Zapfendorf: kein gutes Juryurteil und trotzdem gute Steuergelder!

Zapfendorf: zerstörte Kirche und Schulhaus, Sommer 1945. Foto: Marktgemeinde Zapfendorf

Wolfgang Neustadt

Zur umstrittenen Mahnmalentscheidung 

Der Hergang der Zapfendorfer Mahnmalentscheidung war suboptimal. Das dürfte allen Beteiligten klar sein. Plötzlich ging es kurz und gar nicht schmerzlos. Am 13.12.2012 war die Sache im Zapfendorfer Marktgemeinderat nach anderthalbstündiger Beratung durch.

Nach insgesamt drei Jahren Einübung. Plötzlich war der ursprünglich Drittplatzierte Erster: Bernd Wagenhäuser soll also seine Stahlsäule in Bahnhofsnähe hinsetzen dürfen. Für Pessimisten vorhersehbar.

Die Geschichte ist lang. Sie beginnt mit der alliierten Bombardierung eines deutschen Munitionszuges am 1.4.1945 auf dem Bahnhofsgelände. Die Folgen waren für den Ort und seine gewachsene Geschichte verheerend: das Ortszentrum wurde mitgetroffen, 23 Menschen kamen ums Leben.

Die Idee für ein Mahnmal nach so langer Bedenkzeit ist bemerkenswert. Wer weiß noch davon? Und wenn, wen interessiert es eigentlich noch? Wer ahnte je im Nachhinein, dass ausgerechnet Zapfendorf und dann noch in den letzten Kriegstagen so grausam in die mörderischen Geschehnisse verwickelt wurde? Es ging also mit dem Mahnmal verdienstvoll um gemeinsame Erinnerung und Bewußtseinsbildung für die Zukunft.

Luftaufnahme vom 19.7.1945 nach der Bombardierung. Fotorechte: Marktgemeinde Zapfendorf u. US-Verteidigungsministerium, Bearbeitung Wolfgang Neustadt

Einzige Zeitzeugin ist Gunda Schaller. Sie war an der geschichtlichen Aufarbeitung und Mahnmalentwicklung von Anfang an beteiligt. Erste Gedanken innerhalb der Marktgemeinde vor drei Jahren steuerten auf eine selbständige Beauftragung, ein dreiköpfiger Arbeitskreis wurde gegründet. Dann lockten Fördergelder über das städtebauliche Entwicklungskonzept SEK, die auch bis heute flott sprudelten (Regierung, Sparkassenstiftung, Oberfrankenstiftung). Der Kostenansatz lag bei 30.000 € für das Denkmal selbst, 15.000 für Wettbewerb, Jury und Preisgelder. Davon sind aktuell 40.000 bereits eingegangen.

Jury

Bedingung war ein vorgeschalteter Wettbewerb mit Jury, die Projektsteuerung lag beim Bamberger Büro transform (www.transform-online.de).

Die Zeit drängte, das Denkmal soll zum Jahrestag der Zerstörung am 1.4. 2013 stehen.

Anfang 2012 wurde der Wettbewerb ausgelobt. Jurymitglieder mit Stimmrecht waren: Vorsitzender Prof. Ovis Wende, Dr. Barbara Kahle (Kunstverein Bamberg e.V.), Christiane Toewe (Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e.V. Oberfranken), Dr. Th. Gunzelmann (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege), Baptist Schütz (2. Bürgermeister) sowie Gunda Schaller. Damit saßen die drei Vertreter des Arbeitskreises stimmberechtigt mit in der Jury. Ohne Stimmrecht aus dem Gemeinderat waren dabei: Thomas Porzner, Dagmar Raab und Andreas Schonath.

Ursprüngliche Juryentscheidung: 1. Platz, Entwurf Roland Schön. Foto: Marktgemeinde Zapfendorf

Erster Platz

Die erste Entscheidung fiel am 8.10.2012 per Jurysitzung. In die Schlusswertung kamen drei Vorschläge. Eine kleine öffentliche Ausstellung präsentierte die prämierten wie auch nicht in die nähere Auswahl gekommene Arbeiten.

