spannend, etliche Berichte, dass die Autos die Fahrrad Wege zu parken ( was ja nicht ok ist) und dann ist die Polizei so dreist und kontrolliert auch noch die Fahrrad Fahrer. Echt frech !
    Meine Meinung ist, dass es auch Verkehrsschilder gibt, die auch für Fahrrad Fahrer gelten ( ob sinnvoll ist ne andere Frage) und dann sollten sich auch die Fahrrad Fahrer dran halten. Was ist daran verkehrt ?
    Spannend ist m.E: die 77 Rad Fahrer, die Farbenblind sind, das sind schon einige.

    Zeigt das nicht, dass doch irgendwie die Meinung vorherrscht: WIr sind ökologisch sauber und dürfen alles machen ?
    Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen.

  3. Es ist seltsam und vielleicht auch ein bißchen typisch für Bamberg:
    Das Kontrollieren! Ich bin Jahre lang in Erlangen als Studentin mit dem Rad´l unterwegs gewesen und weder die Stadt noch die Polizei wären auf die Idee gekommen, eine Kontrollaktion durchzuführen. War auch nicht nötig, da sich Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer gegenseitig respektiert haben. Die Autofahrer wurden von den Radfahrern in Schach gehalten und die Radfahrer von den Fußgängern. Da war die Hierarchie umgekehrt.
    Erlangen ist zwar städtebaulich nicht so schön wie Bamberg, aber es ist – wohl nicht zuletzt wegen seiner multikulturell ausgerichteten Bürgerschaft – freier im Geist,. Diesen freien Geist wünscht man sich für Bamberg. Vielleicht sind die Bamberger, die sich mehr Kontrolle wünschen, mit den vielen radfahrenden Studenten und jungen Leuten schlichtweg überfordert und fühlen ihre Heimat bedroht. Bewegliche Studenten (geistig und körperlich) und die festen Vorstellungen von Bürgern gehen dann nicht zusammen und so werden staatlich oder privat organisierte Kontrollinstitutionen beauftragt, umfassende Kontrollen zum Wohle der verunsicherten Bürgerschaft durchzuführen. Vielleicht wäre nur ein sich gegenseitiges Wohlgesonnensein ausreichend, um den Kontrollwahn zu brechen. Denn die Rowdies, die jegliche Grenzen der Rücksichtnahme sprengen, sind die Ausnahme. Und die sind nicht durch breit angelegte Kontrollen zur Vernunft zu bekommen, weil Vernunft nicht von Außen verordnet werden kann. Vernunft ist auch, eine gewisses Maß an Vertrauen in die Menschen zu haben. Denn ein Handeln nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ macht auch den vernünftigsten Menschen unvernünftig.

    • Da frag’ich mich jetz, welches Erlangen Du meinst! Das, in dem ich unterwegs bin, kann es sicherlich nicht sein! Da sind vernünftige und rücksichtsvolle Radfahrer eher die Ausnahme und bestimmt nicht die Regel! Tägliche Erfahrungen…

    • Ich halte mich zwar selber für einen Kampfradler, aber Erlangen ist heftig! Da kommen dir auf der Henkestraße Radfahrer auf dem Angebotststreifen entgegen. Morgens wenn alle zu Siemens wollen. Das habe ich noch nirgendwo anders erlebt.

  4. Unter der Hand erfährt man, daß die Polizei bewußt dort hingeschickt wird, wo es am meißten Einzunehmen gibt, nicht dort wo es, zur Vermeidung von Unfällen, sinnvoll ist. Weiterhin möchte ich anmerken, daß ein vorsichtig fahrender (!) Radfahrer weniger Platz in engen Gassen braucht, als ein schiebender.

  5. Erster (Klein)-Auftrag an die Kommune: shared space für die Habergasse ausweisen!
    Weitere folgen.

  6. Wenn das hier als „Fahren in der Fußgängerzone“ bestraft und gezählt wird, kommen schnell hohe Zahlen zusammen. Gut für die Statistik, macht sich gut im Tätigkeitsbericht der Polizei. Vielleicht haben sich die Polizisten hierhin gestellt, weil in der richtigen Fußgängerzone nicht genug radelnde Radler festzustellen waren? Und das wäre doch richtig blöd: da startet man eine Kontroll-Aktion und muss feststellen, dass sich zu wenige Leute fehlverhalten. Wie sieht denn das in der Pressemitteilung später aus!

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