Spielt die Deutsche Bahn weiterhin auf Zeit?

Redaktion

Pankraz Deuber macht am 13.4. vor dem Rathaus deutlich, dass die Erwerbssituation der Bamberger Gärtner durch die Bahnplanungen bedroht ist. Foto: Erich Weiß

Was wir am 1. April noch als Scherz formulierten und was viele Bürger wohl schon häufig genug befürchtet haben, zeichnet sich immer mehr ab. Die Deutsche Bahn AG scheint im Zuge des ICE-Trassenausbaus auf Zeit zu spielen – zumindest wenn es um den Abschnitt Bamberg Stadt geht. So sollen, laut „AG Bahnsinn-Bamberg“ und „Das bessere Bahnkonzept“ in der Region Bamberg (Landkreis Nord und Landkreis Süd) Tatsachen geschafft werden. Nur so seien die weiter fortgeschrittenen Pläne für den Landkreis Nord zu deuten. Und auch für den Landkreis Süd sind die Planungen weit fortgeschritten. Nur für die Stadt Bamberg wartet man die Überprüfung der 9 Varianten ab. Diese Dialogbereitschaft seitens der Bahn könnte aber ein Schachzug sein. Während im Stadtrat noch diskutiert wird, baut die Bahn in beiden Landkreisabschnitten. Somit würde eine Diskussion über den Bereich Bamberg Stadt nicht mehr ergebnisoffen geführt werden müssen. Die Stadt wäre „eingekesselt“, so heißt es in der Pressemitteilung.

Planungstrick. Grafik: AG Bahnsinn

Zumindest die Genehmigung für den Bauabschnitt im Norden ist zunächst ausgesetzt. Es gab Einsprüche von Bürgern gegen begleitende kommunale Planungen, die auch die Bahnplanungen erstmal auf Eis legen bis die Einsprüche überprüft und das weitere Vorgehen entschieden wird. Aber es scheint allerhöchste Eisenbahn zu sein. Es muss nicht nur für den Bereich Stadt Bamberg diskutiert werden, es müssen auch beide Abschnitte der Landkreise verhandelt werden. Eine Lösung – als Ergebnis einer Diskussion, bei der alle beteiligt und ernst genommen werden. Die Landkreise sind jetzt auch umso mehr gefragt – eine einheitlich Linie zwischen Landkreis und Stadt Bamberg erscheint mehr denn je erforderlich. Sonst könnten die Diskussionen im Stadtrat bald keinen Einfluss mehr auf den Ausbau haben.

"AG Bahnsinn-Bamberg" und "Das bessere Bahnkonzept"

Die Planungsintrige der Bahn wurde gestoppt

Dank guter Vernetzung gelang es den Bürger-Initiativen „Bahnsinn-Bamberg“ und „Das bessere Bahnkonzept“ eine brisante Strategie der Bahnplaner zu entschärfen. Ein kleiner Fehler im Ablauf wurde jetzt genutzt, um die drohende Abriegelung der Stadt Bamberg zu stoppen. Von wegen – die Bahn baut eh was sie will!

Die alte Taktik bei umstrittenen Planungen sollte jetzt auch in Bamberg zum Einsatz kommen. Das bekämpfte Gebiet abgrenzen und ringsherum vollendete oder unabwendbare Tatsachen schaffen. Auch in Bamberg, einer UNESCO Weltkulturerbestadt, plante die Bahn mitten durch Natur- und Lebensräume zu bauen – notfalls mit nutzlosen, teilweise 8 m hohen Mauern. Eine Mitsprache in Bamberg wurde mit dem Wissen zugesagt, schon im Sommer wird jedes Gutachten wertlos sein!

Die Region Bamberg ist mit seinen 3 Bau-Abschnitten (Lkr. Nord, Bamberg und Lkr. Süd) geradezu prädestiniert, die Stadt im Zentrum blitz-sauber einzukesseln. Eine objektive Prüfung von 9 Alternativen ist Augenwischerei, wenn gleichzeitig im Norden des Landkreises die Planung längst in trockene Tücher gebracht werden. Schon bis Juni wären die Unterlagen beim Bundesamt zur Genehmigung eingereicht worden. Danach stünde die Bahn mit den Schienen vor dem Gleisdreieck und akzeptiert nur noch die gewaltsame alte Planung – mitten durch die Stadt.

Doch dieser Trick ist nun gestoppt! Mit gut vorbereiteten Rechtsmitteln und mehreren Einsprüchen ist die aktuelle Planeinreichung im Norden unmöglich geworden. Nebenbei ist das „Krisengebiet Bamberg“ von einer alternativlosen Zwangslage erlöst. Es gibt aktuell keinen Weg für die Bahn, das Vorhaben der Abriegelung zu verwirklichen. Nun kann in Ruhe nach der besten Lösung gesucht werden! Auf das großzügige Einlenken der Bahn muss nun niemand mehr hoffen. Aber darauf alleine hätten eh nur unvernünftige Politiker einen Groschen gesetzt!

Will die Bahn ihre Zielvorgaben noch einhalten, muss sie jetzt kooperieren und faire Kompromisse eingehen. Objektive Gutachter und bürgerfreundliche Lösungen sind Formeln, mit denen die Bremse reibungslos wieder geöffnet werden kann. Für die Bahn steht mehr als nur die aktuelle Planungszeit auf dem Spiel. Der gesundheits-schädliche Schienenbonus steht kurz vor der Auflösung und jede neue Verzögerung bedeutet ein baldiges Sonderrecht der Bürger auf aktiven Lärmschutz. Gerade in Bamberg ein heißes Eisen entlang der Strecke, wo viele Menschen seit mehr als 20 Jahren auf einen gesunden Schlaf ohne Güterzuglärm warten müssen.

Der Neu- und Ausbau der Strecke kommt wahrhaftig erst in vielen Jahren, egal was hier und heute passiert. Doch jeder Tag Zeitverlust der Bahn bringt alle Menschen der Stadt und des Landkreises Bamberg einer positiven Lösung viele große Schritte näher. Mut und Beharrlichkeit zahlen sich für die Bürger aus und genau das kann man auch von der Politik verlangen. Wir möchten alle, dass unsere Bahn durch unser Land fährt – aber modern. Nur das darf man Vernunft nennen!