Sieger wurde der Entwurf von Roland Schön (Neudrossenfeld; Stimmenverhältnis in der Jury 4:2). Ein abstrakter Entwurf mit Tempelassoziation. Er besteht aus einer Bodenplatte und 41 schräg zueinander aufsteigenden dünnen Röhren, als Unterbau einer schmalen flachen Betonplatte. Konkrete historische Bezüge zum Ereignis sind ein 1.4.1945 datierter, übrig gebliebener Eisenbahnpuffer auf der Platte neben dem Aufbau und das zukünftige Errichtungsdatum unter der Deckplatte. Laut Juryurteil: „hohe künstlerische Qualität“, „optimistischer Ansatz für heute und gestern“ (nicht für morgen?), „vielschichtige Metapher für Wiederaufbau“ und ein Angebot als Treffpunkt und offener „Schutzraum“ (wie?, Schutz wovor?, eine unglückliche Begriffsassoziation?). Auffällig hochgestochene Begründungsmetaphern.

Ursprünglicher 2. Platz: Entwurf Thomas Eller. Foto: Marktgemeinde Zapfendorf

Zweiter Platz (Stimmenverhältnis 4 : 2)

Thomas Eller schlug eine ca. 15 m lange, ca. 3 m hohe Bildwand aus Edelstahl vor, symbolisch bestehend aus mehreren Eisenbahnwaggons, mit verzerrt in schwarz aufgedruckten Fotos von Zapfendorf unmittelbar nach der Zerstörung, darunter verlaufen seismografische Kurven. Der ungekrönte, eigentliche Favorit ! (s.u.) “Die Polyvalenz von metamorphen Fotos zu seismischen Analogien und dynamischen Erinnerungen an Eisenbahnwaggons macht diesen Entwurf zu einem außergewöhnlichen“ (Juryurteil). Aber: „Die zu erwartenden nachbarschaftliche Konsensprobleme stehen einer Realisierung entgegen“. Was haben derartige Konsensprobleme mit einer inhaltlich-äthetischen Jurybewertung zu tun?

Ursprünglicher 3. Platz: Entwurf Bernd Wagenhäuser. Foto: Marktgemeinde Zapfendorf

Dritter Platz (Stimmenverhältnis 5:1)

Bernd Wagenhäuser landete mit seiner 2,5 m hohen beschrifteten Corten-Stahlstele auf den Plätzen. „Die Verbindung von gerollter Statik (?) als Metapher des Aufbaus vor dem Chaos der inneren Zerstörung (?) hätte etwas differenzierter in Dimension und Form wirken können“ (Juryurteil). Hier kam auch Kritik auf, aber diesmal wenigstens konkret projektbezogen.

Der Arbeitskreis trat für diesen 1. Preis ein und er steht weiterhin überzeugt dazu. In vorderster Reihe steht bis heute engagiert Herr Schütz (2. Bürgermeister).

Es fehlte aber ja nur noch ein Votum: entscheidend war, ob der Gemeinderat die Empfehlung der Jury akzeptieren würde oder ob er sich querstellt. Das war der kleine aber feine Haken.

… and the winner is …

Am 13.12.2012 kam der ja schon zu erwartende Paukenschlag, der Gemeinderat hatte das Juryurteil abgeschmettert. Warum auch nicht? Einfach so. 15 gegen 5 Stimmen sprachen sich gegen die Jury- und Arbeitskreis-Empfehlung nun für den ursprünglich Dritten des Wettbewerbs aus: für die Stahlstele von Bernd Wagenhäuser. Das wirft natürlich ein bezeichnend Licht auf die Abläufe und ihre Hintergründe.

Kritik

Wer kann mit der Entscheidung einigermaßen beruhigt nach Hause gehen? Der Gemeinderat irgendwo schon, zu allererst. Er hat entschieden nach seinem „besten Gefühl und Interesse“, in Vertretung seiner Wähler. Konkret: er fühlte sich von dem Juryvorschlag nicht repräsentiert. Das muss ja a priori auch nicht sein. Das muss, wenn auch unter Bauchschmerzen, nachvollziehbar und unangetastet bleiben können.

Wem ist weiter kein richtig grundlegender Vorwurf zu machen? Herrn Schütz ebenso nicht. Er trieb die Mahnmalidee voran und kämpfte dann für das Konzept von Roland Schön. Der Entwurf gefiel ihm, er war/ist überzeugt und zeigt Zicilcourage. Dem Projektsteuerer Herrn Schäfer von transform ist ebensowenig ein grundlegender Vorwurf zu machen, er stand bezüglich Urteilsbildung außerhalb.

