Redaktion
Lärm muss an der Quelle verhindert werden – dann klappt es auch mit der Trassenplanung
Bamberg steht mit den Problemen um den Bahnlärm nicht allein: im Rheintal – so der General-Anzeiger – hat man nun einen Forderungskatalog formuliert, den man an die Bundesvereinigung gegen Schienenlärm e.V. weitergegeben hat. Die Technik für leisere Güterzüge stehe zur Verfügung, etwa die Ausstattung der Waggons mit leiseren Bremsen; die sogenannte LL-Sohle soll bis Sommer vom Eisenbahnbundesamt zertifiziert sein, sie verspreche eine Minimierung um zehn Dezibel, Kostenpunkt bei der DB: 300 Millionen Euro (MOZ). Noch ist die LL-Sohle nicht zugelassen. „Wir erwarten aber, dass dies 2013 geschehen wird“, sagt Bahnchef Grube (FAZ). An der Erprobung der neuen Bremse mittels des Forschungszuges „Europe-Train“ waren 29 europäische Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) beteiligt.
Die BIN „Bürger Initiativen Netzwerk gegen Bahnlärm – Allianz für ein lebenswertes Rheintal“ setzt sich dafür ein, dass alle technischen Möglichkeiten zur Lärmminderung an Rad und Schiene zügig umgesetzt werden. Mittlerweile setzen sich die CDU-Kreisverbände und die Bundes- und Landtagsabgeordneten der Partei entlang des Rheins für die Einrichtung einer „Lärmschutz-Modellregion Mittelrhein“ ein (hier). In dieser Region soll Lärmschutz über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus mit höchster Priorität umgesetzt werden. „Mit Blick auf die besondere Bedeutung des Welterbes Oberes Mittelrheintal und aufgrund der durch die geografischen Gegebenheiten besonders belasteten Mittelrheinregion müssen die Lärmschutzmaßnahmen am gesamten Mittelrhein höchste Priorität genießen“, erklären der Ahrweiler CDU-Kreisvorsitzende Horst Gies MdL.
In einem von 24 CDU-Abgeordneten aus Europaparlament, Bundestag, den beiden Landtagen von Rheinland-Pfalz und Hessen sowie drei hessischen Staatssekretären unterstützten Schreiben an die Deutsche Bahn und das Bundesverkehrsministerium machten die Christdemokraten ihre Vorstellung und den Willen zu einer schnellen Reduzierung des Bahnlärms am Mittelrhein deutlich. „Für uns steht außer Frage, dass der Gütertransport auf Schienen im Vergleich zum Güterverkehr auf der Straße grundsätzlich umweltfreundlicher und klimaschonender ist. Doch durch die Überfrachtung der Strecke mit Güterverkehr auf größtenteils veraltetem Wagenmaterial und der dadurch entstehenden Belastung der Menschen ist zu befürchten, dass die Akzeptanz der Schiene als Verkehrsträger bei den Anwohnern immer weiter abnimmt“, schreiben die Abgeordneten. Gerade auch vor diesem Hintergrund müssten alle vorhandenen Möglichkeiten zur Lärmminderung ausgeschöpft werden.
„Lärmabhängiges Trassenpreissystem“
Nicht nur im Rheintal, auch im Elbtal fordern lärmgeplagte Bürger ihre Politiker. Nach einem Besuch des Bundes-Verteidigungsministers de Maizière (CDU) machte Jan Mücke, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, den Betroffenen mit der Einführung eines lärmabhängigen Trassenpreissystems Hoffnung (hier). Noch ab diesem Sommer sollen Wagenbetreiber, die mit veralteter und lauter Technik auf deutschen Schienen unterwegs sind, einen Aufschlag zahlen. Bis 2020 sollen alle Waggons mit leiseren Bremssystemen – der sogenannten LL-Sohle, auf deren Zulassung man jedoch noch wartet – fahren.
In Bamberg konzentriert sich die Diskussion auf die Trassenführung, wobei die Bahn offensichtlich die Ostumfahrung bevorzugt (hier Interview mit OB Starke) – die Abholzung des Hauptsmoorwaldes hätte nicht nur immense klimatische Folgen für Bamberg. Lärmschutz kann und darf nicht gegen Naturschutz ausgespielt werden. Der beste Lärmschutz fängt an dessen Verhinderung statt. Was am Rhein möglich ist, muss an der Regnitz doch auch möglich sein!
Oder ist alles ganz anders, wie Ludwig Thoma schon um 1900 erkannte – für alle hier nachlesbar.
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Denkschrift der Bamberger Umwelt- und Verkehrsverbände / Europäische Fördermittel für innovativen Bahnlärmschutz in Bamberg möglich / Bamberger Erklärung / Die Bahn kreist, die Stadt kreist /In vier Stunden von München nach Berlin / Viergleisiger Bahnausbau: Ein Tag im Zeichen des Lärmschutzes / Der Bamberger Bahn-Ausbau und der Projektbeirat / Bahnausbau: 3D-Animation führt die immensen Auswirkungen vor Augen / Verschläft die Stadtspitze den Bahnausbau? / Bahnlärm macht das Weltkulturerbe kaputt
Fair sollten Sie zu den Bürgern schon bleiben – bei aller berechtigter Forderung nach leiser Technik! Auch modernste Technik wird den Lärm niemals abschaffen – schon gar nicht bei so gesundheits-feindlichen Gesetzen!
Die Politik setzt keinerlei Signale, dass diese Umrüstung der Wägen wenigstens zu 50% geschafft wird. Was ist denn, wenn die Genehmigung für die neue Bremse nochmal 5 Jahre dauert? Zuerst wird für das Rheintal umgerüstet – aber wohl nur wegen dem Fahrverbot für die Schweiz??????
Alle Versprechen sind schamloses Wahlkampf-Geplänkel. In 10 Jahren hat die Bahn gerade mal 1250 Waggons umgerüstet – von 80.000 eigenen! Und über die höheren Trassenpreise lachen die Buchhalter den ganzen Tag – die sind Pille-Palle gegenüber einer Umrüstung.
Man sollten auch bedenken, dass aktuell nur 2 Waggons je Tag umgerüstet werden und die Regierung schon wieder die Mittel und Zuschüsse zum Umrüsten halbieren will!
Wir wären töricht, wenn wir uns alleine auf neue Technik verlassen würden. Die Rechnung zahlen immer unsere Kinder! Denen sollten Sie aber auch ganz ehrlich erzählen, warum Grundwasser und Gärtnerland zerstört werden sollen. Den Bannwald kann man renaturieren – das Gärtnerland nicht mehr.
Wie gesagt – nichts wäre besser als gar kein Lärm. Nur wie ist die Frage!