Vier der sechs stimmberechtigten Jurymitglieder gehörten nun per Besetzungsliste klar erkennbar zur „Nomenklatura“ Kunstreflektierter bzw. „Kunstbetroffener“, zu den vermeintlich öffentlich besonders ausgewiesenen SpezialistInnen. Herrn Schütz und Frau Schaller darf, mit höchstem Verlaub, ein ehrlicher, unverstellter, rationaler, aber auch emotionaler Zugang zum Thema Kunst und Denkmal unterstellt werden.

Jury und Wolkenkuckucksheim?

Leider immer noch passiert es, dass in vergleichbaren Fällen Juries aus dem Wolkenkuckucksheim bewerten. Rein kunstvoll. Reicht das für eine kleine, in solchen Fragen berechtigt eher unbeholfene Marktgemeinde? Jetzt im Nachhinein erscheint das umso deutlicher zu wenig. Es entstand, früh absehbar, eine merkliche Diskrepanz zwischen einem/dem hohen Kunstwollen und einer darauf keineswegs vorbereiteten Gemeinde.

Das Juryurteil war umsetzungsorientiert. Zur Begründung reichten ihr leider aber nur hehr aufgerüstete Worte und Erklärungsversuche aus der überdeutlichen metaphorischen Mottenkiste (s.o. Auszüge aus den Juryurteilen). Nach außen durften keinerlei Zweifel, auch keine möglichen Kompromissabsprachen herausdringen.

In einer größeren Stadt mit eher zu erwartender „Kunst-Lobby“ wohl alles kein großes Problem. Wie vielleicht auch nicht in Bamberg, wo man von Dr. Goldmann behutsam an „moderne Kunst gewöhnt“ wurde. Blieb man ja dort wohlweislich, mit einer Ausnahme, figürlich nachvollziehbar.

Hier in Zapfendorf liegen die Dinge verständlicherweise eben anders. Klartext: für Zapfendorf erscheint soviel „Hochkunst“ inopportun, noch. Musste die Jury das sehen? Ja! Dann hätte es auch bei weitem nicht zu diesem Eklat kommen können.

Kunst hat endlich nicht mehr nur was mit Wollen, Können und viel Arbeit zu tun, sondern heutzutage zum Glück immer mehr mit Über-, besser Vermittlung und Meinungsstreit. Wie z.B. die vor kurzem gelaufenen Wettbewerbe und demokratisch gelungenen Entscheidungen im Kunst-/Kulturrraum in Litzendorf oder auch in Hallstadts Neuer Mitte.

Gunda Schaller formulierte es in Johannes Michels frischem Onlinekommentar sehr schön unbefangen (zu R. Schöns Entwurf): „Die Jugend wird das Mahnmal als Rummelplatz nutzen. Außerdem kann sich niemand etwas darunter vorstellen, ich sehe keinen Erinnerungswert an die Zerstörung.“ (http://nachrichtenamort.de/zapfendorf/gemeinderat-entscheidet-ueber-mahnmal-2012/; vgl. dagegen seinen leider im FT „überarbeiteten“ Artikel/ FT 15./16.12.12).

Die Frage nach einer Akzeptanz in der Jugend ist in der Tat auch nichts für einen auratischen Elfenbeinbeinturm. Wer hat jemals die Jugend zu befragen und einzubinden versucht? Auch die Zapfendorfer Jugend soll und muss doch davon wissen und sich erinnern, sich zukünftig damit identifizieren und damit leben können. Die Jury urteilte zum Schön-Entwurf kryptisch, aber beschämend eindeutig: „optimistischer Ansatz für heute und gestern“! An „morgen“ dachte sie bezeichnenderweise nicht. Auch das muss einem wesentlich umfassender zu begreifenden Anspruch an eine Jury zugemutet werden dürfen.

Herrn Gunzelmanns unsägliches Junktim

Es wäre wahrscheinlich alles ein wenig leichter erträglich gewesen, wenn es nicht noch richtig unappetitlich geworden wäre. Jurymitglied, Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Dr. Thomas Gunzelmann ließ sich in der Ratssitzung am 13.12.12 offenbar zu folgendem Junktim hinreißen: „Sie (der Rat) entscheiden hier nicht allein über Geld der Gemeinde Zapfendorf, sondern über öffentliche Gelder, die auch im Vertrauen auf eine gute Juryentscheidung vergeben wurden“ (Zitat nach Johannes Michel, a.a.O.). Ach so? Das klang sehr unschön! Die Gemeinde hatte also die wohlfeile Pflicht, Juryurteile zu befolgen? Gute Urteile sehr wohl, aber auch schlechte? Bezeichnend peinlich! Schlechte Gemeinderatsentscheidungen sind offenbar politisches Gift und schlechte Werbung für eine hehr umsorgende Jury?

Wagenhäuser macht das Rennen?

Wie deus ex machina tauchte also der Entwurf von Bernd Wagenhäuser per Ratsentscheid wieder aus der Versenkung auf. Er war ursprünglich schon mal mit 5:1 Jurystimmen auf Platz 3 gelandet. Was sich dann nach der Abwahl von Roland Schöns Tempelassoziation bei der Gemeinderätin Dagmar Raab enttäuscht wie folgt anhörte (in Verteidígung des Schön-Entwurfs): „Wagenhäusers Kunstwerk dagegen werden die meisten Zapfendorfer, wenn überhaupt, einmal betrachten und dann sang- und klanglos daran vorbeilaufen – als wäre es schon immer da gewesen.“

Da gehen ziemliche Risse auf. Wie wird es Bernd Wagenhäuser schaffen, mit solch strenger Aussage weiter zu leben, geschweige am Mahnmal zu werkeln?

Der eigentliche Favorit

Unsere Wahl war von Anfang an nicht zu verhehlen. Es war Platz 2 der Urwahl, der Entwurf von Thomas Eller, der laut Jury wegen der hier deutlich zu hinterfragenden „nachbarschaftlichen“? Gründe leider nur dort gelandet war (s.o.).

Sein Entwurf hatte Modernität im besten Sinne des Wortes, er war originell, er blieb verfremdend, aber figürlich und somit visuell ansprechend und verständlich.

Er bietet weniger (!) Interpretationsspielraum, gleichwohl Nacherlebbarkeit (in freier Abwandlung nach Gemeinderätin Dagmar Raab) und er bot erkennbar Zugang zum Ereignis (Gunda Schaller). Er sollte die Jugend heute / bleibend ernsthaft ansprechen können. Der Entwurf stimmte als Mahnmal, inhaltlich und formal als durchaus innovatives Denk-/Mahnmal. Vielleicht überdimensioniert, vielleicht nicht am richtigen Platz oder auch sonst nachbesserungswürdig, weil -fähig. Und er braucht eben keine übersinnliche Aura drum herum, weder Podest noch Sitzbänke. Wenn die Jury diesen Entwurf abgeurteilt hatte wegen zu erwartender nachbarschaftlicher Konsensprobleme (?), warum griff sie dann mindestens hier nicht auch praktisch tiefer ein?

War da was und waren die genannten nachbarschaftlichen Probleme etwa letztlich nur vorgeschoben, um sich auf einen Kompromiss einigen zu müssen? Wer war/ist mal Mäuschen?

Weiterführende Vorschläge spezifisch objektbezogen, ästhetisch, aber auch aus praktischen etc. Gründen?, z.B. durch Versetzung, durch zu wünschende Überarbeitung, kleinere Dimensionierung …? Wäre alles möglich gewesen.

Zurecht sah es Johannes Michel ähnlich: „Da wäre die Installation von Thomas Eller noch die deutlich bessere Alternative gewesen. Nicht etwa entlang der Grundstücke am Bahnhofsplatz, sondern als Verschönerung der kommenden Lärmschutzwände. Dafür sprach sich aber nur ein einziger Gemeinderat aus“ (J. Michel, s. Kommentar a.a.O.).

Was hat Bernd Wagenhäusers Entwurf nicht, im Gegensatz zur Stahlwand von Thomas Eller? Er ist wenig originell, eben traditionell und nicht (mehr) zeitgemäß, er hat trotz Beschriftung keinen Wiedererkennungswert, d.h. also Thema, Form und Inhalt werden wenig neuartig entwickelt. Dieser Entwurf braucht s/einen herkömmlichen Denkmalumraum mit zusätzlicher Auratisierung als sinnverstärkende Denkmalerhöhung (physisch und spirituell) durch eine Podestaufstellung und Bänke drum rum zum Verweilen.

Prompt so lautete ja schon der Vorschlag von Gemeinderat Georg Söhnlein (s. J. Michel; selbst die Jury wünschte doch schon eine in Dimension und Form differenziertere Wirkung). Und warum sollte dann dieser Entwurf der Jugend heute und morgen (noch) etwas sagen?

Auch Bürgermeister Martins Erklärungsversuch zieht nicht mehr: „Über Kunst wird es immer die verschiedensten Meinungen geben.“ (Zitat nach J. Michel, Kommentar, a.a.O.) Ein derartiges Urteil ist mittlerweile zu einfach und dürfte eine gute Jury nur wenig beeindrucken. Gibt es doch durchaus eindeutige Kriterien und Maßstäbe, um mit Kunst oder Denkmalentwürfen umzugehen, ohne bitte sprachlich aus dem Wolkenkuckucksheim zu urteilen

Alles ausgesprochen schade. Ziemlich verfahren. Oder gar unprofessionell? Und: nur Steuergelder bei einem guten Juryurteil?

Fazit

Signifikante Differenzen also innerhalb der Jury und im Gemeinderat, auch zwischen den Fronten. Hoffentlich wird es in Zapfendorf bald wieder eine Gelegenheit zum Beweis des Gegenteils geben, dass das Verfahren grundsätzlich gut ist, nicht nur „von oben“ gut gemeint. Und dass alle Beteiligten in der Zwischenzeit ihre ästhetisch wirklich nachvollziehbaren, auch institutionellen und prozeduralen Hausaufgaben gemacht haben werden.

Erfolgreich verlaufene Entscheidungsprozesse wie in Hallstadt und Litzendorf haben doch schon sehr eindrucksvoll gezeigt, wie es gehen kann (s.o.). Insbesondere als in Litzendorf sogar schon ein Juryurteil demokratisch nachträglich „umgebogen“ wurde, was zu einem wesentlich besseren Ergebnis führte (die Jury hatte dort ursprünglich, ganz im Gegensatz zu Zapfendorf !, ästhetisch viel zu traditionalistisch gerichtet; leider wurde dieser nach-Jury-Prozess aber bislang nicht transparent, siehe o.g. Beitrag in der Bamberger Onlinezeitung).

Der Souverän hatte hier in Zapfendorf zuvorderst „Recht“, was in der Tat mit Kunst oder z.B. Moral leider noch immer nicht richtig etwas zu tun hat. Er besaß zudem klar zu wenig übergreifende Entscheidungskriterien. Diese wurden ihm nicht vermittelt! Die kleine Marktgemeinde selbst konnte diesen Kulturauftrag einfach nicht allein stemmen, auch mit dem offenbar schwerlastig „auratisch dominierten“ Arbeitskreis nicht.

Sicher sind einige Gründe für das Versagen bei so ziemlich allen zu suchen und zu finden, auch beim Arbeitskreis genauso wie beim Steuerer.

Vor allem die Jury kommt aber aus der Affäre nicht heraus! Ihr fehlte der erforderliche „Kontakt zur Basis“, vor allem ein Gespür und ein gehörig Maß an Empathie für den Ort, nicht nur nicht für das (zu hehre) Mahnmal. Im wesentlichen von ihr hätten die adäquaten ästhetisch-inhaltlichen Kriterien und Anstöße auch in sozio-kultureller Abwägung kommen müssen. Auch sie hätte, z.B. durch mehr Kommunikation in der Gemeinde öffentlich mehr dafür werben und vermitteln müssen, nicht nur in und für die Jury. Vor allem von ihr hätte institutionell diese Urkompetenz von und nach außen erwartet werden müssen. Das gehörte mit zum Job.

Anders als ungehörig beim laufenden count-down am 13.12. 2012 unter die Gürtellinie zu treten mit einem mehr als fragwürdigen Junktim.

3 Gedanken zu „Zapfendorf: kein gutes Juryurteil und trotzdem gute Steuergelder!

  1. Sehr geehrter Herr Neustadt,

    der Vorwurf, der Jury fehle der „Kontakt zur Basis“, sowie „ein Gespür und ein gehöriges Maß an Empathie für den Ort“ geht ins Leere.

    Sechs von neun Jury-Mitgliedern sind Zapfendorfer, die sich lange und intensiv mit dem Thema und dem Ort befasst haben. Den übrigen drei Jury-Mitgliedern fehlt sicherlich der Kontakt zur Basis (braucht es ja auch nicht), aber ganz gewiss nicht ein Gespür und ein gehöriges Maß an Empathie für den Ort.

    In Ihrem Artikel wird vor allem Ihr grundsätzliches Problem mit der Einsetzung von Jurys deutlich. Sie loben den Gemeiderat für seine Entscheidung, dabei geht doch gar nicht um die Frage, welches Kunstwerk die Bürger nicht wollen, sondern darum, ganz bewusst keine populistische Entscheidungen zu treffen, denn sonst könnte man ja die Bürger direkt abstimmen lassen.

    Markus Schäfer
    transform

    • Sehr geehrter Herr Schäfer,

      Sie kritisieren meinen Vorwurf eines fehlenden Basiskontakts der Jury, ich erwidere: mein Vorwurf geht keineswegs ins Leere.

      – die Gemeinde hatte 3 Jahre Zeit, sich eine Meinung zu bilden, d.h. 2 Jahre ohne Jury, ohne eine zu erhoffende unterstützende „Kunst“kompetenz; die doch letzlich dann ganz ins Leere ging; wo war hier der Basiskontakt?

      – eine stimmberechtigte Jury mit 2-3 Zapfendorfern hat es nicht geschafft, im Sinne auch der Gesamtgemeinde zu einer für möglichst alle tragfähigen Lösung zu kommen; das ist Basiskontakt?

      – die Frage einer „schwierigen Akzeptanz“ war absehbar, besser: bekannt, das ist Basiskontakt?

      – schließlich wurde ein Entwurf prämiert und noch ein anderer gewählt, jeweils als Ausdruck eines vorhandenen Kontakts zur Basis?; im Vorfeld erfolgten nach außen hin weder transparente Fragen noch Antworten nach Ortsbezug, Wiedererkennbarkeit/ Erinnerungswert, figürlich-nicht figürlich; ohne die Spur von Idee der Einbindung und Vermittelbarkeit an die Jugend? (gestern-heute?, s. entsprechend metaphorische Mottenkiste im Juryurteil); das alles ist Basisbezug?

      – und wir möchten bitte überhaupt noch an Herrn Herrn Gunzelmanns bemerkenswerte Äußerung als Ausdruck reinen Basiskontakts erinnern dürfen?

      – ich lobe den Gemeinderat nicht, sondern ich betone sein Recht so zu entscheiden, aufgrund seiner, auf diese Art leider verständlicherweise, mangelnden tieferen „Kunst“kompetenz, womit wir natürlich gern schnell bei der Gesamtgemeinde sind, aber eben vor allem nicht zu schweigen von der Jury und dem Gesamtprozess;

      – Populismus: aber natürlich geht es darum, welches Denkmal auch die Bürger wollen (ohne gleich die „Populismus-Keule“ hervorzuzaubern), das war genau der Job im Vorfeld;
      Jury- wie auch Gemeinderatsentscheidungen können (hinter- /vorher) umgebogen werden, eben weit vor der „Keule“!;
      eine möglichst kompetente, gleichberechtigte, demokratische Entscheidung vonseiten des Gemeinderats sollte doch das Ziel gewesen sein, für alle Beteiligten, besonders für die Jury; wer sonst sollte/konnte wissen, worums geht?
      Davon spüre ich im Urteil und Verhalten der Jury sowie leider auch in Ihren Aussagen jetzt hier überhaupt zu wenig.

      Freundliche Grüße.
      WN

  2. Gunst in Zabfendoof – worüm dänn? Da hädd‘ doch a Pronzeblagettla näim däs Girchnbordal a glangt. Mid di Nomn dä Dodbombadieädn drauf, des häddn die Zabfendoofer Girchgänger dann immä widdä mol buchschtabieän könna, nur so als „Erinnerungskuldur“. Die auswäddiggn Scherzperden hättmä nei die Röhr’n guggn lassn gönna. Und billiger wär’s a gwon. Däs wär’s doch gwen in denna unsära heudiggn Zaidn!

    Konrad Fischer
    Aach a Möchtegern-Günstler

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